Pharmazeutische Zeitung online
Lieferengpässe

Ärzte fordern Arzneimittelreserve

29.01.2013  18:55 Uhr

Von Stephanie Schersch / Angesichts zahlreicher Lieferengpässe fordern die Ärzte, eine nationale Reserve für Arzneimittel aufzubauen. Demnach sollen Großhändler bestimmte Medikamente künftig in deutlich größeren Mengen vorrätig halten. Unterstützung für diese Idee kommt von CDU- Gesundheitsexperte Michael Hennrich.

Hennrich hat den Vorstoß für eine Arzneimittelreserve gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg, Norbert Metke, ausgearbeitet. Auch die anderen KV-Chefs haben dem Konzept inzwischen zugestimmt.

 

Bereits heute schreibt Paragraf 52b des Arzneimittelgesetzes vor, dass Großhändler Arzneimittel vorhalten müssen, die mindestens dem durchschnittlichen Bedarf für zwei Wochen entsprechen. Diese Frist könnte für bestimmte lebensnotwendige Medikamente ausgeweitet werden, sagte Hennrich der Pharmazeutischen Zeitung. »Ich halte ein halbes Jahr für einen vernünftigen Zeitraum.«

 

Zuschlag für Großhändler

 

Für die Großhändler wäre eine solche Vorschrift vermutlich mit großem Aufwand verbunden, da sie ihre Lagerkapazitäten ausbauen müssten. Daher soll es für sie zeitlich begrenzt einen zweckgebundenen Zuschlag für den Aufbau der Reserve geben. Das Geld für diese Anschubfinanzierung könnte von den Krankenkassen kommen, so Hennrich. Er geht davon aus, dass die Union ein entsprechendes Konzept mittragen würde.

 

Berichte über Engpässe bei Arzneimitteln haben zuletzt deutlich zugenommen. Als ein Grund für Lieferschwierigkeiten gilt die wachsende Marktkonzentration. So gibt es für einige Wirkstoffe weltweit nur noch einen einzigen Hersteller. Kommt es hier zu Problemen in der Produktion, kann das schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Hinzu kommt, dass immer mehr Unternehmen die Herstellung aus Kostengründen an günstige Standorte vorwiegend im asiatischen Raum verlagern. Der Staat dürfe sich angesichts dieser Situation nicht erpressbar machen, sagte Metke. Er hält den Aufbau einer Reserve daher für äußerst wichtig.

 

Auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Andreas Köhler sagte, Lieferschwierigkeiten bei Arzneimitteln dürften die Versorgung der Patienten nicht gefährden. Er will den Vorstoß der Ärzteschaft nun in die politischen Gespräche einbringen. Dazu könnte bereits am 31. Januar die Möglichkeit bestehen. An diesem Tag findet im Bundesministerium für Gesundheit ein Treffen zum Thema Lieferengpässe statt, an dem neben den Ärzten auch Apotheker, Großhändler und Hersteller teilnehmen werden.

 

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) reagierte zurückhaltend auf den Vorschlag einer nationalen Arzneimittelreserve. Zwar sei die Idee im Ansatz richtig, doch gebe es noch viele Fragen zu klären, sagte BPI-Hauptgeschäftsführer Henning Fahrenkamp. So sei noch völlig unklar, welche Arzneimittel künftig in größeren Mengen gelagert werden sollen und wer eine entsprechende Reserve verwalten könnte. Letzendlich bestehe die Gefahr, »dass dieser Vorschlag eher unter Symbolpolitik verbucht wird, als dass er tatsächlich eine Lösung für die vorhandenen Lieferengpässe bietet«.

 

Überschaubares Problem

 

Der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) hält Lieferengpässe generell für ein überschaubares Problem. Zwar gebe es immer wieder Schwierigkeiten bei einzelnen Medikamenten, sagte Siegfried Throm, VFA-Geschäftsführer für den Bereich Forschung und Entwicklung. Dies sei in der Regel jedoch unproblematisch. »In den allermeisten Fällen können Patienten auf ein anderes gleichwertiges Präparat umgestellt werden.« Versorgungsengpässe gebe es allerdings bei einigen älteren Krebsmitteln und Antibiotika.

 

Wie häufig es in Deutschland tatsächlich zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln kommt, lässt sich nur schwer abschätzen. Denn belastbare Zahlen zu dazu fehlen. Bislang sind die Hersteller nicht dazu verpflichtet, Engpässe zu melden. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft fordert, genau das zu ändern. Demnach soll es zumindest ein verbindliches Register geben, in dem festgehalten wird, welcher Wirkstoff wie lange nicht verfügbar ist und welche Behandlungsalternativen es gibt. Mit welchen Erwartungen die Apotheker in das Gespräch im Ministerium gehen, war im Vorfeld nicht zu erfahren. Man habe sich noch keine abschließende Meinung zu aktuellen Ideen und Vorschlägen gebildet, hieß es auf Nachfrage bei der ABDA. /

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