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Kooperationen

Clan-Apotheker als treibende Kraft

09.02.2016  15:59 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, München / Der Markt der Apothekenkooperationen ist relativ stabil. Das häufig prognostizierte Kooperationssterben blieb bislang aus. Im Kommen sind sogenannte Clan-Apotheken, die von Familienverbünden betrieben werden.

»Kooperationsapotheker treiben den Apothekenmarkt sichtbar voran. Filialverbünde und Clan-Apotheker sind die unsichtbaren Treiber«, sagte Stefan Hartmann, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK), vergangene Woche beim Kooperationsgipfel in München. 

 

Die Differenzierung der Apotheken nehme deutlich zu. Hartmann empfahl dringend, dies auch berufspolitisch zu akzeptieren. Filialapotheker hätten bislang kein eigenes politisches Sprachrohr, sagte er.

 

Gehörten zu einer Familie mehrere Apotheker, könne diese auch mehr als vier Apotheken betreiben. In der Regel behielten die Apotheken ihre ursprünglichen Namen, berichtete Hartmann aus Gesprächen mit Clan-Apothekern. »Alle verstehen sich als Heilberufler und haben einen hohen Qualitätsanspruch.« Sie seien gute Kaufleute, aber das Monetäre stehe nicht im Vordergrund. Gleichwohl müsse sich jede Filiale rechnen. Die Apotheker verstünden sich als »Organisierer und Delegierer«, legten großen Wert auf Personalführung und stete Weiterentwicklung. Viele würden eine Zentralrezeptur bevorzugen.

 

Zehn Profitcenter

 

Diplomvolkswirt Klaus Hölzel wies auf eine weitere Strukturänderung hin, die er mit den Worten »eine Apotheke – zehn Profitcenter« umschrieb. Unter dem Dach der Hauptapotheke mit zentralen Dienstleistungen könnten sich eine regionale Versandapotheke sowie weitere Spezialdienste ansiedeln. Hölzel nannte beispielhaft Sanitätshaus, Blisterzentrum, Heim- und Kranken­hausversorgung sowie onkologische Dienste. Auch Angebote wie ambulante Pflegedienste oder Diabetiker-Fußpflege könnten Teil des Zusammenschlusses sein.

 

Einig waren sich Hölzel und Hartmann in ihrer Überzeugung, dass nicht Clan-Apotheker, sondern die Politik das Fremdbesitzverbot gefährden. Kooperationen seien keine Vorläufer von Ketten, wenngleich Filialverbünde Struk­turelemente von Miniketten hätten.

 

Die EU fordere die Liberalisierung der freien Berufe und freien Zugang zu allen Märkten, berichtete Hölzel. In Italien werde im April über eine Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbots von Apotheken entschieden. Allerdings sei deren Niederlassung beschränkt. »In Deutschland stärken weder die Koalition noch der Bundesgesundheitsminister oder der Bundesrat die Position der Apotheker.« Das Tempo der Deregulierung unterliege der globalen politischen Entwicklung.

Fünf Säulen

»Kooperation bedeutet zusammenwirken, Kollaboration bezeichnet zusammenarbeiten.« Mir dieser These regte Malte Wilkes von der Unternehmensberatung Wilkes Stange die Teilnehmer des Kooperationsgipfels zum Nachdenken an. »Kooperation ist eine geistige Haltung«, sagte er. Kooperieren könnten nur Menschen, keine Institutionen.

 

Für ein gutes Gelingen seien fünf Säulen entscheidend. Vorrangig gehe es meist um Marktleistungen, Einkauf und beste Konditionen, doch dies sei nur das physische Element. Hinzu müsse das psychische Element kommen, also die Frage nach Sinn und Zweck der Kooperation, nach dem Wert für das einzelne Kooperationsmitglied und dem Kundennutzen. Als dritte Säule definierte Wilkes die soziale Komponente einer Kooperation, als vierte die Spiritualität. Hier gehe es um die Verantwortungsethik jedes Einzelnen. Als fünfte Säule ergänzte er die Führung einer Kooperation.

 

Die fünf Elemente sind laut Wilkes nicht additiv, sondern interaktiv. Was in der Agrarwirtschaft allgemein akzeptiert ist, gelte auch für eine Kooperation. »Die geringste Ressource bestimmt das Wachstum.« Als Beispiel: Wenn es am Geist des Unternehmens fehlt, nütze es nichts, noch mehr Flyer zu produzieren.

Coop-Studie 2016

 

Als »ein Becken ohne Haifisch« bezeichnete Arnt Brodtkorb, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Sempora Consulting, den derzeitigen Markt der Apothekenkooperationen. Er stellte die Ergebnisse der Coop-Studie 2016 vor, in deren Rahmen die Autoren die Meinung der Apotheker zu Kooperationen, deren Service und Leistungen erfragten. Die Studie stützt sich auf 541 Antworten.

 

Mehr als vier Fünftel der Apotheker seien Mitglied einer Kooperation und 94 Prozent seien zufrieden oder sehr zufrieden damit, berichtete Brodtkorb. Sehr viele würden ihre Kooperation weiterempfehlen. Als Grund für die Mitgliedschaft habe die Hälfte der Teilnehmer Einkaufsvorteile, Konditionen und Rabatte genannt. 29 Prozent schätzten die Unterstützung bei Marketing und Werbung, während nur 7 Prozent Schutz in der Gemeinschaft suchten. Wenige Apotheker seien aus einer Kooperation ausgetreten.

 

In der Studie wurden die Teilnehmer auch nach der aus ihrer Sicht besten Kooperation befragt. Als Aufsteiger des Jahres zeichnete Brodtkorb die Kooperation Gesund leben aus, die in sieben Kategorien den ersten Platz erzielte. Linda gewann drei erste Plätze. Weitere Preise gingen an die Sieger in einzelnen Kategorien sowie die besten Partner von Kooperationen. /

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