Sibutramin|Reductil®|06|1999 |
Knoll
Die europäische Zulassung ruht seit Januar 2010 wegen des Risikos für kardiovaskuläre Ereignisse.
Reductil ist zugelassen zur Unterstützung der Gewichtsabnahme bei Patienten mit ernährungsbedingtem Übergewicht und einem Body-mass-Index (BMI) von mehr als 30 kg/m². Liegen Erkrankungen vor, die durch Übergewicht verschlimmert werden, wie Diabetes mellitus oder Dyslipidämie, kann Sibutramin bereits ab einem BMI von 27 kg/m² eingesetzt werden.
Grundsätzlich sollte mit Sibutramin erst dann therapiert werden, wenn mit anderen Maßnahmen das Gewicht in drei Monaten nicht über 5 kg gesenkt werden konnte.
Im Gegensatz zu Orlistat kann Sibutramin auch bei Bulimie (Fresssucht) eingesetzt werden und wird dann auch von der Gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt. Bei der reinen Indikation "Gewichtsreduktion" zahlt die Kasse Sibutramin jedoch wie Orlistat nicht.
Sibutramin ist ein zentral wirksamer Arzneistoff, der wie moderne Antidepressiva dosisabhängig die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin aus dem synaptischen Spalt hemmt. Als Folge kommt es durch die höhere Konzentration von Serotonin an den entsprechenden postsynaptischen 5HT-Rezeptoren zu einer Steigerung des Sättigungsgefühls.
Durch die Steigerung der sympathoadrenergen Aktivität regt Sibutramin die Thermogenese im Fettgewebe an. Der Energieverbrauch steigt. Die Hemmung der Dopaminwiederaufnahme wird erst in deutlich höheren Dosierungen verhindert, sodass Dopamin am Wirkprofil des Sibutramins nicht beteiligt ist. Es soll deshalb bei den vorgegebenen Dosierungen von 10 bis 15 mg nicht zur psychosomatischen Stimulation und Abhängigkeit wie bei den klassischen Appetitzüglern aus der Gruppe der Amphetamine kommen. Auch eine pulmonale Hypertonie ist nicht zu erwarten.
Aufgrund seines Wirkungsmechanismus kann Sibutramin im Gegensatz zu dem Lipasehemmer Orlistat unter strenger ärztlicher Kontrolle auch bei Bulimie eingesetzt werden, denn die Heißhungerphasen der Bulimie werden zentral gesteuert und können durch Serotoninwiederaufnahmehemmer unterbrochen werden.
Die Anfangsdosis von 10 mg morgens kann bei ungenügendem Ansprechen (weniger als 2 kg Gewichtsverlust in vier Wochen) auf 15 mg erhöht werden. Aufgrund der langen Halbwertszeit der aktiven Metaboliten (14 und 16 Stunden) genügt die einmal tägliche Gabe von 10 mg. Während der Therapie sollten Blutdruck und Puls engmaschig kontrolliert werden.
Da Sibutramin vorwiegend über CYP3A4 verstoffwechselt wird, sind Wechselwirkungen mit anderen Stoffen, die dieses Isoenzym beeinflussen, möglich.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In Studien über 24 Wochen nahmen Patienten unter Sibutramin etwa 3 bis 5 kg mehr ab als unter Placebo. Die erzielbare Abnahme liegt zwischen 5 und 10 Prozent des Körpergewichtes und ist vergleichbar mit dem Effekt nach Dexfenfluramin-Einnahme. Nach Absetzen schwindet der Effekt, wie auch nach klassischen Appetitzüglern.
Der Hersteller empfiehlt, Sibutramin in Kombination mit anderen Behandlungsansätzen nicht länger als ein Jahr anzuwenden. Nach dem Jahr sollte die Therapie mit Ernährungs- und Verhaltensumstellungen (ein Programm wird von Knoll ebenfalls angeboten) fortgesetzt werden.
Sibutramin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Letzte Aktualisierung: 20.10.2017