Apotheker sollen Versorgung sicherer machen |
Jennifer Evans |
13.08.2020 14:32 Uhr |
Um den Informationsaustauch einer sektorenübergreifenden Behandlung zu verbessern und Risiken für die Patienten zu minimieren, kommen nun die Apotheker ins Spiel. Ab Oktober startet die Barmer mit ihrem Projekt TOP, was für Transsektorale Optimierung der Patientensicherheit steht. Es ist auf vier Jahre angelegt und mit Mitteln aus dem Innovationsfonds gefördert. Der Fonds unterstützt Vorhaben, die neue Wege in der Versorgung beschreiten.
Ziel von TOP ist es, allen behandelnden Ärzten Informationen aus Krankenkassendaten wie etwa zu Vorerkrankungen sowie eine Liste aller verordneten Arzneimittel zur Verfügung zu stellen. Voraussetzung ist: Der Patient ist einverstanden. Er kann dann seinen Medikationsplan sowie Hinweise zu möglichen Wechsel- und Nebenwirkungen über eine App selbst abrufen. Die Datenübermittlung erfolgt Straub zufolge nach Standards der Telematik-Infrastruktur (TI).
Auch eine engere Verzahnung von Arzt und Apotheker im Krankenhaus ist vorgesehen. Die Klinik soll dann den Medikationsplan vervollständigen oder erstellen sowie dem Patienten die Therapie erklären. Insgesamt sollen Polypharmazie-Patienten eine bessere erkrankungsbezogene Gesundheitskompetenz entwickeln, um unter anderem die Adhärenz bei der Arznemitteltherapie zu erhöhen. »Das Projekt hat das Potenzial, die Risiken sektorenübergreifender Behandlung in der Routineversorgung zu minimieren«, betonte Straub.
Ein solches Projekt ist in den Augen des Barmer-Chefs längst überfällig, weil das Problem »bereits seit Jahrzehnten bekannt ist« und es sich in diesem Bereich um oft »leicht zu beherrschende Qualitätsmängel« handelt. Längst sei bekannt, dass elektronische Unterstützung die Medikationsfehlerrate reduzieren könne und auch arztunterstützende Apotheker im Krankenhaus dem Patienten vom großem Nutzen seien. Doch diese Erkenntnisse seien bislang nicht richtig in der Routineversorgung berücksichtigt worden, bemängelt er. Als einen Grund nennt er, dass es hierzulande bisher »kein durchgängiges digitales System« gab. Das wird sich in seinen Augen mit der TI bald ändern.
Auch seitens der Patienten ist der Bedarf nach mehr Struktur groß. 80 Prozent von ihnen wünschen sich der Barmer-Erhebung zufolge mehr Unterstützung rund um den Übergang vom ambulanten zum stationären Sektor.
An TOP beteiligt sind der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA), die Apothekerkammern Westfalen-Lippe und Niedersachsen sowie der Apothekerverband Westfalen-Lippe, mehrere kassenärztliche Vereinigungen, das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI), die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) sowie medizinisch-wissenschaftliche und pharmazeutische Fachgesellschaften.