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Chroniker schwächen Wirtschaftskraft

05.02.2007  13:24 Uhr

Studie

<typohead type="3">Chroniker schwächen Wirtschaftskraft

Von Thomas Bellartz

 

Die Korrelation von Gesundheit und Erfolg ist unbestritten; umgekehrt ist das nicht anders. So warnt eine jetzt veröffentlichte Studie davor, dass die stark steigende Zahl chronisch Kranker zu einer Gefahr für die Wirtschaftskraft von Industrie- und Schwellenländern werden könnte.

 

Der Wohlstand in den Industriestaaten, aber auch in den sogenannten Schwellenländern hat gravierende Folgen. Die können allerorten »besichtigt« werden. In den Fußgängerzonen, in Kindergärten, Schulen und in den Büros nimmt die Zahl der Übergewichtigen seit Jahren kontinuierlich zu. Dieses äußerliche Phänomen ist aber nur ein Aspekt unter vielen.

 

Denn auch die ökonomischen Folgen einer solchen Entwicklung sind gravierend: »Bis 2015 werden schätzungsweise 3 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung durch die Folgen von Wohlstandskrankheiten verloren gehen, wenn die Investitionen in Gesundheitsprävention nicht deutlich steigen«, betont Harald Schmidt, Partner bei PricewaterhouseCoopers (PwC), Leiter des Geschäftsbereichs Healthcare. Der Kampf gegen Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenleiden und andere chronische Erkrankungen sei nicht nur eine gesellschaftliche Aufgabe, sondern fordere auch die Unternehmen heraus.

 

Derzeit investiert zwar gut die Hälfte der vom PwC Health Institute befragten multinationalen Konzerne in unternehmensinterne Präventionsprogramme, wie aus der Studie »Working Towards Wellness: Accelerating the Prevention of Chronic Diseases« hervorgeht. »Angesichts der hohen Rendite, die Gesundheitsinvestitionen bringen, ist diese Quote jedoch erstaunlich niedrig: Der Studie zufolge erhalten Unternehmen für jeden Dollar oder Euro, den sie für Präventionsmaßnahmen ausgeben, drei zurück«, so Schmidt.

 

Für die Studie wurden unter anderem Interviews mit 30 multinationalen Konzernen geführt sowie gut 130 Fallstudien zur Gesundheitsprävention in Unternehmen analysiert.

 

Mehr übergewichtig als unterernährt

 

Chronische Erkrankungen sind nicht mehr auf die entwickelten Industriestaaten beschränkt, sondern treten mittlerweile auch massiv in Schwellenländern wie China und Indien, teilweise aber auch in ärmeren Staaten auf. Zu den wichtigsten Risikofaktoren für chronische Leiden zählen neben Rauchen und Stress insbesondere mangelnde Bewegung und ungesunde Ernährung. Bereits heute sind weltweit mehr Menschen übergewichtig als unterernährt.

 

Bislang haben sich die Gesundheitssysteme nicht ausreichend auf diese Entwicklung eingestellt. Im Jahr 2004 lag der Anteil der Präventionsausgaben an den gesamten Gesundheitsausgaben der OECD-Staaten lediglich bei 3 Prozent. Auf der anderen Seite sind die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch chronische Erkrankungen entstehen, enorm. Kaufkraftbereinigt verlieren bis 2015 allein China schätzungsweise 550 Milliarden, Russland rund 300\ Milliarden und Indien über 200 Milliarden US-Dollar durch Behandlungsaufwendungen, Arbeitsausfall und andere krankheits-bedingte Belastungen.

 

In Deutschland gibt es seit vielen jahren eine ausufernde Debatte über die Einführung eines Präventionsgesetzes. Die Maßnahmen, die Krankenkassen heutzutage für ihre Versicherten anbieten, gelten unter Experten als Scheininnovationen. Denn die bereitgestellten Mittel sind im Vergleich zu den Aufwendungen für die Finanzierung für Rehabilitation immer noch verschwindend gering.

 

Auf Unternehmensebene verursachen chronische Krankheiten nicht nur Kosten durch Fehlzeiten, sondern auch durch die dauerhafte Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit von Arbeitnehmern am Arbeitsplatz. Zusammen genommen belaufen sich die Ausfallkosten auf schätzungsweise 2 Prozent der gesamten Personalausgaben. Doch macht sich die Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz über die Senkung des Krankenstands hinaus bezahlt. »Je stärker das Engagement eines Unternehmens für die Gesundheit seiner Mitarbeiter ist, desto attraktiver wird es als Arbeitgeber«, betont Schmidt. Das gilt insbesondere in Ländern, in denen es keine oder zumindest keine ausreichende staatliche Gesundheitsversorgung gibt. So nannten in einer PwC-Umfrage 90 Prozent der US-Unternehmen die Kostensenkung als wichtiges Ziel der Gesundheitsprävention, fast 70 Prozent gaben aber auch eine höhere Mitarbeiterbindung und -motivation als Beweggründe an. »Doch angesichts der akuten Finanzierungsprobleme der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Deutschland ist absehbar, dass Unternehmen auch hierzulande künftig mehr Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter übernehmen müssen als bisher«, erwartet Schmidt.

 

Mitarbeiter müssen mitmachen

 

Den meisten multinationalen Unternehmen ist das Problem chronischer Erkrankungen bewusst. Der PwC-Studie zufolge veröffentlichten 15 der 20 weltweit größten Konzerne im vergangenen Jahr einen Corporate Responsibilty Report, von denen 14 die Verbesserung der Gesundheit ihrer Mitarbeiter explizit als Ziel nannten. Allerdings bringen Präventionsangebote wenig, wenn die Mitarbeiter sie nicht annehmen. In einigen der untersuchten Unternehmen beteiligten sich weniger als 10 Prozent der Belegschaft an Vorsorgemaßnahmen und Gesundheitsprogrammen, in anderen über 70 Prozent.

 

Als wesentliche Erfolgsfaktoren identifiziert die Studie eine gezielte, umfassende und dauerhaft angelegte Informationskampagne, eine feste Verankerung der Gesundheitsprävention in der Unternehmenskultur und nicht zuletzt eine aktive Beteiligung des Managements an Vorsorge- und Fitnessprogrammen.

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