Apotheker verärgert über Doc Morris-Masken der Jungen Union |
Die drei CDU-Spitzenkandidaten Norbert Röttgen, Friedrich Merz und Armin Laschet (v.l.n.r.) zeigten sich zuletzt mit Doc-Morris-Logo auf einer Wahlkampfveranstaltung. / Foto: Getty Images/Adam Berry
Eigentlich sollte die CDU in etwa vier Wochen einen neuen Parteivorsitzenden wählen. Doch der dazu gehörige Parteitag soll wegen der steigenden Infektionszahlen nun offenbar verschoben werden. Trotzdem befinden sich die drei Kandidaten, der Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen, der ehemalige Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet derzeit im Wahlkampf. Im Rahmen dieses Wahlkampfes traten die drei CDU-Politiker zuletzt bei einer Veranstaltung der Jungen Union auf. Die PZ hatte darüber berichtet, dass die Spitzenkandidaten bei einem Fototermin vor der Videoaufnahme Masken trugen, die mit einem Doc-Morris-Logo bedruckt waren.
Der PZ-Bericht hat im Apothekerlager für Ärger gesorgt. Insbesondere in den Sozialen Netzwerken beschwerten sich die Pharmazeuten darüber. Viele Kommentatoren erinnern die CDU-Politiker daran, dass Doc Morris ein niederländisches Unternehmen ist, das in direkter Konkurrenz zu den Vor-Ort-Apotheken aus Deutschland steht. Apotheker Christian Gerninghaus erstellte einen Brief und schickte diesen an Laschet, Merz und Röttgen. In dem Schreiben erinnert der Pharmazeut auch daran, dass die Doc-Morris-Mutter wichtige Grundregeln wie die Trennung zwischen Arzt und Apotheker hinterfragt. Er stellt den Politikern unter anderem die folgenden Fragen: »Wie darf ich Ihr offensichtliches Eintreten für dieses Unternehmen verstehen? Sehen Sie im Versandhandel die Zukunft der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung in Deutschland? Ist das Ihre Abkehr von den bewährten Strukturen mit inhabergeführten Apotheken, die zur Zeit noch eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung gewährleisten?«
Einige Apotheker gaben an, den Brief kopieren zu wollen und ihn ebenfalls an die drei CDU-Politiker zu schicken. Immer wieder verweisen die verärgerten Apotheker auch auf die Arbeitsplätze, die Apotheken in Deutschland schaffen und auf die Reaktion der Apotheken auf die Coronavirus-Krise.
Auch bei der Sitzung des ABDA-Gesamtvorstandes am gestrigen Mittwoch kam das »Masken-Gate« zur Sprache. Die Spitzen der Kammern und Verbände verabschiedeten zwar keine offizielle Stellungnahme dazu. Doch die Sitzungsteilnehmer reagierten ebenfalls verärgert. Einig war man sich beispielsweise darüber, dass die Fotos im krassen Gegensatz zu den Inhalten des Apotheken-Stärkungsgesetz stünden, das der Bundestag heute verabschieden will und das aus einem CDU-geführten Ministerium kommt. Doch die Standesvertreter kritisierten auch die Art der Werbung und hinterfragten, ob es grundsätzlich angebracht sein sollte, Werbung auf Gesichtsmasken zu platzieren.
Die PZ hat auch bei der Jungen Union nachgefragt, unter anderem um zu erfahren, ob die Politiker überhaupt vorab auf die Werbung hingewiesen wurden. Doch der Pressesprecher der CDU-Nachwuchsorganisation ging nicht auf die Fragen der Redaktion ein. In einem kurzen Statement erklärte er: »Wir arbeiten bei unseren verschiedenen Formaten als Junge Union Deutschlands mit Sponsoren zusammen. Dazu gehören unter anderem die Firma Doc Morris, wie aber auch der Apothekerverband.« Welchen Apothekerverband die Junge Union meint, wollte der Sprecher ebenfalls nicht beantworten. Aus dem Landesapothekerverband Baden-Württemberg erfuhr die PZ diesbezüglich, dass man in der Vergangenheit schon bei Veranstaltungen der Jungen Union geworben habe.
Wie die drei CDU-Spitzenkandidaten selbst zu den Fotos stehen, war ebenfalls nicht herauszufinden. Röttgen und Merz ignorierten die Anfrage der PZ zu dem Thema. Eine Sprecherin der CDU Nordrhein-Westfalen antwortete auf die Anfrage an Armin Laschet mit dem Hinweis, dass die Junge Union Fragen zu den Masken beantworten müsse.
Dass die Fotos mit dem Doc-Morris-Logo nicht überall in der CDU gut ankamen, zeigt aber die Reaktion des CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Hennrich, der in seiner Fraktion Berichterstatter für alle Arzneimittel- und Apothekenthemen ist. Hennrich sagte gegenüber der PZ: »Ich würde mir eine solche Maske nicht aufsetzen. Ich bin aber auch kein Anhänger des Versandhandels.«