Auch Kinder ohne Vorerkrankungen in den USA betroffen |
Johanna Hauser |
07.10.2025 15:00 Uhr |
Mit einer Grippe ist nicht zu spaßen, ernsthafte Komplikationen sind möglich. / © Adobe Stock/Image'in
Eine Influenza kann zahlreiche Komplikationen nach sich ziehen wie beispielsweise eine Pneumonie oder eine Myokarditis. Aber auch neurologische Komplikationen wie Influenza-assoziierte Enzephalopathie sind möglich. Deren schwerstes Syndrom ist die akute nekrotisierende Enzephalopathie (ANE), eine seltene, aber gefährliche Erkrankung des Gehirns. Sie tritt vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern auf, kann aber auch in späteren Lebensabschnitten vorkommen. Die Symptome reichen von Fieber, Verstopfung, Erbrechen und Durchfall bis hin zu Krampfanfällen und Halluzinationen. Die Erkrankung ist selten, ist aber sowohl mit einer hohen Sterblichkeit als auch bleibenden neurologischen Schäden assoziiert.
Während der Grippesaisons 2023/2024 und 2024/2025 traten in pädiatrischen Zentren der USA vermehrt Fälle einer Influenza-assoziierten ANE bei Kindern auf. Eine nationale Untersuchung ging der Frage nach klinischen Merkmalen, Behandlungsansätzen und Ergebnissen auf den Grund, das Ergebnis wurde im »JAMA« veröffentlicht.
Zwischen Oktober 2023 und Mai 2025 wurden 41 Kinder aus 23 US-amerikanischen Krankenhäusern erfasst, bei denen ANE diagnostiziert wurde. Das mediane Alter lag bei fünf Jahren, 23 Patienten waren weiblich. Dreiviertel der Patienten hatten keine chronische Grunderkrankung, lediglich fünf Patienten (12 Prozent) hatten eine komplexe Vorerkrankung. Von den 32 Kindern ohne Vorerkrankung wiesen jedoch 15 Patienten genetische Risikoallele auf, die mit einem ANE-Risiko in Verbindung stehen könnten.
Von allen 41 Enzephalopathie-Patienten hatten 38 Fieber. 28 litten unter Krampfanfällen. Influenza A war für 39 Erkrankungsfälle verantwortlich. Hier überwog der H1-2009-Influenza-A-Stamm. Lediglich zwei Patienten waren an Influenza B erkrankt.
Im Labor wurden zudem häufig erhöhte Leberenzyme (78 Prozent), Thrombozytopenie und erhöhtes Liquorprotein (je 63 Prozent) nachgewiesen. Die Behandlungsdauer auf der Intensivstation betrug im Mittel elf Tage, der gesamte Aufenthalt im Krankenhaus 22 Tage.