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Indien

Sorgen einer Weltapotheke

17.01.2018  10:38 Uhr

Von Jennifer Evans / Während die Generikabranche in Indien boomt, steht es um die Gesundheit der Bevölkerung weniger gut. Wie eine neue Studie zeigt, muss das Land in den kommenden Jahren einige Herausforderungen meistern, um seine Probleme in den Griff zu bekommen.

Fast ein Fünftel der Weltbevölkerung lebt in Indien. Die gut 1,3 Milliarden Einwohner des südasiatischen Landes verteilen sich auf 29 Staaten und sieben Unionsterritorien. Trotz des Wirtschaftsbooms der vergangenen Jahre hat sich der Gesundheitszustand der Inder jedoch nicht in allen Landesteilen verbessert. Das geht aus einer Analyse von rund 200 Gesundheitsexperten unter der Leitung von Professor Lalit Dandona hervor, die das Fachjournal »The Lancet« kürzlich veröffentlicht hat (DOI: 10.1016/S0140-6736(17)32804-0).

Besonders in Staaten im Norden und Nordosten ist demnach der Gesundheitszustand der Bewohner wesentlich schlechter als in anderen Landesteilen. Aufgrund der komplexen Bevölkerungsstruktur sind die Gesundheitsbelastungen ungleich verteilt, in ärmeren Regionen spielen noch immer die Folgen von Mangelernährung bei Müttern und Kindern, Wasser- und Luftverschmutzung sowie Durchfall- und Atemwegserkrankungen oder Tuberkulose eine große Rolle. Die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen variiert laut Untersuchung zwischen 66,8 Jahren im Staat Uttar Pradesh bis hin zu 78,7 Jahren in Kerala. Und noch ein weiterer Faktor ist relevant für die ungleiche Belastung der Regionen: In Indien ist Gesundheit Sache der einzelnen Staaten. Zwar hat die Regierung Einfluss auf landesweite Initiativen, zwei Drittel aller anfallenden Gesundheitskosten muss aber jeder Staat selbst tragen. Manchmal greifen private Investoren beispielsweise Krankenhäusern unter die Arme.

 

Laut Studie ist die Sterberate bei nichtübertragbaren Krankheiten zwischen 1990 und 2016 über alle Altersgruppen und Landesteile hinweg signifikant angestiegen. Mehr als 60 Prozent der Todesfälle gehen heute darauf zurück (1990: 38 Prozent). Grund ist etwa eine starke Zunahme von Erkrankungen wie Diabetes mellitus (plus 174 Prozent) oder koronaren Herzkrankheiten (plus 104 Prozent) in diesem Zeitraum. Die Autoren sehen dringenden Handlungsbedarf. Vor allem Risiken wie Übergewicht und Bluthochdruck sowie einem erhöhten Cholesterinspiegel soll präventiv entgegengewirkt werden. Die Urbanisierung und der demografische Wandel werde Indien vor viele Herausforderungen stellen – auch mit Blick auf die nötigen Verhaltensanpassungen, um Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenzuwirken, heißt es in der Studie.

 

Sorgenvoll weist das Fachjournal ebenfalls auf die Entscheidung von Indiens Regierungschef Narendra Modi hin, der bis 2025 lediglich 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Gesundheitsversorgung stecken will. Zum Vergleich: Der weltweite Durchschnitt liegt bei 6 Prozent. Die Vernachlässigung der Gesundheitsprobleme führe dazu, dass Indien weder national noch international sein volles Potenzial ausschöpfen könne, betonen die Experten.

 

Pharmabranche floriert

 

Paradoxerweise ist der Subkontinent in puncto Arzneimittel gar nicht schlecht aufgestellt: Die Pharmabranche vor Ort wächst und der Export floriert. Die indische Industrie- und Handelskammer schätzt, dass der Pharmamarkt bis 2020 auf umgerechnet rund 47 Milliarden Euro anwächst. Das ist vor allem den Generika zu verdanken, die Indien den Beinamen Weltapotheke einbrachten. Auch viele deutsche Generikahersteller lassen ihre Wirkstoffe in der Metropole Hyderabad produzieren.

 

Mit seiner Erfahrung als weltweit größter Generika-Produzent ist Indien dem Beratungsunternehmen IQVIA zufolge auch bestens für den Biosimilar-Markt aufgestellt, der sich mit Blick auf die zahlreichen demnächst auslaufenden Biologika-Patente rüstet. Ein Problem scheint jedoch noch die mangelnde Abwasserreinigung darzustellen: Wie deutsche Medien im Mai 2017 berichteten, hat die unangemessene Antibiotika-Entsorgung einiger Firmen in Hyderabad zur Entstehung multi-resistenter Bakterien beigetragen. /

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