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Versorgung in Afrika

Pharmaindustrie hinkt hinterher

31.01.2018  10:27 Uhr

Von Jennifer Evans / Auf dem afrikanischen Kontinent übersteigt die Nachfrage an Medikamenten das Angebot. Äthiopien will mehr Arzneimittel selbst produzieren, chronisch Kranke in Ägypten suchen dringend Alternativen und ausländische Inves­toren rüsten Kliniken in Kenia auf. Defizite gibt es auch bei den Versorgungsstrukturen.

Derzeit werden mehr als 80 Prozent der in Äthiopien benötigten Arzneimittel und medizinischen Produkte importiert. Das entspricht nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing (GTAI) einer Summe rund 450 Millionen US-Dollar (etwa 373 Millionen Euro). Am liebsten würde das nordostafrikanische Land seine Medikamente selbst produzieren, um Kosten zu sparen. Doch von den mehr als 380 Arzneimitteln, die auf der sogenannten National-Essential-Medicines-Liste stehen, kann Äthiopien laut GTAI lediglich 90 selbst herstellen. Die neueste Version dieser Liste veröffentlichte die äthiopische Überwachungsbehörde für Lebens- und Arzneimittel 2015 unter Mitwirkung der Weltgesundheitsorganisation und der EU.

Einen Lichtblick gibt es: Besonders britische Investoren haben der Gesellschaft zufolge zuletzt großes Interesse gezeigt, in den Pharmamarkt des afrikanischen Binnenstaats zu investieren. Zudem will die äthiopische Regierung die heimische Produktion fördern, heißt es.

 

Auch kenianische Kliniken liegen bei Investoren hoch im Kurs. Geldanleger aus Dubai kauften diese bislang in Familienbesitz liegenden Häuser auf, um sie medizinisch aufzurüsten. Im afrikanischen Vergleich genießen die Ärzte in Kenia nämlich hohes Ansehen. »Wer zum Beispiel in Südsudan oder Somalia wohnt, für den ist Kenia die erste Gesundheitsadresse – auch das ein kräftig wachsender Geschäftszweig«, so die GTAI.

 

Auf die Pharmaindustrie wartet im gesamten ostafrikanischen Arzneimittelmarkt eine vielversprechende Zukunft. Dieser soll bis 2020 eine Größenordnung von 3,5 Milliarden US-Dollar (knapp 3 Milliarden Euro) erreichen, was nach Angaben der GTAI jährlichen Zuwachsraten von mehr als 10 Prozent entspricht. Der Trend geht demnach auch dort zur lokalen Produktion. Regionales Vorbild sei Ruanda. Das Land steigere Gesundheitsausgaben und biete gleichzeitig eine bessere Versorgung, so die Außenwirtschaftsexperten.

 

Aktuell ist die Situation in der Arzneimittelbranche des Kontinents schwierig: Steigende Kosten für Wirkstoffe, Produktion und Transport stehen dem politischen Ziel von bezahlbaren Medikamenten gegenüber. Arzneimittelhersteller in Ägypten etwa forderten bereits 2016 eine Erhöhung der staatlich festgesetzten Verkaufspreise, damit sich die Produktion vor Ort noch lohnt. Die dann im Jahr 2017 erfolgte Erhöhung um 20 Prozent hat die Lage kaum entspannt. Kritisch ist es vor allem für schwer und chronisch Kranke. Unter anderem fehlt es laut ägyptischen Medienberichten an Krebsmedikamenten, Penicillin, Insulin und Mitteln gegen Tetanus. Häufig ist der Schwarzmarkt die einzige Alternative für die Betroffenen. Nach Angaben des ägyptischen Gesundheitsministeriums existieren zudem für 146 importierte Medikamente keine inländischen Alternativen.

 

Riskante Operationen

 

Mit Blick auf die Versorgung muss in Afrika bald etwas passieren. Darin sind sich die Autoren um Professor Bruce Biccard von der Universität in Kapstadt einig. Im Rahmen einer kürzlich im Fachjournal »The Lancet« veröffentlichten Studie (DOI: 10.1016/S0140-6736(18)30001-1) mit mehr als 11 000 Patienten aus 247 Krankenhäusern in über 25 afrikanischen Ländern stellten die Wissenschaftler einen deutlichen Ressourcenmangel im medizinischen Sektor fest.

 

Besonders Operationen seien für Patienten ein Risiko, heißt es. Mehr als 18 Prozent der Studienteilnehmer entwickelten demnach nach einer OP Komplikationen und 2 Prozent von ihnen starben sogar. 95 Prozent der verzeichneten Todesfälle traten Biccard zufolge in den ersten fünf Tagen nach einem Eingriff auf. Das bedeute, dass viele Leben hätten gerettet werden können, wenn Patienten entsprechend überwacht würden. /

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