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Geschichten aus Äthiopien

Apothekerin schreibt Kinderbuch

Ihren eigenen Kindern erzählt die Äthiopierin Mena Wubet Tefera vor dem Schlafengehen gern selbst ausgedachte Geschichten. Eine davon hat sie kürzlich veröffentlicht. Mit der PZ spricht sie auch darüber, wie Apotheken in ihrer Heimat aussehen.
Jennifer Evans
22.02.2022  07:00 Uhr

Vor knapp acht Jahren ist Mena Wubet Tefera nach Deutschland gekommen – der Liebe wegen. In ihrer äthiopischen Heimat hat sie in der Krankenhaus-Apotheke der Uniklinik St. Paul’s Millennium Medical College in Addis Abeba gearbeitet. Und seit dem Jahr 2017 hat sie nun auch die Approbation in Form der sogenannten Gleichwertigkeitsprüfung für Deutschland in der Tasche. Seitdem steht die 35-Jährige in der Bahnhof Apotheke im hessischen Bad Arolsen hinter dem HV-Tisch.

Seit ihre Tochter drei Jahre alt ist, erzählt Tefera ihr selbsterfundene Gute-Nacht-Geschichten, wie sie im Gespräch mit der PZ berichtet. »Insbesondere ist meine Tochter ein Fan von Meerjungfrauen, hat sich aber in der rothaarigen Ariel nie richtig wiedergefunden. Daher habe ich mir die Geschichte der äthiopischen Meerjungfrau ausgedacht und immer weiter ausgeschmückt.«

In Teferas Erzählung verliert ein Mädchen seine Familie und wird dann von Fischen aufgezogen. Sie trägt den Namen Enkenyelesh, was so viel wie makellos bedeutet. Zuerst hat die Apothekerin ihre Geschichte nicht aufgeschrieben. Als sie aber merkte, dass auch andere Kinder die Story lieben, hat sie zunächst eine Version in ihrer Muttersprache Amharisch verfasst. Ihr Mann, der in Deutschland aufgewachsen ist, übersetzte das Werk dann ins Deutsche.

Tradition trifft pädagogischen Anspruch

Das Publizieren des Kinderbuchs hat das Paar dann selbst in die Hand genommen. Dafür galt es der Illustratorin viel über die äthiopische Kultur und Landschaft zu berichten. Die Geschichte spielt nicht in Teferas Heimatstadt und Hauptstadt Äthiopiens, Addis Abeba, sondern im Norden des Landes, dort, wo sie Pharmazie studiert hat. Die Gegend um den Tanasee zählt zu einer der traditionsreichsten des Landes. Die Muster der Kleidung ihrer Figuren sind von den Bräuchen dieser Kultur inspiriert. 

Und auch einen pädagogischen Anspruch verfolgt die Apothekerin mit ihrem Buch. »Ich bin der Überzeugung, dass Kinder versteckte Botschaften besser verinnerlichen«, sagt Tefera. So hat sie in die Geschichten Themen wie Selbstliebe oder Ängste besiegen eingearbeitet und will motivieren, eine Offenheit für alles Neue und das Bunte in der Welt zu entwickeln.

Eine Reihe weiterer Geschichten liegen in der Schublade, ein Apotheker kommt darin aber bislang nicht vor, sagt Tefera. Sie lacht, wenn sie daran denkt, dass viele Kindergeschichten in Äthiopien deutlich gruseliger sind als ihr Werk über die Meerjungfrau vermuten lässt.

Ihre anderen Texte wurden bisher noch nicht ins Deutsche übersetzt. Größter Wunsch der Apothekerin: einen Verlag zu finden, der sie in Zukunft beim Veröffentlichen ihrer fantasiereichen Erzählungen unterstützt. Mehr als 100 Exemplare hat sie bereits in den ersten zwei Monaten nach der ersten Veröffentlichung verkauft. Die Hälfte ihrer Autorenmarge spendet Tefera an eine private Hilfsorganisation, die sich um Waisenkinder in Äthiopien kümmert.

In deutschen Apotheken ist vieles anders

Neben den kulturellen Herausforderungen war auch die Arbeit in einer deutschen Apotheke eine große Umstellung für Tefera. Zum Beispiel spielen in ihrer Heimat die Herstellernamen der Arzneimittel eine untergeordnete Rolle. »Auf den ärztlichen Verordnungen steht immer der Wirkstoffname«, berichtet sie. Auch das Sortiment bei der Selbstmedikation ist in Deutschland deutlich größer als sie es kennt. Und während in der Sichtwahl der Offizinen hierzulande die apothekenpflichtigen Medikamente zu sehen sind, stehen in Äthiopien an dieser Stelle meist Rx-Präparate.

Ähnlich bedeutsam schätzt sie in beiden Ländern den Stellenwert der Beraterfunktion der Heilberufler ein. »In kleinen äthiopischen Städten ist der Apotheker jedoch fast wie ein Arzt, weil es dort nicht so viele medizinische Anlaufstellen gibt.«

Neu war für sie auch das Konzept der Krankenkassen und die Masse an bürokratischen Aufgaben in ihrem Job. »In Äthiopien bezahlt jeder Patient seine Medikamente selbst. Nur ärmere Menschen bekommen einen Ausweis, mit dem sie kostenfrei Arzneimittel erhalten können.« Richtig gut medizinisch versorgen könnten sich jedoch nur die Reichen, schildert sie.

»Ich habe einige traurige Geschichten erlebt, wenn beispielsweise arme Patienten aufgrund von Lieferengpässen keine Medikamente bekommen konnten. Oft haben wir dann selbst zusammengelegt, damit wir die Menschen doch noch versorgen konnten.« Und noch etwas gibt es in Äthiopien nicht, wie Tefera mit einem Augenzwinkern bemerkt: eine Pharmazeutische Zeitung.

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