Wahl der Grundlage ist entscheidend |
13.02.2007 14:49 Uhr |
<typohead type="3">Wahl der Grundlage ist entscheidend
»Nirgends spielt die Galenik eine so große Rolle wie bei den Dermatika«, so Professor Dr. Christian Surber, Egerkingen. Die Behandlung mit wirkstofffreien Grundlagen, oft als adjuvante Basis-Pflegetherapie bezeichnet, sei heute wesentlicher Bestandteil umfassender therapeutischer Konzepte in der Dermatologie.
Die basistherapeutische Hautpflege werde in der Dermatologie als prophylaktische Maßnahme verstanden, die weit über den Begriff »Hautpflege« hinausgeht. Die Grundlage selbst bilde somit das Therapeutikum.
Ob Lösung, Hydrogel, Hydrolotio, Schaum, Creme, Cremepaste, Lipolotion, Fettcreme oder -salbe: Weniger für den pharmazeutischen Technologen als vielmehr für den Therapeuten stehe die therapeutische Zweckform im Vordergrund des Interesses. Aufbauend auf der Klassifizierung halbfester Arzneiformen und ihrer wichtigsten Eigenschaften sei die Auswahl von Grundlagen bei der Behandlung dermatologischer Erkrankungen durch Aspekte wie Diagnose (Wirkstoffwahl), Art von Effloreszenzen (akut, subakut, chronisch), Lokalisation (unbehaarte oder behaarte Haut, intertriginöse Stellen), Ausdehnung der Affektion (klein- oder großflächig), Hauttyp (seborrhoisch, sebostatisch) und kosmetische Ansprüche (Compliance) geprägt.
Detailliert schilderte Surber im Verlauf seiner Ausführungen Effekte des Vehikels als dynamischer Wirkstoffträger in Bezug auf biopharmazeutische Eigenschaften (Erhöhung und Reduktion der Wirkstoffaufnahme) sowie pharmazeutisch-technologische (Flexibilität, Streichbarkeit, Klebrigkeit, Rheologie, Wirkstofffreigabe), kosmetische (Geruch, Farbe, Entnahme aus dem Primärbehältnis, Taktilität, visuelle Erscheinung des Produktes auf der Haut), chemisch-pharmakologische (bakteriostatisch, antipruriginös, adstringierend) und physikalische (reinigend, schützend, befeuchtend, okkludierend, trocknend, kühlend) Charakteristika.
Metamorphose des Vehikels
Bei der topischen Pharmakotherapie werde häufig nicht realisiert, dass sich die Arzneiform nach Applikation auf die Hautoberfläche aufgrund der Abdunstung ihrer flüchtigen Bestandteile dramatisch verändern kann. Nicht weniger bedeutend sei die Adsorption, Penetration und Permeation von Hilfsstoffen oder das Vermischen der Arzneiform mit Hautbestandteilen wie Lipiden oder Sekreten während des Applikations- und Einreibevorgangs.
Diese Vorgänge werden als »Metamorphose des Vehikels« bezeichnet. Das heißt, die ursprüngliche Arzneiform hat nach der Applikation nur noch wenig Ähnlichkeit mit der vor Applikation. Den Einfluss der Arzneiform auf die Wirkstoffaufnahme durch die Haut abzuschätzen, sei deshalb ohne konkrete wissenschaftliche Daten äußerst schwierig. Es könne davon ausgegangen werden, dass überwiegend die Summe der Hilfsstoffe nach Applikation auf die Haut und nicht die Arzneiform des Ausgangsproduktes selbst für das Ausmaß der Wirkstoffaufnahme verantwortlich ist. Diese Vorgänge und ihre Bedeutung seien bis heute weitgehend unerforscht. Für die gerade bei manchen Kosmetika nicht näher spezifizierte »Tiefenwirkung« gäbe es jedoch keine Evidenz.