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Chronischer Rückenschmerz

Mit den Schmerzen leben lernen

28.01.2015  10:15 Uhr

Bei Patienten, die monate- oder gar jahrelang unter Rückenschmerzen leiden, lässt sich meist weder eindeutig feststellen, wo die Beschwerden herkommen, noch lassen sich diese vollständig beseitigen. Eine Schmerzlinderung ist ein realistisches Therapieziel, das sich am besten mit einer multimodalen Behandlung erreichen lässt.

»Ich habe schon alles versucht, aber die Schmerzen wollen einfach nicht weggehen.« Diesen Satz hören Ärzte, die Patienten mit chronischen Rückenschmerzen betreuen, relativ häufig. Daraufhin eine umfangreiche bild­gebende Diagnostik zu machen, ist meist wenig zielführend, ja kann sogar kon­traproduktiv sein: »In den meisten Fällen können wir trotzdem nicht herausfinden, welche anatomische Struktur betroffen ist«, sagte Professor Dr. Annette Becker von der Philipps-Universität Marburg. Durch seine inten­sive Suche nach dem Auslöser der Schmerzen kann der Arzt diese sogar verstärken, was Becker als iatrogene Somatisierung bezeichnete.

 

Multimodale Therapie

 

Rückenschmerzen werden bei etwa jedem zehnten betroffenen Patienten chronisch, das heißt sie halten über mindestens drei Monate an und kehren immer wieder. Gefährliche Ursachen, beispielsweise ein Trauma, eine Krebserkrankung, eine Infektion oder eine Neuro­pathie, sind mit weniger als 1 Prozent der Fälle sehr selten. Diese muss der Arzt anhand von Warnsignalen wie Tumorleiden in der Vorgeschichte, systemischer Corticosteroid- Behandlung, Fieber, starken nächtlichen Schmerzen oder neurologischen Ausfällen identifizieren.

 

»Neben diesen red flags gibt es diverse yellow flags, die einen ungünstigen Krankheitsverlauf wahrscheinlich machen«, so Becker. Dazu gehören psychische Faktoren wie Stress, Depressivität und eine Neigung zur Somati­sierung, berufliche Risikofaktoren wie körper­liche Schwerarbeit, aber auch Konflikte, Unzufriedenheit oder mangelndes Selbstvertrauen am Arbeitsplatz und eine starke Schmerzaus­prägung. Bei Patienten mit diesen Risikofaktoren kann es dazu kommen, dass sich das ganze Leben nur noch um den Rückenschmerz dreht und die Erkrankung ein normales Funktionieren im Alltag, Berufs- und Privatleben verhindert.

 

»Für die Therapie dieser Patienten haben wir das Ei des Kolumbus noch nicht gefunden«, sagte Becker. Auf­klärung, medikamentöse und nicht medikamentöse Behandlungsmethoden stünden gleichberechtigt neben­einander. Trotz intensiver Bemühungen sei es noch nicht gelungen, Patientengruppen zu identifizieren, die von dem einen oder anderen Ansatz besonders profitieren. Eine multimodale Therapie, die etwa mit Psycho-, Physio- und Schmerztherapie alle drei Elemente vereint, verspreche die besten Erfolge.

 

Kein Langzeiteinsatz von Opioiden

 

In der Praxis steht die Pharmakotherapie jedoch häufig viel zu sehr im Vordergrund. Bleibe deren Wirkung aus, werde sie immer weiter intensiviert, bis hin zum Einsatz starker Opioide. »Diese sollten jedoch, wenn überhaupt, dann nur kurzfristig beziehungsweise intermittierend und im Rahmen einer multimodalen Therapie eingesetzt werden«, sagte Becker. Auch Antikonvulsiva wie Gabapentin kämen viel zu häufig zum Einsatz, da sie nur gegen neuropathische Schmerzen wirken, zu deren Häufigkeit beim chronischen Rückenschmerz es eine unzureichende Evidenz gebe. »Vielfach werden sie dann aus Ratlosigkeit dazu gegeben, wenn die verordneten Analgetika keine befriedigende Wirkung zeigen«, so die Referentin.

 

Für alle eingesetzten Medikamente gelte, dass sie bei ausbleibender Wirkung rasch abgesetzt werden sollten. Statt­dessen sollte auf ein anderes Präparat oder eine nicht medikamentöse Maßnahme umgestiegen werden. »Sowohl dem Arzt als auch dem Patienten muss allerdings klar sein, dass Schmerzfreiheit meist nicht zu erreichen sein wird«, sagte Becker. Bereits vor dem Start der Therapie gelte es daher, ein realistisches Ziel zu definieren, um Enttäuschungen zu vermeiden. Betroffene sollten vom Arzt geführt werden wie andere Patienten mit chronischen Erkrankungen, etwa Diabetiker: »Nicht eine Heilung ist das Ziel, sondern eine gute Einstellung bei möglichst hoher Lebensqualität.«

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