ASS besser abends einnehmen? |
Cross-Over-Studien an gesunden Erwachsenen konnten zeigen, dass die Einnahme von ASS um 20:00 beziehungsweise 23:00 Uhr zu einer höheren Hemmung der Plättchenaggregation am Morgen führt als die Einnahme um 8:00 Uhr. Die gemessene Plättchenaktivität war bei abendlicher Einnahme am Morgen nur etwa halb so hoch wie bei morgendlicher Einnahme. Es gibt bisher allerdings keine Studien zum Einfluss auf die Häufigkeit von kardiovaskulären Ereignissen und Nebenwirkungen. Damit bleibt derzeit unklar, ob die Einnahme von ASS 100 mg am Abend tatsächlich einen klinisch relevanten Nutzen für Patienten hat.
Aus diesem Grund erscheint eine pauschale Empfehlung an Patienten, im Rahmen des Medikationsmanagements ASS 100 mg am Abend einzunehmen, momentan nicht ratsam. Der Fokus der pharmazeutischen Prüfung sollte vor allem auf der Therapietreue des Patienten liegen. Dem Patienten sollte vermittelt werden, dass die regelmäßige Einnahme von ASS 100 mg bei gegebener Indikation wichtig ist. Gemeinsam sollte besprochen werden, zu welchem Zeitpunkt dies am besten realisiert werden kann und eine individuelle Festlegung erfolgen. Verordnet der behandelnde Arzt ASS 100 mg explizit am Abend und die Umsetzung ist durch den Patienten beschwerdefrei möglich, spricht nichts gegen dieses Vorgehen. Erhält der Patient ohnehin Medikamente, die abends eingenommen werden, kann ASS 100 mg dem abendlichen Einnahmezeitpunkt zugeordnet werden.
Acetylsalicylsäure 100 mg muss einmal täglich eingenommen werden. Ob die Einnahme am Abend einen höheren Nutzen hinsichtlich kardiovaskulärer Ereignisse hat als am Morgen, ist bisher nicht ausreichend untersucht. Der Einnahmezeitpunkt sollte daher vor allem so festgelegt werden, dass der Patient eine möglichst hohe Adhärenz hat.
Literatur bei den Verfasserinnen
Die Apothekerinnen Dr. Lisa Goltz und Dr. Jane Schröder sind beim Arzneimittelberatungsdienst der Klinik-Apotheke am Universitätsklinikum an der TU Dresden tätig. Dort unterstützen sie an der Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen teilnehmende sächsische Ärzte und Apotheker bei fachlichen Fragen. Die Beratung wird von der Sächsischen Landesapothekerkammer, der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen und der AOK PLUS finanziert.