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Arzneimitteleinnahme

Viel trinken

27.01.2016  09:23 Uhr

Ist eine schnelle Wirkung eines Arzneimittels gewünscht, sollte man bei der oralen Einnahme viel trinken. Das erklärte Professor Dr. Werner Weitschies von der Universität Greifswald anhand der physiologischen Bedingungen im Gastrointestinaltrakt. Das gilt auch für Schmelztabletten.

Ein auf nüchternen Magen getrunkenes Glas Wasser wird rasch aus dem Magen entleert, berichtete Weitschies. Innerhalb von zehn Minuten seien schon 50 bis 60 Prozent der aufgenommenen Menge in den Dünndarm abgegeben, wo das Wasser wiederum sehr rasch resorbiert wird. »Der Dünndarm resorbiert Wasser schneller, als der Magen es entleeren kann«, sagte der Apotheker. Für gut wasserlösliche Wirkstoffe steigen die Plasmaspiegel daher bei einer Einnahme mit Wasser schneller an als ohne. Daher sollte man zur Tabletteneinnahme mindestens ein Glas Wasser trinken.

 

Triptane als Spray

 

Das gilt auch für Schmelztabletten, außer wenn eine Resorption in der Mundhöhle gewünscht und möglich ist. Dies ist nur bei wenigen Wirkstoffen der Fall, berichtete der Referent. Dies sind neben Glyceroltrinitrat auch Midazolam, Fentanyl, Buprenorphin, Asenapin und Desmopressin. Bei anderen Wirkstoffen, auch wenn sie in Schmelztabletten verarbeitet seien, finde keine Resorp­tion in der Mundhöhle statt. Generell sei Schmelztablette ein veralteter Begriff. Heute spreche man von orodispersiblen Tabletten: Arzneiformen, die im Mund rasch zerfallen. Sie werden mit einer leichten Einnahme ohne Trinken und raschem Wirkeintritt beworben.

 

Anhand von Daten zu verschiedenen Wirkstoffen zeigte der pharmazeutische Technologe, dass der Wirkeintritt bei dieser Applikation nicht schneller ist als bei einer normalen oralen Darreichungsform, die mit Wasser eingenommen wird. Bei Triptanen sei diese Darreichungsform sogar kontraproduktiv, und zeige ein schlechtes Anfluten. Schmelztabletten mit Triptanen sollte man im Migräneanfall daher nicht verwenden, sondern ein Nasenspray bevorzugen.

 

Wenn Arzneimittel nicht nüchtern, sondern nach einer Mahlzeit eingenommen werden, gelte der Tipp, viel zu trinken, besonders. Denn dann könne es vorkommen, dass Arzneimittel im Magen längere Zeit auf dem Nahrungsbrei liegen, ohne vermischt oder transportiert zu werden. Um den Wirkstoff dennoch in Lösung und in den Blutstrom zu bekommen, könne man das Phänomen der »Magen­straße« nutzen.

 

Dies besteht darin, dass Wasser auch wenn der Magen nach einer Mahlzeit voll mit Nahrung ist, an den Wänden des Magens vorbeirauscht und fast ebenso rasch entleert wird, wie bei einem nüchternen Magen. Daher sollte man bei einer Applikation eines Arzneimittels nach dem Essen besonders viel Wasser trinken, um den Wirkstoff in Lösung zu bringen und die Magen­straße für eine schnelle Passage in den Dünndarm zu nutzen.

 

Angabe »nüchtern« realitätsfern

 

Die Einnahme eines Arzneimittels nach dem Essen kann die Resorption und die Bioverfügbarkeit verändern. Daher sollen Arzneimittel häufig auf nüchternen Magen eingenommen werden. Das ist eigentlich nur morgens vor dem Frühstück der Fall, berichtete der Pharmazeut. Wie Untersuchungen zeigen, braucht der Magen etwa fünf bis sechs Stunden, um ein für Studien standardisiertes üppiges Frühstück mit Toast, Eiern, Speck und Rösti von etwa 1000 kcal zu verarbeiten. Selbst bei einem leichten Frühstück von etwa 250 kcal dauere es etwa vier Stunden, bis man wieder nüchtern ist. Somit seien die meisten Menschen tagsüber quasi nicht nüchtern. »Die Angaben im Beipackzettel, dass man eine Stunden nach der Mahlzeit wieder nüchtern sei, ist mit Sicherheit nicht richtig«, so der Referent.

 

Die Einnahme mit dem Essen kann aber auch positive Effekte auf die Wirksamkeit haben. Dieser positive Food-Effekt sei bei schlecht wasserlöslichen Wirkstoffen zu beobachten, die Nahrungsbestandteile als Lösungsmittel benötigen. So würde zum Beispiel das Hautkrebsmittel Vemurafenib um ein Vielfaches besser resorbiert, wenn es mit der Nahrung aufgenommen wird. Diese Food- Effekte werden in Zukunft immer stärker von Bedeutung werden, prophezeite Weitschies.

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