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Infektionen bei Kindern

Antibiotikum – ja oder nein?

12.02.2014  10:03 Uhr

Mittelohrentzündung, Tonsillitis oder Pneumonie sind Erkrankungen bei Kindern, die häufig mit einem Antibiotikum behandelt werden. Das ist jedoch nicht immer notwendig. Professor Dr. Markus A. Rose vom Sana Klinikum Offenbach gab Empfehlungen zum rationalen Einsatz von Antibiotika bei gängigen Krankheitsbildern.

Brauchen wir eigentlich noch Antibiotika? Diese Frage stellte Rose zu Beginn seines Vor­tra­ges. Der Lungenfacharzt beantwortete sie, indem er ein Statement der Weltgesund­heits­orga­nisation WHO zitierte. »Neben verbesserter Ernährung und Trinkwasser­hygiene ist die höhere Lebenserwartung heutzutage im Wesentlichen durch Schutzimpfungen und Antibiotika bedingt.« Der Mediziner plädierte für einen gezielten Einsatz von Antibiotika. Denn Antibio­tika-Resistenz korreliert mit dem Verbrauch, so Rose. Reserve-Antibiotika sollten nur stark restriktiv zum Einsatz kommen.

 

Rose griff Warnungen auf, wonach sich die Gesellschaft in Richtung einer Post-Anti­bi­otika-Ära bewegt. Daher seien Impf­programme sehr wichtig. Und oft biete es sich an, nicht sofort ein Antibiotikum zu verord­nen, sondern erst einmal »abzuwarten und Tee zu trinken«. Das gilt zum Beispiel bei Kindern mit Mittelohrentzündung.

 

Selbstheilungsrate von 80 Prozent

 

»Die akute Otitis media ist der häufigste Grund, weshalb Kinder ein Antibio­tikum bekommen«, informierte der Infektiologe. Oftmals reiche es aber aus, Kinder jenseits der ersten Lebensjahre systemisch oder topisch mit Analgetika sowie mit abschwel­len­den Nasentropfen zu behandeln. Denn viele Infektionen sind viral bedingt. Zudem liege die Selbstheilungsrate bei 80 Prozent.

 

Die Deutsche Gesellschaft für Päd­iatrische Infektiologie hat Kriterien aufgestellt, wann antibiotisch behandelt werden sollte. Das ist zum Beispiel immer bei Kindern im Alter zwischen null und fünf Monaten, bei Kindern unter zwei Jahren mit beidseitiger Mittelohrentzündung, bei einem sogenannten laufenden Ohr und bei Kindern mit chronischen Grunderkrankungen der Fall. Aminopenicilline sind dann unverändert Mittel der Wahl, so Rose.

 

Auch bei der akuten Tonsillitis ist Penicillin therapeutischer Standard. Wie bei der Mittelohr- muss auch die Mandelentzündung nicht automatisch antibiotisch behandelt werden. Denn in 80 bis 90 Prozent der Fälle sei sie viral und nur in 10 bis 20 Prozent der Fälle bakteriell bedingt. Bei einer Tonsillitis sollten Ärzte den sogenannten McIsaac-Score bestimmen, riet Rose. Konzipiert wurde dieser für Kinder ab drei Jahren. Der Score berücksichtigt Parameter wie Alter, Fieber, Husten, vergrößerte Lymphknoten sowie vergrößerte Mandeln. Je nach Höhe des Scores kann der Arzt dann entscheiden, ob ein Antibio­tikum nötig ist oder nicht.

 

Antibiotika bei Pneumonie obligatorisch

 

Im weiteren Verlauf seines Vortrags ging der Referent auf Infektionen der unteren Atemwege ein. Von wenigen Ausnahmen abgesehen sei eine Bronchitis in der Regel kein Grund, ein Antibiotikum zu geben. Anders sieht das bei Lungenentzündungen aus. Laut Rose sind diese immer noch ein Riesenthema in der Pädiatrie und würden oftmals als vergessener Killer der Kinder bezeichnet. Die ambulant erworbene Pneumonie ist oft viraler Genese, mit zunehmendem Lebensalter sind aber auch Bakterien, zum Beispiel Pneumokokken und Mykoplasmen, im Spiel. Jede dritte Pneumonie bei Schulkindern ist eine gemischte virale und bakterielle Infektion. Neben Aminopenicillinen haben Makrolide einen festen Platz in den Therapiestandards. In besonders schweren Fällen sei auch eine Kombination beider Wirkstoffklassen denkbar. Bei Kindern über zehn Jahren könnten zudem Tetracycline erwogen werden.

 

Rose hob zudem den Erfolg der Pneumokokken-Impfung hervor, durch die viele Lungenentzündungen verhindert werden. Eltern können ihre Kinder vor einer Pneumonie und auch vor einer Mittelohrentzündung schützen, indem sie nicht rauchen.

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