Vier Wochen Rotterdam |
24.01.2011 11:22 Uhr |
Von Anne Schäfer / Anfang des Jahres bekam ich die Nachricht vom internationalen Studentenaustauschprogramm (SEP) der International Phamaceutical Students´ Federation (IPSF), dass meine Bewerbung für ein Auslandspraktikum in den Niederlanden angenommen wurde. Acht Monate später begann meine Reise – zwar keine besonders weite, aber doch weit genug, um viele neue Eindrücke zu sammeln.
An meinem ersten Arbeitstag lernte ich die Apotheke in Charlois, Rotterdam kennen. Dabei handelte es sich um eine Filialapotheke der Gruppe Mediq. Durch die Eingangstür rechts geht es zu verschiedenen Hausärzten, links in die Apotheke. Ich stellte mich wartend in eine kleine Gruppe von Menschen, bis ich nach kurzer Zeit bemerkte, dass ich, um an die Theke zu gelangen, eine Nummer ziehen muss. Bis meine Nummer aufgerufen wurde, schaute ich mir den Freiverkauf an, der sich von dem deutschen Sortiment kaum unterscheidet. Als mir schließlich die komplette Apotheke gezeigt wird, fielen mir sofort einige Dinge auf: Es gibt keine Räumlichkeiten für eine Rezeptur und das Medikamentenlager besteht aus einer Reihe mit einigen wenigen Schubladen.
Anschließend bekomme ich meine Aufgaben für die nächsten vier Wochen erklärt: Dazu zählen auch mehrere Projekte im Bereich Patientenbetreuung, da meine Chefin viel Wert darauf gelegt hat, dass ich möglichst viel Pharmakologie lerne. Grundlage dieser Patientenbetreuung ist ein System in den Niederlanden, in dem die Databasen aller Apotheken und Krankenhäuser im Großraum Rotterdam (und neuerdings auch in ganz Niederlande) miteinander verknüpft sind. Alle Medikamente, die gekauft werden sind darin pro Patient gespeichert. Sobald ein Patient in einer anderen Apotheke ein Medikament erhält, wird auch dieses in seinem Medikamentenprofil vermerkt, sodass mögliche Interaktionen mit bereits eingenommenen Medikamenten ausgeschlossen werden können. Trotzdem besteht eine große Kundengebundenheit an die Stammapotheke, da die Rezepte in der Regel nicht vom Patienten in eine Apotheke gebracht werden, sondern vom Arzt direkt gefaxt werden. Aus diesem Grund sind die Medikamentenlager relativ klein, da die Apotheke die Medikamente draufhin erst bestellt und der Patient diese am nächsten Tag abholen kann.
In der ersten Woche analysierte ich die Medikamentenprofile aller Zytostatika-Patienten der Apotheke mit Schwerpunkt auf Dosierung und Interaktionen. Nach diesem Projekt untersuchte ich zum Beispiel die Profile der Diabetiker und die Möglichkeit zur Optimierung einer lipidsenkenden Therapie. Diese Analysen haben mir viel Spaß gemacht und werden nun von den Mitarbeitern fortgesetzt sowie betreffende Ärzte kontaktiert.
Für viele Filialen der Gruppe Mediq, aber auch für einzelne Apotheken, gibt es in den Niederlanden eine zentrale Firma, die die einzelnen Rezepturen von Patienten herstellt. Die Rezepturen werden am gleichen Tag hergestellt und über Nacht durch den Großlieferanten verteilt.
Zu den weiteren Highlights meines Praktikums zählten auch zwei Besuche in pharmazeutischen Industriebetrieben, unter anderem in der ebengenannten zentralen Rezeptur.
In meiner Freizeit erkundete ich per Rad die Umgebung oder besuchte eines der zahlreichen Museen in Amsterdam, Delft und Rotterdam. Einen besonders schönen Tag verbrachte ich in Utrecht, wo ich mich mit einer Studentin aus Spanien, die ebenfalls in dieser Zeit ein Auslandspraktikum in den Niederlanden machte, und dem Student Exchange Officer der Niederlande, der mein Praktikum organisierte, traf. Wir bekamen eine Führung durch die Fakultät Pharmazie der Universität in Utrecht und erkundeten anschließend noch Utrecht.
Insgesamt hat mir dieses Praktikum unglaublich viel Spaß gemacht, und ich war auch ein bisschen stolz, am Ende eines Projektes dann das Ergebnis zu sehen und wie dieses nun an die Ärzte weitergegeben wird. Diese vier Wochen in Rotterdam waren eine tolle Erfahrung und Ergänzung zu dem, was man an der Uni lernt. Mit vielen neuen Zielen und Motivation kehrte ich nach Freiburg zurück und kann es nur weiterempfehlen, auch mal über die Grenze »hinaus zu schnuppern«. /