Levosimendan|Simdax®|53|2014 |
Orion Pharma
2,5 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Simdax wird zur Kurzzeit-Behandlung bei akut dekompensierter schwerer chronischer Herzinsuffizienz (ADHF) angewendet, wenn eine konventionelle Therapie nicht ausreichend ist und Inotropika zur Behandlung als geeignet erachtet werden. Es ist zur Behandlung von Erwachsenen bestimmt.
Levosimendan ist ein Calciumsensitizer. Bei der dekompensierten schweren Herzinsuffizienz mit geringer Auswurfleistung kommt es auf eine möglichst schnelle Verbesserung der Hämodynamik an. Bisher erhielten die Betroffenen in dieser kritischen Situation vor allem das β-Sympathomimetikum Dobutamin oder Phosphodiesterase-Hemmer. Beide Substanzklassen erhöhen die Ca2+-Konzentration in den Herzmuskelzellen und steigern so die Kontraktilität des Myokards. Hierbei kann es jedoch zu lebensgefährlichen Arrhythmien kommen, die potenziell die Mortalität erhöhen. Levosimendan setzt laut Hersteller an einem anderen Punkt an: Der Calciumsensitizer erhöht die Ca2+-Sensitivität der Herzmuskelzelle, ohne die intrazellulären Ca2+-Spiegel wesentlich zu beeinflussen. Levosimendan bindet an Troponin C, ein Calcium-abhängiges Protein, das eine wesentliche Rolle bei der Kontraktion und Relaxation des Herzmuskels spielt. Durch die Bindung wird die Affinität von Troponin C für Calcium erhöht, woraus eine gesteigerte Kontraktionskraft der Herzmuskelzelle resultiert. Da die Bindung zwischen Levosimendan und Troponin C nur bei ansteigenden Ca2+-Spiegeln, wie sie physiologisch während der Systole auftreten, zustande kommt, wird die diastolische Relaxation durch Levosimendan nicht beeinflusst. Zudem bewirkt der Calciumsensitizer über eine Öffnung von ATP-sensitiven Kaliumkanälen in der glatten Gefäßmuskulatur eine Vasodilatation, die zu einer Senkung von Vor- und Nachlast beitragen kann.
Dosis und Behandlungsdauer von Levosimendan sollten individuell entsprechend dem Zustand und dem Ansprechen des Patienten abgestimmt werden. Empfohlen wird eine Initialdosis von 6 bis 12 μg/kg KG, die über einen Zeitraum von zehn Minuten infundiert werden sollte, gefolgt von einer kontinuierlichen Gabe von 0,1 μg/kg/KG/min. Die empfohlene Infusionsdauer beträgt 24 Stunden. Während der Behandlung müssen der Patient EKG-überwacht sowie Herzfrequenz, Blutdruck und Urinausscheidung kontrolliert werden. Diese Parameter sollten bis drei Tage nach der Infusion überprüft werden oder so lange, bis der Patient klinisch stabil ist. Eine nicht invasive Überwachung wird für mindestens vier bis fünf Tage empfohlen.
Vorsicht ist geboten bei Patienten mit niedrigem systolischen oder diastolischen Ausgangsblutdruck, da ein initial hämodynamischer Effekt von Levosimendan ein Blutdruckabfall sein kann. Eine schwere Hypovolämie sollte vor Behandlungsbeginn korrigiert werden. Gleiches gilt für niedrige Serum-Kaliumspiegel. Bei Patienten mit leichter bis mäßiger Beeinträchtigung der Nieren- oder Leberfunktion sollte Levosimendan nur mit Vorsicht gegeben werden. Wie bei anderen Arzneimitteln zur Behandlung einer Herzinsuffizienz kann eine Verringerung von Hämoglobin und Hämatokrit auftreten. Vorsicht ist daher bei Patienten mit ischämischer Herzkrankheit und begleitender Anämie geboten. Ebenso sollte die Infusion auch bei Patienten mit Tachykardie, Vorhofflimmern mit rascher ventrikulärer Überleitung oder potenziell lebensbedrohlichen Arrhythmien, koronarer Ischämie oder verlängertem QTc-Intervall nur mit Vorsicht gegeben werden. Die Anwendung bei kardiogenem Schock wurde nicht untersucht.
Da bei der Anwendung von Levosimendan potenziell das Risiko einer Hypotonie besteht, sollte die gleichzeitige Gabe anderer intravenös zu verabreichender vasoaktiver Substanzen mit Vorsicht erfolgen. Die gleichzeitige Applikation von Isosorbidmononitrat und Levosimendan verstärkte bei gesunden Probanden signifikant die orthostatische hypotensive Wirkung. Keine Wechselwirkungen wurden bei der gleichzeitigen Gabe von Digoxin beobachtet. Levosimendan kann bei Patienten, die mit Betablockern behandelt werden, ohne Wirkverlust eingesetzt werden.
Die in den Zulassungsstudien am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen sind ventrikuäre Tachykardien, Vorhofflimmern, Hypotonie, ventrikuläre Extrasystolen, Tachykardie und Kopfschmerzen.
Nach der Markteinführung wurde über das Auftreten von Kammerflimmern nach Anwendung von Levosimendan berichtet.
Levosimendan ist bei Patienten mit schwerer Nierenfunktions- und Leberfunktionsstörung sowie mit schwerer Hypotonie und Tachykardie kontraindiziert. Gleiches gilt für Patienten mit mechanischen Behinderungen, die die ventrikuläre Füllung, den ventrikulären Ausstrom oder beides beeinflussen sowie für solche mit Torsades de Pointes in der Anamnese.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Levosimendan wurde in klinischen Studien bei mehr als 2800 Patienten mit Herzinsuffizienz untersucht. In der LIDO-Studie (Levosimendan Infusion versus Dobutamin) wurden Wirksamkeit und Sicherheit von Levosimendan mit Dobutamin bei 203 Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz und geringer Auswurfleistung verglichen. Das primäre Studienziel bestand darin, die hämodynamische Verbesserung in den 24 Stunden nach der Behandlung zu beurteilen. Die hämodynamische Verbesserung wurde definiert als mindestens 30-prozentige Zunahme der kardialen Auswurfleistung und mindestens 25-prozentige Abnahme des Lungenkapillardrucks. Das sekundäre Ziel bestand in der Beurteilung der 31-Tage-Mortalität. Nach 24 Stunden war bei 28 Prozent der mit Levosimendan behandelten Patienten eine hämodynamische Verbesserung zu beobachten. In der Dobutamin-Gruppe traf dies auf 15 Prozent zu. Die 31-Tage-Mortalität der Patienten in der Levosimendan-Gruppe war über 50 Prozent niedriger als bei Patienten der Dobutamin-Gruppe (7,8 versus 17 Prozent). Levosimendan zeigte sich gegenüber Dobutamin als besser verträglich. Es traten weniger kardiale Nebenwirkungen wie Anstieg der Herzfrequenz und Arrhythmien auf (3,9 versus 13,3 Prozent) und es wurden weniger Angina-Pectoris-Anfälle und Brustschmerzen beobachtet (0 versus 6 Prozent). Kopfschmerzen und Hypotonie wurden unter Levosimendan etwas häufiger beobachtet als unter Dobutamin; der Unterschied war aber nicht signifikant.
Simdax muss bei 2–8°C (Kühlschrank) gelagert werden. Das Konzentrat kan sich bei der Lagerung nach orange verfärben. Ein Wirkungsverlust ist damit nicht verbunden, sodass es bei sachgerechter Lagerung bis zum Ende des Verfalldatums verwendet werden kann.
Nach Anfertigen der gebrauchsfertigen Infusionslösung sollte diese möglichst unverzüglich verwendet werden. Chemische und physikalische Stabilität bei 25 °C sind für 24 Stunden nachgewiesen. Aber auch bei Lagerung im Kühlschrank sollte sie innerhalb von 24 Stunden aufgebraucht werden.
Simdax ist verschreibungspflichtig. Das Arzneimittel darf nur im Krankenhaus angewendet werden.
Levosimendan
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Die Anwendung von Simdax während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die keine zuverlässige Verhütungsmethode verwenden, wird nicht empfohlen. Da ein Risiko für den Säugling nicht ausgeschlossen werden kann, sollten Frauen, die mit Levosimenden behandelt werden, nicht stillen.
Letzte Aktualisierung: 31.08.2021