Arzneimittel für neuartige Therapien im Fokus |
Laura Rudolph |
08.06.2023 14:30 Uhr |
Im Zusammenhang mit ATMP, die in der Regel sehr hochpreisig sind, stelle sich auch die Frage der Finanzierung, so Klingebiel. Mediale Aufmerksamkeit erhielt bereits vor einigen Jahren das Gentherapeutikum Onasemnogen-Abeparvovec (Zolgensma™ Infusionslösung, Avexis), das laut Klingebiel ein »substanziell wirksames Therapeutikum« zur Behandlung der Erbkrankheit Spinale Muskelatrophie (SMA) darstellt. Das Präparat wurde in der Laienpresse als »Zwei-Millionen-Spritze« bekannt. Es schleust mithilfe eines Vektors einen Ersatz des defekten SMN1-Gens, das die Krankheit SMA verursacht, in die Zelle ein.
Da ATMP im Allgemeinen sehr hochpreisig sind, bleibt die Frage nach ihrer möglichen Finanzierung in einem Krankenversicherungssystem mit Solidaritätsprinzip. »Preisgestaltung beruht nicht nur auf Herstellungs- und Entwicklungskosten, sondern auch auf Argumentationsgeschick«, sagte Klingebiel. So gab es in der Vergangenheit bereits Argumentationen von Arzneimittelherstellern, dass durch eine Behandlung mit ATMP etwa hohe Kosten für ebenfalls hochpreisige Alternativbehandlungen eingespart werden könnten. Im Kontext der Preisgestaltung machte Klingebiel auf eine Stellungnahme des Deutschen Ethikrats aus dem Jahr 2011 aufmerksam, die sich zwar nicht mit ATMP, aber im Allgemeinen mit der Bewertung von Nutzen und Kosten sowie gerechter Ressourcenverteilung im Gesundheitssystem befasse.
Für die Zukunft wünscht sich Klingebiel, dass die »Personen im Gesundheitswesen hungrig bleiben auf neue Erkenntnisse und auf Weiterentwicklung« sowie dass gerechte Lösungen zur Finanzierung von ATMP gefunden werden.