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Rationaler Antibiotika-Einsatz

Apotheker übernehmen Verantwortung

Die unkritische Verwendung von Antibiotika ist ein wichtiger Grund dafür, dass diese lebensrettenden Arzneistoffe zunehmend wirkungslos werden. Gegensteuern lässt sich etwa mit einem Antibiotic Stewardship. Apotheker können sich hier auf mehreren Ebenen einbringen.
Annette Rößler
05.06.2023  11:40 Uhr

Resistenzen gegen Antibiotika sind längst keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern fordern konkret Menschenleben. »Im Jahr 2019 gab es weltweit geschätzte 1,27 Millionen Todesfälle, die direkt auf Antibiotika-Resistenzen zurückzuführen waren«, sagte Dr. Ulrich Warnke, Chefapotheker der Apotheke im Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam, beim Fortbildungskongress Pharmacon in Meran. Welche Erreger dabei jeweils am kritischsten seien, unterscheide sich von Land zu Land.

In Europa gebe es ein starkes Nord-Süd-Gefälle mit sowohl höheren Fallzahlen etwa in Griechenland und Italien als auch teilweise anderen Problemkeimen als in Nordeuropa, aber auch in Deutschland. »Erreger wie Aminoglykosid- und Fluorchinolon-resistente Acinetobacter und Carbapenem-resistente Klebsiellen, die in Südeuropa massive Probleme verursachen, spielen in Deutschland kaum eine Rolle. Dafür haben wir in Deutschland ein E.-coli-Problem«, stellte Warnke fest. Die Situation könne sich jedoch aufgrund aktueller Gegebenheiten rasch ändern. So sei beispielsweise infolge der Behandlung von ukrainischen Kriegsverletzten in deutschen Kliniken hierzulande eine Veränderung der Resistenzlage bei Klebsiellen festzustellen (»Eurosurveillance« 2022, DOI: 10.2807/1560-7917.ES.2022.27.50.2200926).

Das »dreckige Dutzend« der weltweiten Problemkeime

Bereits 2017 legte die Weltgesundheitsorganistion (WHO) eine Liste mit zwölf Bakterien vor, für die neue Antibiotika dringend gebraucht werden. Dieses »dreckige Dutzend«, wie Warnke es nannte, hat bis heute Bestand. Nach wie vor sei das Feld der Antibiotika gekennzeichnet durch zunehmende Resistenzen und mangelnde Innovation. Hierbei spiele der suboptimale Einsatz der Antiinfektiva eine zentrale Rolle. »Oft wird bei der Verordnung von Antibiotika die Therapiedauer nicht angegeben oder es besteht von vorneherein eigentlich gar keine Indikation für den Einsatz«, nannte der Fachapotheker für klinische Pharmazie zwei Beispiele.

Bemühungen, um gegenzusteuern, gibt es. Warnke führte unter anderem die Tarragona-Strategie als allgemeingültigen Grundsatz für den Antibiotika-Einsatz auf der Intensivstation an, die im EU-Pharmapaket vorgesehenen Regelungen, mit denen Firmen belohnt werden sollen, die neue Antibiotika auf den Markt bringen, und die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie »DART 2030«. »Bei den in der DART-Strategie genannten Handlungsfeldern übernehmen Apotheker auf mehreren Ebenen Verantwortung«, sagte der Referent.

So seien Apotheker in Kliniken etwa für die Surveillance und das Monitoring der Antibiotika-Verbräuche zuständig. Als Teil des Antibiotic-Stewardship- (ABS-)Teams sorgten sie zudem für einen indikationsgerechten Einsatz der Wirkstoffe. Dass ein Apotheker mit entsprechender Weiterbildung zum ABS-Team gehören soll, steht unter anderem in der S3-Leitlinie »Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus«. Auch ein 2020 veröffentlichtes Positionspapier der Kommission Antiinfektiva, Resistenz und Therapie beim Robert-Koch-Institut betont die wichtige Rolle des Apothekers im ABS-Team.

Apotheker sollten sich aktiv einbringen

Auch außerhalb von Krankenhäusern bedarf es eines rationalen Einsatzes von Antibiotika. Laut Warnke gibt es verschiedene lokale Projekte, mit denen die Prinzipien des ABS auf den ambulanten Sektor übertragen werden sollen, etwa »Antibiotische Therapie in Bielefeld – AnTiB« oder das Infectio-Saar-Netzwerk. Allerdings seien Apotheker hier bedauerlicherweise zunächst nicht involviert.

»Auch Apotheker in der Offizin können sich aber aktiv für einen besseren Umgang mit Antibiotika einsetzen«, sagte Warnke. »Bieten Sie etwa dem örtlichen Qualitätszirkel Fortbildungen an zum Thema Harnwegsinfektionen oder ambulant erworbene Pneumonien und nutzen Sie Ihre Kontakte zu Pflegeheim-versorgenden Ärzten, um sie direkt anzusprechen und für das Thema zu sensibilisieren«, lauteten seine Ratschläge.

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