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TeGenero-Arzneimitteltest

Sterile Tierhaltung verfälscht Ergebnisse

13.02.2007  11:03 Uhr

TeGenero-Arzneimitteltest

<typohead type="3">Sterile Tierhaltung verfälscht Ergebnisse

Von Christina Hohmann

 

Wissenschaftler haben eine Theorie, warum die verheerenden Wirkungen des Superantikörpers TGN1412 beim Menschen in Tierversuchen nicht entdeckt wurden: Die unter sterilen Bedingungen gehaltenen Affen hatten weniger Gedächtniszellen als die Probanden.

 

Im März vergangenen Jahres entwickelten alle sechs Studienteilnehmer, die den Antikörper TGN1412 der Firma TeGenero injiziert bekommen hatten, kurz nach der Verabreichung massive Schwellungen und Multiorganversagen. Sie mussten auf der Intensivstation des Londoner Northwick Park Hospitals behandelt werden und überlebten nur knapp. Wie spätere Untersuchungen zeigten, hatte der Wirkstoff eine starke Überreaktion des Immunsystems, einen »Zytokinsturm«, ausgelöst. T-Zellen vermehrten sich rapide und überfluteten den Körper mit pro-inflammatorischen Zytokinen, die eine großflächige Entzündung verursachten. Diese Wirkung wurde bei den in präklinischen Untersuchungen verwendeten Affen nicht beobachtet, weil sie weniger T-Helfer-Zellen besitzen, glaubt Federica Marelli-Berg vom Imperial College London. Ihre Daten stellte sie Ende Januar auf der Konferenz des Club de la Transplantation in der Nähe von Paris vor.

 

Der Antikörper TGN1412 war entwickelt worden, um sogenannte regulatorische T-Zellen (Treg) zu stimulieren, die das Immunsystem ausgleichen. Er sollte bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose oder Arthritis helfen. Doch der Wirkstoff konnte bei menschlichen Zellen das Schutzsystem der T-Zellen umgehen, das sicherstellt, dass sie nur durch das von ihnen bekannte Antigen aktiviert werden. Dadurch wurde bei den Probanden eine große Zahl von Gedächtnis-T-Zellen unspezifisch aktiviert, also ohne ein antigenspezifisches Signal. Die Laboraffen, die unter sterilen Bedingungen gehalten werden, hatten wenige Infektionen durchgemacht und besaßen somit auch nur eine geringe Zahl an Gedächtnis-T-Zellen, argumentiert Marelli-Berg.

 

Die Überaktivierung von T-Helfer-Zellen war vermutlich auch der Grund, warum den Probanden nahezu alle Organe versagten. Normalerweise befinden sich die Immunzellen ausschließlich im Blut. Wenn die Forscher um Marelli-Berg Gedächtnis-T-Zellen von Mäusen künstlich über den Rezeptor CD28, an den TGN1412 bindet, stimulierten, wanderten die Zellen in Organe wie Herz, Niere und Darm ein und richteten dort großen Schaden an.

 

Das Risiko minimieren

 

Die Ergebnisse werfen die Frage auf, ob die Behörden klinische Studien mit einem solch potenten monoklonalen Wirkstoff überhaupt hätten zulassen dürfen. Der abschließende Bericht der britischen Behörde hatte gezeigt, dass für den verheerenden Ausgang der klinischen Studie allein der Wirkstoff TGN1412 verantwortlich war und nicht etwa Fehler im Studienprotokoll.

 

Um das Risiko bei späteren Phase-I-Studien mit anderen Biologicals zu minimieren, entwickelte Stephen Inglis vom National Institute for Biological Standards and Control in London einen neuen Test mit menschlichen Zellen, der den Zytokinsturm hätte vorhersehen können.

 

Doch Inglis bezweifelt, dass die niedrige Zahl an T-Helfer-Zellen der Laboraffen der einzige Grund für die unterschiedlichen Effekte des Antikörpers waren. Wenn er statt Menschenzellen Affenzellen in seinem Test verwendete, trat nicht derselbe Effekt auf. Dies weist auf fundamentale Unterschiede zwischen den beiden Spezies hin. Affen könnten ein weniger entwickeltes Immunsystem als Menschen haben, meint Inglis. »Wir müssen sehr vorsichtig sein bei der Interpretation von toxikologischen Daten, die von Primaten stammen.«

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