Augen auf beim Betrieb von Arzneimittellagern |
Jennifer Evans |
10.01.2024 18:00 Uhr |
Baumängel zu beheben, wird umso dringlicher, wenn große Mengen an Arzneimitteln über längere Zeiträume lagern. / Foto: IMAGO/photothek
Vermehrte Arzneimittel-Lieferengpässe zwingen die Pharmalogistik dazu, ihre Strukturen zu verändern. Neue Anforderungen sind auch mit dem im vergangenen Sommer in Kraft getretenen Arzneimittel-Lieferengpass-Bekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) gekommen. Darin ist beispielsweise für Rabattarzneimittel eine verbindliche, dreimonatige Lagerhaltung vorgeschrieben. Und künftig sind bei Ausschreibungen für bestimmte Wirkstoffe auch Hersteller in der EU zu berücksichtigen. Diese Neuerungen haben Einfluss auf die Beschaffungswege der Medikamente und verlangen eine gute Koordination neuer Puffer- oder Großlager.
Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen bei Online-Apotheken bestellen. Diese Entwicklung dürfte sich bei anhaltenden Lieferengpässen verschärfen, prognostizierte Andreas Biermann gegenüber der PZ. Er ist Auditor und Leiter des Bereichs Logistik, Ver- und Entsorgung bei der DEKRA Certification in Stuttgart. Allein die Masse an Online-Bestellungen erfordere eine größere Anzahl regionaler Zentrallager, um Lieferungen innerhalb von wenigen Stunden zu ermöglichen.
Der Vorteil: »Großlager können nicht nur einen regionalen Mehrbedarf zuverlässiger bedienen, sondern auch bei einer Gesundheitsnotlage schneller einspringen«, so Biermann. So hätten die Niederlande bereits Ende 2019 beschlossen, größere Mengen an wichtigen Arzneimitteln als Notreserven einzulagern, um bei Krisen bis zu fünf Monaten überbrücken zu können. Doch mehr Lager bringen auch mehr Gefahren mit sich.
Was gilt es also, beim Betrieb größerer Arzneimittellager zu beachten – auch vor dem Hintergrund der seit 2013 geltenden Richtlinie einer Good Distribution Practice (GDP)? »Je umfangreicher und frühzeitiger Bestellungen bei Herstellern eingehen, desto effektiver lassen sich Hersteller-Spezifikationen sowie die Transportwege und GDP-Anforderungen überwachen«, hob Biermann hervor. So kämen etwa vorrangig geeignete Fahrzeuge zum Einsatz. Unabhängig davon empfiehlt er Unternehmen, in den GDP-konformen Transport zu investieren. Die Temperatur in den Fahrzeugen lückenlos zu kontrollieren und zu regulieren, ermöglicht es beispielsweise, sicher und flexibel auf Nachfrage-Veränderungen reagieren zu können.
Ebenso entscheidend für die Logistik- und Lagerplanung ist dem Experten zufolge, rechtzeitig alle Baumängel zu beheben. Zunächst gelte es, thermische Einflüsse wie direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Außerdem müssten die Räume vor Glasbruch und Hitzestau geschützt sein. Aber auch die Belüftung spielt eine zentrale Rolle, um die Luftfeuchtigkeit in Schach zu halten. Biermann warnt, dass oftmals die nötige Schädlingsbekämpfung vernachlässigt wird. Nicht zuletzt wies er auch bei den Gebäuden auf die Bedeutung gewarteter Temperaturfühler sowie adäquater Kühl- und Klimatechnik hin. Im Notfall müsse es auch für ausgefallene Kälte- und Wärmeaggregate Lösungen geben, betonte er.