Rezepturqualität ist Teamleistung |
13.02.2007 15:39 Uhr |
<typohead type="3">Rezepturqualität ist Teamleistung
»Die Rezepturherstellung fängt mit der Rezeptannahme an«, so Rosemarie Eifler-Bollen vom Neuen Rezeptur-Formularium (NRF), Eschborn, beim Seminar »Qualitätsoffensive dermatologische Rezeptur«. Das therapeutische Konzept des Arztes, mit anderen Worten: die Indikation, die Art der Anwendung und die Dauer der Behandlung müssen erkennbar sein, so die Referentin.
Handelt es sich um eine frei komponierte Rezeptur oder um eine Magistralrezeptur? Sind alle Ausgangsstoffe vorhanden oder muss eine Bestellung erfolgen? Liegt eine rationale Wirkstoffkombination vor? Gibt es Aspekte, die die Herstellung der Rezeptur verbieten, sprich: ist diese bedenklich oder umstritten? Diese Fragen, so Eifler-Bollen, müssen geklärt sein, bevor man sich der Prüfung der Kompatibilität der Rezepturbestandteile zuwendet.
Besteht die Gefahr des Brechens der Emulsion beziehungsweise der Ausfällung und des Kristallwachstums aufgrund begrenzter Löslichkeit der Wirkstoffe? Ist mit der Umlagerung in Anwesenheit von Wasser zu einer schwerer löslichen Hydratform oder aber der Gehaltsminderung aufgrund unterschiedlicher Stabilitäts- und Wirkoptima der Wirk- und Hilfsstoffe zu rechnen? Ist das Konservierungsmittel für den beschriebenen Zweck geeignet? Führt die verordnete Rezeptur zum Beispiel wegen bekannter Inkompatibilität des Wirkstoffes mit dem in der Grundlage enthaltenen Konservierungsmittel zu einer chemisch instabilen Zubereitung, muss das Gespräch mit dem verordnenden Arzt gesucht werden. »Ob telefonisch oder schriftlich: Alle Unklarheiten müssen kommuniziert werden«, unterstrich die Referentin.
Erst jetzt könne es an die eigentliche Herstellung der Rezeptur gehen, wobei unter anderem Maßnahmen des Arbeitsschutzes, die richtige Wahl der Rezepturwaage oder aber die Faktorisierung und eventuell Mehreinwaage des Wirkstoffes Berücksichtigung finden müssen. Der Herstellungsprozess umfasse auch die Inprozess- und Endkontrolle mit makroskopischer (Farbe, Aussehen, Beschaffenheit) und mikroskopischer Prüfung (Teilchengröße). Darüber hinaus zählen die Wahl des richtigen Packmittels (Hygiene, Entnahmemöglichkeit für den Patienten), die korrekte Kennzeichnung sowie die Beratung des Patienten bei der Abgabe zu den »kritischen« Schritten der Gesamtprozederes, denen besondere Sorgfalt gewidmet werden muss.
»Nicht zuletzt die standeseigenen ZL-Untersuchungen haben gezeigt, dass in der Rezepturherstellung generell noch Verbesserungspotenzial besteht«, hatte zuvor Dr. Andreas Kiefer, Koblenz, deutlich gemacht. »Es wird zu wenig miteinander gesprochen«. Auch Kiefer plädierte für mehr Kommunikation mit dem verordnenden Arzt gerade im Falle von Unklarheiten. Dem richtigen Wägen in der Apotheke und somit der Auswahl der richtigen Waage komme ebenso große Bedeutung wie der Auswahl des Herstellungsverfahrens, der Dokumentation und der Endkontrolle zu. »Rezepturqualität ist Teamleistung«, so Kiefer. Dieses bedeute auch, dass eine Atmosphäre für den »Umgang mit Fehlern« zu schaffen ist.