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Apotheke 2022

Experten wagen Prognose

22.01.2013  18:56 Uhr

Von Daniel Rücker / Wie könnte die Apothekenlandschaft 2022 aussehen? Mit dieser Frage hat sich eine von dem Großhändler Noweda initiierte und der Beratungsgesellschaft Professor Kaapke Projekte um­gesetzte Untersuchung beschäftigt, an der sich rund 130 Experten aus der Apothekenbranche und dem übrigen Gesundheitswesen beteiligt haben.

Die Befragung aus dem zweiten Halbjahr 2012 ergab für die Apotheker ein differenziertes Bild aus positiven und negativen Aspekten. So rechnen die Experten mehrheitlich damit, dass die Verantwortung des Apothekers steigen wird, weil pharmazeutisch anspruchsvolle Aufgaben wie das Medikationsmanagement zur täglichen Arbeit gehören werden. Es gibt aber auch eine Minderheit von Experten, die diese Einschätzung nicht teilt. Eine mögliche Liberalisierung der Arzneimittelversorgung könne dem Apotheker Verantwortung nehmen, so das Hauptargument.

 

Uneins sind sich die Experten, ob es in Zukunft noch Apotheken mit nur einem Apotheker geben wird. Wenn überhaupt, dann dürften diese Kleinapotheken 2022 wohl nur noch auf dem Land anzutreffen sein. Dagegen besteht weitgehende Einigkeit, dass die Zahl der Apotheken mit mehreren Apothekern zunehmen wird, dies aufgrund des Kostendrucks aber zulasten weniger qualifizierter Mitarbeiter gehen wird.

 

Stärkere Zusammenarbeit

 

Die meisten Befragten gehen auch davon aus, dass die Bedeutung der Apotheker bis zum Jahr 2022 steigen wird. Dies werde zumindest dann zutreffen, wenn die Apotheker ihre Position als pharmazeutische Heilberufler konsequent weiterentwickeln und ihre Rolle in der Versorgungskette stärken können. Ein weiteres Argument für einen Anstieg der Bedeutung ist die Notwendigkeit zu einer stärkeren Zusammenarbeit der Akteure im Gesundheitswesen. Zudem müssten die Apotheker in ländlichen Regionen immer häufiger ärztliche Aufgaben übernehmen.

 

Auf der anderen Seite halten die Experten trotz der höheren Qualifizierung des Personals einen Abbau bestimmter Leistungen für wahrscheinlich. In zehn Jahren werde es weniger Apotheken geben, die noch Rezepturen und Defekturen anbieten, sind sie sich weitgehend einig. Schuld daran habe die Apothekenbetriebsordnung mit zu hohen bürokratischen Anforderungen an die Herstellung. Auch wenn Apothekenverbünde solche Leistungen vermutlich häufiger zentral anbieten werden, dürften für die Patienten, die auf in der Apotheke hergestellte Arzneimittel angewiesen sind, längere Wartezeiten entstehen.

 

Als weiteres Resultat der Apothekenbetriebsordnung rechnen die Experten mit weniger Apotheken, die Arzneimittel patientenindividuell verblistern oder stellen werden. Hier sei eine deutliche Konzentration auf wenige große Apotheken zu erwarten.

 

Keine rosige Perspektive gibt es für die Bedeutung der Selbstmedikationsarzneimittel in Apotheken. Fast drei Viertel der befragten Experten erwarten, dass die Zahl der abgegebenen OTC-Packungen wegen der Konkurrenz durch den Versandhandel in Apotheken sinken wird. Da tröstet es wenig, wenn die Experten erwarten, dass der Anteil der OTC-Arzneimittel am Gesamtumsatz steigen wird, denn der Grund dafür ist aus ihrer Sicht ein Rückgang des Geschäftes mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Einige Experten erwarten deshalb, dass die Apotheker in Zukunft bei der Planung ihres Sortimentes stärker auf die Gewinnmargen achten und hier versuchen werden, über frei kalkulierbare Produkte aus dem Ergänzungssortiment fehlenden Ertrag aus anderen Bereichen auszugleichen.

 

Wichtige Ertragsbringer

 

Insgesamt erwarten die Experten einen erheblichen Anstieg der apothekenüblichen Waren. Diese sind dabei nicht nur Ertragsbringer, sondern auch ein Instrument zur Differenzierung von anderen Apotheken. An den rechtlichen Vorgaben für diese Produktgruppe wird sich nach Expertenmeinung wahrscheinlich wenig ändern.

 

Zunehmen werden auch die apothekenüblichen Dienstleistungen, sagen die Experten. Die demografische Entwicklung und der Ärztemangel werde die Nachfrage danach steigen lassen. Bei einer angemessenen Vergütung könnten Dienstleistungen für die Apotheken ein wichtiger Ertragsbringer werden. Als Beispiele für solche Angebote nennen die Befragten Medikationsmanagement, allgemeine Patientenberatung, Förderung der Compliance oder Versorgung bis ans Krankenbett sowie Tests und Messungen physiologischer Parameter in der Apotheke.

 

Sehr zurückhaltend sind die Experten bei den Ertragsaussichten für Apotheker. Nur etwas mehr als jeder Vierte glaubt an eine Verbesserung. Die Hälfte rechnet mit weniger Ertrag im Jahr 2022. Angesichts des aktuellen Ertragsniveaus sind das keine schönen Per­spektiven. Diejenigen, die an eine Steigerung glauben, begründen dies in erster Linie mit einem Rückgang der Apothekenzahl insgesamt, weshalb der dann kleinere Kuchen auch auf weniger Betriebe verteilt werden dürfte.

 

Rabatt im Sinkflug

 

Fast alle Experten erwarten, dass es 2022 in Deutschland deutlich weniger Apotheken geben wird als heute. Knapp 17 000 werden es sein, nimmt man den Mittelwert der Prognosen. Einen Beitrag zum Ertragsrückgang wird wohl der Großhandelsrabatt leisten. Die Experten sehen diesen wegen der angespannten Lage im Großhandel im Sinkflug. Beim Apothekenabschlag ergeben die Einschätzungen hingegen kein klares Bild.

 

Beim regulatorischen Rahmen rechnet die Mehrheit der Experten nur an einer Stelle mit einer gravierenden Änderung, die hat es aber in sich. Rund zwei Drittel erwarten eine weitere Liberalisierung beim Mehrbesitz. Jeder Fünfte glaubt daran, dass es 2022 kein Mehrbesitzverbot mehr gibt. Anders ist die Situation beim Fremdbesitz. Hier sieht die Mehrheit der Experten mittelfristig keinen politischen Willen für eine Aufweichung des Fremdbesitzverbotes. Auch bei der Niederlassungsfreiheit werden keine Änderungen erwartet. Erstaunlich viele Experten halten es dagegen für gut möglich, dass der Staat im Sinne einer flächendeckenden Versorgung Apotheken in strukturschwachen Gebieten unterstützt.

 

Nach Ansicht der Experten wird sich das Verhältnis der Apotheker zum Großhandel, der Industrie und zu den Ärzten bis 2022 weiter verbessern. Viele Großhandlungen werden jedoch von dieser Entwicklung nichts haben, weil sie bis dahin verschwunden sind. In zehn Jahren werde es weniger Großhandlungen geben als heute, erwartet die Mehrheit der Experten.

 

Weniger Kooperationen

 

Auch die Zahl der Kooperationen wird aus Sicht der Fachleute zurückgehen. Das bedeutet aber nicht, dass es weniger Apotheken in Kooperationen geben wird, sondern dass die Kooperationen verschwinden, die ihren Mitgliedern keinen ausreichenden Nutzen bieten können. Insgesamt werde die Bedeutung von Kooperationen, deren Bekanntheit und auch die Qualität ihrer Angebote steigen, so die Prognose. Dazu gehört auch, dass die Verbindlichkeit in der Beziehung zwischen Apotheke und Kooperation zunimmt. /

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