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Alliance Boots

Aufbruch nach Fernost

30.01.2007  16:49 Uhr

Alliance Boots

<typohead type="3">Aufbruch nach Fernost

Von Patrick Hollstein

 

Als erster europäischer Pharmahandelskonzern expandiert die britische Alliance Boots nach Fernost. Während daheim die Kritik an der aktuellen Geschäftspolitik des Konzerns nicht abreißt, wagt das umtriebige Unternehmen den Einstieg in den schwierigen Wachstumsmarkt China.

 

Für gerade einmal 60 Millionen Euro übernimmt die britische Gruppe eine 50-prozentige Beteiligung am drittgrößten Pharmagroßhändler des Landes, der Guangzhou Pharmaceutical Corporation. Mit einem Jahresumsatz von knapp 650 Millionen Euro bringt es der bisherige Staatsbetrieb auf einen Marktanteil von 3 Prozent. In der Heimatprovinz Guangdong, mit 78 Millionen Einwohnern einer der bevölkerungsreichsten und zugleich wohlhabendsten Regionen Chinas, hält der Großhändler sogar 16 Prozent des Marktes. Landesweit ist das Unternehmen mit acht Lieferzentren sowie 2000 Mitarbeitern aufgestellt.

 

Rechtzeitige Platzierung

 

Mit dem Kauf kommt Alliance Boots seinem Traum von globaler Präsenz erneut ein entscheidendes Stück näher. Firmen-CEO Richard Baker hatte bereits als Chef der Drogeriemarktkette Boots, die erst im vergangenen Sommer mit der Handelsgruppe Alliance UniChem fusionierte, eigene Läden in Thailand eröffnet. Auch der heutige Großaktionär Stefano Pessina hatte mit Zukäufen in der Türkei, Ägypten und Russland Alliance UniChem jenseits der EU-Grenzen platziert. Mit ihrem jüngsten Coup wollen Baker und Pessina die Handelsgruppe nun rechtzeitig auf einem der wichtigsten Wachstumsmärkte weltweit platzieren. Experten zufolge wird China innerhalb der nächsten drei Jahre vom neunt- zum sechstgrößten Pharmamarkt aufsteigen. Das mit 1,3 Milliarden Einwohnern bevölkerungsreichste Land der Erde zählt zu den dynamischsten Wirtschaftsregionen.

 

Doch ausgerechnet das chinesische Gesundheitssystem steht bei Beobachtern in der Kritik. Vor knapp einem Jahr hatte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Sparpolitik der Regierung bei den Sozial- und Bildungsausgaben angeprangert (siehe PZ 9/2006, Seite 48). Deren Anteil am Bruttoinlandsprodukt lag den Gutachtern zufolge zuletzt bei 5,5 Prozent; in den OECD-Staaten liegt der Durchschnitt bei 28 Prozent. Bis zu 80 Prozent der Bevölkerung sollen keinerlei Krankenversicherung haben. Neben maroden Strukturen standen außerdem Misswirtschaft und Korruption bei den regionalen Behörden in der Kritik.

 

Es bleibt abzuwarten, wie sich die britische Gruppe in diesem Umfeld behaupten kann. Bislang hat sich der chinesische Pharmamarkt kaum entwickelt; zahlreiche lokale Anbieter dominieren den stark fragmentierten Markt. Auch das firmeneigene Erfolgsmodell der Vertikalisierung wird sich für Alliance Boots im Reich der Mitte zunächst kaum umsetzen lassen: Weil für ausländische Investoren derzeit Beschränkungen beim Besitz von Apotheken existieren, wird sich die Gruppe auf absehbare Zeit mit einer Hand voll eigener Filialen, genau 29 an der Zahl, begnügen müssen.

 

Offensive Unternehmensführung

 

Zumindest das unmittelbare Risiko hält sich aufgrund des niedrigen Kaufpreises für die Anleger des Konzerns zunächst in Grenzen. Ohnehin sind Pessina und Baker für ihre offensive Unternehmensführung bekannt. In Europa sorgen die beiden seit ihrem Zusammenschluss mit außergewöhnlichen und teils aggressiven Geschäftsmodellen für Furore. In Großbritannien zog die Gruppe durch einen exklusiven Liefervertrag mit dem Pharmakonzern Pfizer unlängst den Unmut der Branche auf sich (siehe PZ 1/2007). In Irland will Einzelhandelstochter Boots firmeneigene Apotheken direkt in Arztpraxen ansiedeln. In Tschechien versucht das Unternehmen, die Apothekergenossenschaft Pharmos aus dem Geschäft zu drängen (siehe PZ 46/2006). Apothekereigene Großhändler zählten bereits seit jeher zu den wichtigsten Übernahmeobjekten für die Gruppe. In Portugal hat sich Alliance Boots sogar über eine Beteiligung die direkte Zusammenarbeit mit dem Apothekerverband ANF gesichert.

 

Mit der Generikamarke Almus ist die Gruppe auch in der Arzneimittelherstellung aktiv. Die Produkte werden weltweit abgesetzt. In Ländern ohne eigenes Apothekennetz, beispielsweise den USA und Russland, vertreibt Alliance Boots seine Produkte über »Shop im Shop«-Modelle in den Filialen anderer Ketten. Im wichtigen deutschen Markt wartet der ehrgeizige Konzern bereits mit einer Beteiligung an der Anzag auf den geeigneten Moment für einen eigenen Auftritt.

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