Pharmazeutische Zeitung online
Assistenztechnik

Großes Potenzial, leere Portemonnaies

01.02.2011  16:36 Uhr

Von Martina Janning, Berlin / Die Alten sind die Zukunft – das glauben Ökonomen, wenn es um altergerechte Assistenzsysteme geht. Die sollen Umsatz bringen, die Sozialkassen entlasten und den Export ankurbeln. Unklar ist aber, wie die elektronischen Helfer finanziert werden sollen.

Ein Fußboden, der das Licht einschaltet, wenn jemand nachts ins Bad geht und im Falle eines Sturzes automatisch den Notruf auslöst. Kleider, die über eingewebte Sensoren Atemfrequenz, Blutdruck und Herztöne messen und so eine chronische Herzschwäche überwachen. Ein Einnahmeassistent für Medikamente, der eigenständig überprüft, ob verschiedene Präparate kombinierbar und verträglich sind. Inzwischen gibt es eine Reihe von technischen Lösungen, die es älteren und hilfsbedürftigen Menschen gestatten, möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden zu leben. Experten sehen in diesem Ambient Assisted Living (AAL) einen riesigen Zukunftsmarkt.

»Die Nachfrage nimmt zu«, sagt Professor Dr. Uwe Fachinger von der Hochschule Vechta. Wegen des demografischen Wandels beurteilt er das ökonomische Potenzial von altersgerechten Assistenzsystemen als »sehr positiv«. Denn 2030 leben allein in Deutschland voraussichtlich rund 26 Millionen Menschen im Alter von 60 Jahren und älter. Der europäische E-Health-Markt wird im Jahr 2012 geschätzte 15,6 Milliarden Euro umsetzen, hat Fachinger mit Kollegen in einer Studie ermittelt. Das ist ein Plus von 9 Prozent gegenüber 2008. Mit technischen Hilfen für Demente ließen sich demnach im Jahr 2030 weltweit 1,6 Milliarden Euro jährlich Umsatz erzielen.

 

Für Wachstum im deutschen AAL-Markt sorgt aber nicht nur die zunehmende Zahl alter Menschen im eigenen Land. »Altersgerechte Assistenztechnologien haben ein hohes Exportpotenzial. Denn Deutschland ist hier Vorreiter«, erklärte Fachinger auf dem deutschen AAL-Kongress, der vorige Woche in Berlin stattfand.

 

Spareffekt für die Volkswirtschaft

 

Zu den potenziellen Umsätzen kommen volkswirtschaftliche Einsparungen. Das gesamtwirtschaftliche Sparpotenzial von elektronischen Medikamentenboxen schätzt Fachinger auf 353 Millionen Euro. Techniken, um die Wohnung sicher zu machen, könnten nach seiner Einschätzung 1,9 Milliarden Euro einsparen. »Volkswirtschaftlich gesehen ist ein längeres Leben zu Hause eindeutig von Vorteil«, urteilte auch Dr. Klaus-Dirk Henke, Professor für Finanzwissenschaft und Gesundheitsökonomie an der Technischen Universität Berlin. Gute Assistenzsysteme könnten die Sozialkassen stark entlasten.

 

Heute funktioniert das allerdings noch nicht. Der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Professor Dr. Norbert Klusen, berichtete, dass die TK mit ihren telemedizinischen Angeboten bei Herzerkrankungen und Asthma keine Einsparungen erziele. »Die Modelle tragen sich lediglich.« Er räumte aber ein, dass Telemedizin in Deutschland noch nicht so gebraucht werde wie in anderen Flächenländern mit einem extremen Ärztemangel. Außerdem mangele es an Akzeptanz. Viele Patienten hätten Berührungsängste.

 

»Die Frage der Finanzierung ist schwierig«, erklärte der TK-Chef. Die Krankenkassen beteiligten sich gerne im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen an der Finanzierung vom Assistenzsystemen. »Doch jeder Einzelne muss Vorsorge treffen. Wobei Wenigverdienende kaum vorsorgen können.«

 

Dieses Problem sieht Fachinger ebenfalls. Das Geld, das Menschen bereit sind, monatlich für elektronische Hilfen zu zahlen, müssten viele anderswo einsparen, gab er zu bedenken. Daneben macht der Professor für Ökonomie und demografischen Wandel noch weitere Hemmnisse für Hilfstechniken aus: Viele ältere Menschen wüssten zu wenig über AAL-Systeme und es mangele an Geschäftsmodellen. Alles in allem seien Assistenzsysteme »keine Selbstläufer«, sagte er.

 

Die Geschichte des Hausnotrufs untermauert diese Einschätzung. Obwohl er schon vor 30 Jahren erfunden wurde, besitzen bloß 2,3 Prozent der rund 16 Millionen Deutschen über 65 Jahre ein Hausnotrufsystem. In Ländern wie Großbritannien und Skandinavien beträgt die Quote bis zu 12 Prozent. Bei einer Forsa-Umfrage im Mai 2007 waren nur 37 Prozent der Befragten in der Lage, einen Hausnotrufanbieter zu nennen. 38 Prozent der Befragten ab 40 Jahre konnten mit dem Begriff »Hausnotruf« nur wenig anfangen. Als Gründe sehen Experten neben fehlenden Informationen auch eine Haltung, die das Alter und Hilfsbedürftigkeit verleugnet.  /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa