Apothekerin schreibt Kinderbuch |
Jennifer Evans |
22.02.2022 07:00 Uhr |
Neben den kulturellen Herausforderungen war auch die Arbeit in einer deutschen Apotheke eine große Umstellung für Tefera. Zum Beispiel spielen in ihrer Heimat die Herstellernamen der Arzneimittel eine untergeordnete Rolle. »Auf den ärztlichen Verordnungen steht immer der Wirkstoffname«, berichtet sie. Auch das Sortiment bei der Selbstmedikation ist in Deutschland deutlich größer als sie es kennt. Und während in der Sichtwahl der Offizinen hierzulande die apothekenpflichtigen Medikamente zu sehen sind, stehen in Äthiopien an dieser Stelle meist Rx-Präparate.
Ähnlich bedeutsam schätzt sie in beiden Ländern den Stellenwert der Beraterfunktion der Heilberufler ein. »In kleinen äthiopischen Städten ist der Apotheker jedoch fast wie ein Arzt, weil es dort nicht so viele medizinische Anlaufstellen gibt.«
Neu war für sie auch das Konzept der Krankenkassen und die Masse an bürokratischen Aufgaben in ihrem Job. »In Äthiopien bezahlt jeder Patient seine Medikamente selbst. Nur ärmere Menschen bekommen einen Ausweis, mit dem sie kostenfrei Arzneimittel erhalten können.« Richtig gut medizinisch versorgen könnten sich jedoch nur die Reichen, schildert sie.
»Ich habe einige traurige Geschichten erlebt, wenn beispielsweise arme Patienten aufgrund von Lieferengpässen keine Medikamente bekommen konnten. Oft haben wir dann selbst zusammengelegt, damit wir die Menschen doch noch versorgen konnten.« Und noch etwas gibt es in Äthiopien nicht, wie Tefera mit einem Augenzwinkern bemerkt: eine Pharmazeutische Zeitung.