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Steine

Künstlerisches Forschen

07.02.2012  12:02 Uhr

Von Conny Becker, Berlin / Ilana Halperin schließt in ihren Werken Kunst und Wissenschaft zusammen. In Berlin sind derzeit zwei Ausstellungen der Künstlerin zu sehen, die an »Wunderkammern« erinnern und sowohl wissenschaftlich als auch ästhetisch Interessantes bieten.

Ihren 30. Geburtstag feierte Ilana Halperin 2003 auf ungewöhnliche Weise: gemeinsam mit dem isländischen Vulkan »Eldfell«, der im selben Jahr wie die schottische Künstlerin das Licht der Welt erblickte. Die Bildhauerin und gelernte Steinmetzin betreibt seit Jahren künstlerische Forschungen zum Thema »Steine«. Ihre faszinierenden geologischen Entdeckungen, die sie auf Island, Hawaii, in Frankreich oder China, in Museen, Archiven und Laboren machte, verbindet sie mit der Bildenden Kunst. Stets berühren Halperins Werke Fragen von Entstehen und Vergehen, Leben und Unsterblichkeit und zeigen Parallelen zwischen geologischen und menschlichen Lebenszyklen.

 

Langlebige Körpersteine

 

In Halperins Ausstellung »Steine« im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité gilt das Interesse der Künstlerin neben geologischen Fundstücken den von Organismen geformten Konkrementen, das heißt Gallen-, Nieren- oder Harnblasensteinen.

Diese rein anorganischen Abfallprodukte des menschlichen oder tierischen Körpers wurden in Berlin schon im 18. Jahrhundert von den Anatomen und Gallensteinsammlern Johann Gottlieb und Friedrich August Walter intensiv untersucht. »Die beiden verstanden sich als Körpermineralogen und sie machten erste chemische Analysen mit Gallensteinen«, sagte Museumsdirektor Professor Dr. Thomas Schnalke beim Presserundgang durch die Ausstellung. Vater und Sohn Walter systematisierten die aufgeschnittenen Steine nach ihrer inneren Formation und bildeten sie jeweils von innen und außen als Farblithografien in einer umfangreichen Publikation ab, die nun ebenfalls zu sehen ist.

 

Neben derartigen »Schätzen der Wissenschaftsgeschichte« zeigt Halperin in ihrer Ausstellung auch eine Auswahl der Körpersteine selbst – so etwa den größten operativ entfernten menschlichen Blasenstein mit einem Gewicht von 1,125 Kilogramm, der 2009 nur aufgrund einer Routineuntersuchung gefunden wurde. Denn der Patient war wegen einer künstlichen Harnblase beschwerdefrei. Aufgeschnittene Gallensteine mit ihrer stern- oder lamellenartigen Binnenstruktur, sklerosierte Gefäße oder die Kalkmanschette eines Herzbeutels haben neben dem wissenschaftlichen auch unbestreitbar einen ästhetischen Reiz. Dabei dienten jene unwillentlich entstandenen Artefakte häufig als Inspirationsquelle für die Bleistiftzeichnungen, Aquarelle und Skulpturen Halperins.

 

Geologische Kunstwerke

 

Sehenswert sind schließlich auch die künstlichen Versteinerungen, die die Künstlerin mit verschiedenen Methoden analog zur beziehungsweise mithilfe der Natur schafft. Bei diesen »geologischen Kunstwerken« greift sie stets auf überliefertes Expertenwissen zurück, so etwa auf jenes einer Familie aus der französischen Auvergne, die sich seit Generationen auf den sogenannten Höhlenabdruck spezialisiert hat.

In Saint Nectaire gestatten es extrem calciumcarbonathaltige Quellen, mithilfe spezieller Gussformen aus Kautschuk künstliche Tropfsteine herzustellen. Die Form füllt sich im Laufe eines Jahres mit feinkristallinem Kalkstein, sodass man entweder eine Kopie eines Tropfsteins erhält oder, im Falle Halperins, ein feines, an ein Fossil erinnerndes Relief nach eigenem Modell.

 

Während dieses Verfahren recht zeitaufwendig ist – in einer durchschnittlichen Kalksteinhöhle benötigt ein Tropfstein sogar hundert Jahre für einen zusätzlichen Zentimeter –, erhält man bei einer anderen Versteinerungstechnik sehr schnell Resultate: der Lavaprägung. Dieses veraltete Handwerk regte die Künstlerin zu einer weiteren Serie von Arbeiten an, die in der parallelen Ausstellung »Hand held lava« im Projektraum der kooperierenden Schering-Stiftung zu sehen sind. Halperin ließ Stempel aus Stahl fertigen, die bis 1200 °C hitzebeständig sind und somit in flüssige Lava gestempelt werden können. Was zu Zeiten Alexander von Humboldts als Souvenir der Grande Tour durch Europa diente – ein ihm gewidmetes Lavamedaillon vom Vesuv ist ebenfalls zu sehen –, soll nun als Kunstform wiederbelebt werden, wenn der Ätna das nächste Mal ausbricht. Sei es in einem oder 100 Jahren – wegen der engen Zusammenarbeit mit Vulkanologen ist die Künstlerin zuversichtlich, dass das Unternehmen realisiert wird. /

Ilana Halperin: Steine

Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité, Charitéplatz 1, 10117 Berlin

27. Januar bis 15. Juli 2012

Dienstag bis Sonntag: 10 bis 17 Uhr, Mittwoch und Samstag: 10 bis 19 Uhr

Eintritt für Dauer- und Sonderausstellung: Erwachsene 7 Euro; ermäßigt 3,50 Euro

 

Hand Held Lava

Schering-Stiftung

Unter den Linden 32-34, 10117 Berlin

3. Februar bis 5. Mai 2012

Montag bis Samstag: 11 bis 18 Uhr; Eintritt frei

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