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Hämatologie

Neue Wirkstoffe auf der Zielgeraden

22.01.2008  13:52 Uhr

Hämatologie

<typohead type="3">Neue Wirkstoffe auf der Zielgeraden

Von Annette Junker, Atlanta

 

Beim Jahrestreffen der Amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie im Dezember präsentierten Forscher zwei Substanzen mit neuartigem Wirkprinzip. Rivaroxaban dient der Thromboseprophylaxe, Romiplastim erhöht die Zahl der Blutplättchen. Beide haben ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit in Phase-III-Studien bewiesen.

 

Vorteile gegenüber der herkömmlichen Thromboseprophylaxe nach Operationen verspricht der Wirkstoff Rivaroxaban. Dabei handelt es sich um einen oralen direkten Faktor-Xa-Inhibitor, also einen Vertreter der neuesten Klasse antithrombotischer Arzneimittel. Seine Wirksamkeit und Sicherheit belegt eine länderübergreifende, randomisierte, doppelblinde Phase-III-Studie, die in Atlanta vorgestellt wurde (1). Daran nahmen insgesamt  4541 Patienten teil, die alle operativ einen Hüftgelenkersatz erhielten. Die Versuchsgruppe bekam einmal täglich 10 mg Rivaroxaban, die erste Dosis sechs bis acht Stunden nach der Operation. Die Vergleichsgruppe erhielt eine herkömmliche Thromboseprophylaxe, wie sie nach Hüftoperationen empfohlen wird. Dazu diente Enoxaparin, ein niedermolekulares Heparin, in einer Dosis von einmal täglich 40 mg, beginnend am Vorabend der Operation.

 

Die Auswertung nach dem Versuchszeitraum von rund 35 Tagen belegte eine signifikant bessere Wirksamkeit des Faktor-Xa-Inhibitors. So kam es unter Enoxaparin bei 3,7 Prozent der Patienten zu einer tiefen Beinvenenthrombose, einer Lungenembolie oder allgemein zum Tod. Dagegen lag bei Rivaroxaban die Rate dieser drei Negativereignisse bei insgesamt 1,1 Prozent. Die Häufigkeit unerwünschter Blutungen war mit Größenordnungen um 6 Prozent vergleichbar. Bei Rivaroxaban handelt es sich nach Einschätzung der Autoren um einen besonders vorteilhaften Wirkstoff, da er in einer fixen Dosierung zum Einsatz kommt, ohne dass ein regelmäßiges Gerinnungs-Monitoring erforderlich ist. Und die Studie hat den Ausführungen der Wissenschaftler zufolge erstmals die Wirksamkeit und Sicherheit eines oralen direkten Faktor-Xa-Inhibitors bei der Thromboseprophylaxe nach einer Hüftoperation gezeigt. 

 

Nachschub an Blutplättchen

 

Ein anderes Forscherteam stellte beim Kongress ein neuartiges Wirkprinzip zur Therapie der Immunthrombozytopenie (ITP) vor. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der die Patienten Antikörper gegen die eigenen Blutplättchen produzieren. Als Folge der erniedrigten Thrombozytenzahl treten vermehrt Blutergüsse und teilweise exzessive Blutungen auf.

 

Zur Behandlung der chronischen ITP dienen häufig Corticosteroide, deren Einsatz jedoch mit einem hohen Nebenwirkungsrisiko verbunden ist. Mitunter wird sogar die Milz entfernt, weil dort der Immunangriff auf die Thrombozyten in erster Linie erfolgt. Dieses Verfahren wird als Splenektomie bezeichnet, führt jedoch nur bei etwa 60 Prozent der Patienten zum Erfolg.

 

Dauerhafte Hilfe könnte der Wirkstoff Romiplostim (AMG 531) bieten. Er stimuliert sogenannte Thrombopoeitin-Rezeptoren an der Oberfläche von Megakaryozyten im Knochenmark und regt diese Zellen damit an, neue Blutplättchen zu produzieren. Seinen Erfolg belegte AMG 531 in einer klinischen Phase-III-Studie, die in Atlanta vorgestellt wurde (2).

 

Insgesamt hatten daran 63 splenektomierte ITP-Patienten teilgenommen. 21 von ihnen bekamen über einen Zeitraum von 24 Wochen subkutan einmal wöchentlich Placebo zugeführt, die anderen 42 Romiplastin. Der Wirkstoff erwies sich als gut verträglich und erzeugte im Gegensatz zum Placebo bei den meisten  Versuchspersonen einen deutlichen und anhaltenden Anstieg der Thrombozytenzahl.

 

Auch in zwei weiteren beobachteten Punkten erwies sich der neue Wirkstoff dem Scheinmedikament als überlegen: Die Patienten in der Romiplastin-Gruppe benötigten während des Versuchszeitraums deutlich seltener Notfallmedikamente als die der Placebogruppe und konnten oft ihre bisher laufenden ITP-Therapien reduzieren.

Literatur

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Oral Rivaroxaban Compared with Subcutaneous Enoxaparin for Extended Thromboprophylaxis after Total Hip Arthroplasty: The RECORD1 Trial.  Bengt I. Eriksson et al., Blood (ASH Annual Meetings Abstracts) Volume 110,  Abstract 6, 2007.

Evaluation of AMG 531 Efficacy in Splenectomized Patients with Chronic Immune Thrombocytopenic Purpurea (ITP) in a Randomized Placebo-Controlled Phase 3 Study. Terry Gernsheimer, et al., Blood (ASH Annual Meetings Abstracts) Volume 110, Abstract 2, 2007.

 

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