Arzneimittel-Drohne startet erste Testflüge |
Die Reichweite der Drohne liegt laut der Initiatoren aktuell bei etwa 30 Kilometern. / Foto: picture alliance/dpa
Das Projekt »Translationsregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung« hat es sich zur Aufgabe gemacht, die gesundheitliche Versorgung der Menschen im ländlichen Raum Sachsen-Anhalts zu sichern. 20 Projekte starteten bereits – darunter eine Apotheken-Drohnen-App, die Medikamente zu Patienten bringen soll, die nur eingeschränkt mobil oder in Quarantäne sind. Die PZ hatte bereits über die Anfänge des Projekts berichtet. Heute starteten die ersten Testflüge der Drohne.
Durch das Vorhaben soll insbesondere im ländlichen Raum die medizinische Versorgung verbessert werden, sagte Franziska Fink, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsklinikum in Halle. Initiator des Projekts ist Inhaber Martin Grünthal von der Apotheke am Bauhaus in Dessau. Grünthal trieb während der Corona-Pandemie die Frage um, wie Menschen an Arzneimittel kommen können, wenn sie in häuslicher Quarantäne sind. Auch generell wird in einigen Landkreisen Sachsen-Anhalts die medizinische Versorgung durch den demografischen Wandel immer herausfordernder, weil ältere Menschen weniger mobil sind.
Mit dem von der Universitätsmedizin in Halle unterstützten Projekt zu der sogenannten Apotheken-Drohnen-App wollen die Initiatoren ein Verteilsystem von Medikamenten mittels Drohne unter realen Bedingungen testen. Laut Fink sollen die Drohnen die Medikamente im Vorgarten der Patienten abgeben. Dafür seien verschiedene Szenarien denkbar. Dazu zählen unter anderem die Übergabe via Seilwinde oder der Abwurf mithilfe eines kleinen Fallschirms am Medikament. Die Probanden »sollen und wollen meist wenig persönlichen Kontakt« mit dem Gerät, erklärte Fink. Deshalb soll die Drohne nach jetzigen Plänen nicht landen.
Die Reichweite der Drohnen liegt laut der Initiatoren aktuell bei etwa 30 Kilometern. Somit könnten Menschen im Umkreis von 15 Kilometern um eine Apotheke profitieren. Bis es soweit sei, könne es aber noch dauern, erklärte ein Mitarbeiter des Projektes. Zwar seien die Drohnen genehmigungsfähig, die Genehmigungsverfahren liefen aber bisher sehr langsam. »In zwei bis drei Jahren« könne die Idee aber marktreif sein, so der Mitarbeiter. Die teilnehmenden Apotheken sollen die Drohnen irgendwann mieten - nicht kaufen, erklärte Fink.
Bislang sehe das Projektteam eine kontinuierliche Weiterentwicklung der mit einer App verknüpften Dienstleistung. Erste Ergebnisse zeigten, dass Nutzerakzeptanz und Bedienerfreundlichkeit gewachsen seien. Es sei aber noch viel zu tun, führte Fink aus. Vor allem mobilitätseingeschränkte oder in ländlichen Regionen lebende Patienten stehen bei dem Projekt im Fokus. Während der Projektlaufzeit von zwei Jahren solle das System aus Rezepteingang, Warenverteilung und Zustellung via Drohne zur Marktreife gebracht werden, sagte einer der Entwickler zu Projektbeginn vor etwa anderthalb Jahren.
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