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Apothekenmarkt

Erst St. Wendel, dann Flensburg...

15.01.2007  11:36 Uhr

Apothekenmarkt

<typohead type="3">Erst St. Wendel, dann Flensburg und morgen ganz Deutschland

Von Thomas Bellartz

 

Am vergangenen Montag eröffnete die nächste DocMorris-Apotheke in Flensburg. Auf dem Weg zum Minimalziel 500 angeschlossener Apotheken ist Ralf Däinghaus ein gutes Stück vorangekommen. Der Verlust der Identität der Apotheke steht am Anfang.

 

»Das ist doch Selbstaufgabe« brüskierte sich die aufgeregte Apothekerin in der vergangenen Woche am Telefon über ihre Kollegin in St. Wendel. Die ist Eigentümerin einer Apotheke mit DocMorris-Signet und strahlt überglücklich. Das mit der Selbstaufgabe ist der Pharmazeutin ein ernstes Anliegen. Denn sie hat sich das Konzept des Versandhändlers genau angeschaut und sich dagegen entschieden. »Da werde ich nicht mehr wahrgenommen mit meiner Berufserfahrung, mit meiner Leistung und mit meiner alteingesessenen Apotheke.« Da werde »man doch abgestempelt«. Benutzen lasse wolle sie sich nicht.

 

Es ist ein Geschäft, das einen unweigerlich an den »Faust« und den fundamentalisten Deal zwischen Gut und Böse erinnert. Nicht, dass DocMorris per se für das Böse stünde. Das wäre wohl zu schlicht. Obwohl: Es wäre ähnlich schlicht, wie das Geschäftsprinzip, das Ralf Däinghaus auflegt, um sich seine Erzfeinde, die Apotheken, ins Netz zu holen.

 

Denn die Apotheke, dieses Bollwerk freiberuflicher, unabhängiger Dienstleistung innerhalb des Gesundheitssystems, gibt die Seele des Geschäfts, ihre Individualität preis - und tauscht diese ein gegen eine angebliche Exklusivität. Die garantiert der »Partner« DocMorris seinen Apotheken, wenigstens derzeit und zumindest lokal. Aber ist diese Exklusivität es wert, gegen die Individualität eingetauscht zu werden? Schon die öffentliche Wahrnehmung verrät, wer Gewinner dieses Deals ist. Es ist nicht mehr von der einzelnen Apothekerin oder von der einzelnen Apotheke die Rede. Vielmehr ist es der Konzern DocMorris, der eine neue Apotheke eröffnet, so wie am Wochenanfang in Flensburg. Aus der Apotheke wird DocMorris.

 

Das finanzielle Angebot ist deswegen wichtig als Überzeugungsgrund: Teil des Deals ist das implizierte Versprechen des Mehrumsatzes, der durch die Neulust der Kunden und die Kampfpreise im OTC-Segment ausgelöst wird. Die Apotheke wird das glauben müssen; Belege dafür gibt es nicht. Doch Experten wissen, dass der Mehrumsatz nur Resultat einer Neulust ist. Und die ist von überschaubarer Dauer. Langfristige Bindungen zählen im Gesundheitsbereich und im klassischen Einzelhandel, der nicht von Discountern dominiert wird, mehr als alles andere; zumindest für die meisten Versicherten und Patienten. Gerade deswegen hat der Versandhandel keinen Fuß fassen können in diesem Markt. Das Vertrauen galt der indviduellen Apotheke. DocMorris schickt sich an, die Persönlichkeit, die Nähe, die Individualität nun einzukaufen.

 

Und so verliert die Apotheke nicht nur ihre ganz persönliche Individualität, also ihren persönlichen Markenauftritt, sondern auch die Selbstbestimmtheit bei der Preisbildung im OTC-Sortiment. Sie tauscht in der Regel höhere OTC-Preise gegen niedrigere ein - und nährt sich lediglich von der Hoffnung, durch Mehrumsatz dieses Defizit auszugleichen. Und überdies tauscht sie ihr Image eines hochwertigen Dienstleisters ein gegen das eines Billigheimers. Wem nutzt das?

 

DocMorris' Hoffnung, bei Einführung einer Höchstpreisverordnung echte Gewinne einzufahren, wird enttäuscht werden. Und so wird aus der sehr hochwertigen, weil individuellen und seit Jahren eingeführten Gesundheitsmarke Apotheke lokal eine Discounter-Marke. Aber eben nur im OTC-Segment.

 

Der Deal à la Faust geht auf Kosten der lokalen Apotheke. Es ist ein kurzfristiger Gewinn. Das Interesse der Öffentlichkeit wird ebenso schnell gehen wie es gekommen ist. Gestern St. Wendel, heute Flensburg, morgen irgendwo anders in Deutschland. Reizvoll ist das nur für diejenigen, die in mittelmäßiger Lage, mit mittelmäßigen Zahlen eine mittelmäßige Apotheke betreiben. Aber es sind nicht die Fußkranken, die DocMorris haben will. Und die anderen werden sich gut überleben, ob der Deal tatsächlich so gut ist, wie er den Anschein hat. In wenigen Wochen werden ­ vielleicht ­ erste Zahlen auf dem Tisch liegen. Das DocMorris-Prinzip bisher lässt das eigentlich nicht zu: Von Transparenz keine Spur, nur von markigen Sprüchen. Wem das reicht, der soll den Deal machen und sich und seiner eigenen Marke unterordnen. Im Bewusstsein, sich selbst und seine Individualität aufzugeben.

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