Pharmazeutische Zeitung online
Polen

Shareholder-Value statt guter Beratung

14.01.2014  17:11 Uhr

Von Sebastian Becker, Warschau / Für die inhabergeführten Apotheken in Polen war 2013 ein mehr als hartes Jahr. Viele Betriebe mussten sich der übermächtigen Konkurrenz der Ketten beugen und ihre Arbeit einstellen. Der Grund: Ein ungünstiges Gesetz aus dem Jahr 2011.

»Die wirtschaftliche Situation der polnischen Apotheken hat sich 2013 verschlechtert – und zwar besonders von denjenigen, die inhabergeführt sind«, sagte der Vorsitzende des obersten Apothekenrats in Polen, Grzegorz Kucharewicz, im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung. »Aktuell wird fast die Hälfte aller Apotheken ausschließlich von fremden Eigentümern beherrscht.«

 

Ketten auf dem Vormarsch

 

Hintergrund: In Polen sind Apothekenketten anders als in Deutschland zugelassen. Dies geht schon seit Jahren zulasten der inhabergeführten Apotheken, deren Zahl sich immer weiter verringert. Die Konsolidierung schreitet unaufhörlich vo­ran, wie aus einer aktuellen Statistik des internationalen Gesundheitsdienstleister IMS Health deutlich hervorgeht.

 

Demnach mussten bis Ende November 2013 mehr als 1000 Apotheken ihre Arbeit einstellen. Zwei Drittel davon waren selbstständige. An ihre Stelle rückten zwar 700 neue Betriebe. Diese wurden aber überwiegend von den großen Ketten eröffnet.

 

Eine wichtige Ursache für die abnehmende Konkurrenzfähigkeit der eigenständigen Apotheken sind die schwindenden Gewinnspannen beim Verkauf der Medikamente, die vom Staat bezuschusst werden. Dieses Segment ist eine wichtige Geschäftsbasis und macht etwa ein Viertel des jährlichen Gesamtumsatzes auf dem Apothekenmarkt von 27 Milliarden Zloty (6,4 Milliarden Euro) aus. Im Jahr 2011 hatte die Regierung ein Gesetz erlassen, das diesen Handel neu regelt. »Es hat den Markt zwar geordnet«, erklärt Kucharewicz. Das Problem für den Apotheker sei dabei aber eine Regelung, die feste Gewinnspannen für die Einzelhandelspreise nach einem bestimmten System vorsieht. »Unter anderem hat dies zu einer Verschlechterung der finanziellen Situation geführt, sodass Apotheker nicht mehr kostendeckend wirtschaften können«, so der Apothekenratsvorsitzende.

 

Streit um Notdienste

 

Dies ist jedoch nicht das einzige Problem. Insbesondere sind Kucharewicz die Sonderdienste an Sonn- und Feiertagen sowie in der Nacht ein Dorn im Auge. Nach seinen Berechnungen müssen die Apotheken dafür insgesamt pro Jahr 110 Millionen Zloty oder 26,3 Millionen Euro zusätzlich aufwenden. In Polen ist hierüber ein Streit entbrannt. Experten haben verfassungsrechtliche Bedenken gegen die Regelung, die Apotheker zu diesen Diensten verpflichtet. Am meisten belastet dies die Selbstständigen, die gleichzeitig von der Dominanz der Ketten zunehmend bedrängt werden.

 

Dies verdeutlicht auch eine riesige »Elefantenhochzeit«, die im Sommer 2013 in die Wege geleitet wurde: Der größte Großhändler Polens, Neuca, und der internationale Private-Equity-Fonds Penta Investments wollen im Konsor­tium die Kette »Mediq« übernehmen, die über einen Marktanteil von 7 Prozent verfügt. Der Verkäufer ist der Fonds Advent, der Preis beträgt mehr als 400 Millionen Zloty (95,7 Millio­nen Euro). Durch die Übernahme würde in Polen ein Arznei-Konglomerat entstehen, das über einen erdrückenden Anteil am Markt verfügt.

 

Die Unternehmen warten zwar noch auf die Zustimmung der polnischen Mono­polbehörden, doch zeigte sich Neuca selbstbewusst: »Wir glauben daran, dass diese Transaktion den Wertbildungsprozess unserer Firma für die Aktionäre bedeutend beschleunigen wird«, erklärte der Vorstandsvorsitzende Piotr Sucharski.

 

Die Leidtragenden sind die Selbstständigen, die weiter an Boden verlieren dürften. Laut Prognose von IMS Health werden auch 2014 bis zu 300 Filialen dichtmachen, die meisten davon inhabergeführte Apotheken. Das zeigt, wohin die Zulassung von Apothekenketten führt: Zu einer Zerstörung des Marktes, bei dem nicht mehr die fachkundige Beratung eines Apothekers im Mittelpunkt steht, sondern der Shareholder-Value für die Aktionäre großer Konzerne. /

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