Apotheker als Patientenschützer |
Brigitte M. Gensthaler |
02.06.2025 09:00 Uhr |
Das ist ein eindeutiger Qualitätsmangel, aber nicht immer sind Mängel und Medikationsfehler so offensichtlich. Apotheker und die AMK spielen eine sehr wichtige Rolle für die Arzneimittel(therapie)sicherheit. / © AMK
»Die Patientensicherheit ist der ultimative Grund, warum wir Apotheker da sind«, betonte Professor Dr. Martin Schulz, Geschäftsführer des Geschäftsbereichs Arzneimittel der ABDA, beim Pharmacon Meran. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheken (AMK) dankte der AMK-Vorsitzende den Kollegen ausdrücklich, dass sie jeden Tag die Patientensicherheit mitgestalten und zu sichern helfen.
Es gehöre zu den wichtigsten Aufgaben des pharmazeutischen Personals, bei der Ermittlung, Erkennung, Erfassung und Weitergabe sowie an der Vorbeugung von Arzneimittelrisiken mitzuwirken. Apotheken sind zur Meldung von Arzneimittelrisiken an die AMK verpflichtet und damit in das nationale Pharmakovigilanzsystem eingebunden. Ihre Spontanberichte zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen, (potenziellen) Medikationsfehlern sowie Qualitätsmängeln von Arzneimitteln seien unverzichtbar, betonte Schulz. Paradebeispiel Lieferengpässe: »Wie viele Probleme entstehen hierdurch und wie viele entstehen nicht, weil Sie sie verhindern?«
Anwendungsfehler, Verwechslungen von Medikamenten oder Fehldosierungen bei Flüssigkeiten: Der Medikationsprozess berge viele Fehlerquellen, zeigte er am Beispiel einer Falschverordnung von Cecenu® (Lomustin) anstatt CEC® (Cefaclor) mit dreimal täglicher Anwendung. Weitere Beispiele für Verwechslungen durch ähnlich klingende oder aussehende Medikamente (Sound- und Look-alikes) sind Levetiracetam und Levocetirizin, Clobazam und Clonazepam, Hydralazin und Hydroxyzin oder Kalium und Valium.
Professor Dr. Martin Schulz / © PZ/Alois Müller
»Gehen Sie nie davon aus, dass Patienten mit Arzneimitteln das tun, was sie tun sollen«, mahnte Schulz und zeigte Beispiele von Medikationsfehlern, bei denen Tabletten mitsamt Blister oder der leere Blister geschluckt, Brausetabletten zerkaut oder Antibiotikum-Trockensäfte nicht aufgelöst, sondern als Pulver dosiert wurden. Auch Vaginalia würden nicht immer vaginal angewendet.
Lebensbedrohlich ist die Überdosierung von Methotrexat. »MTX ist das Arzneimittel, das am häufigsten zu tödlichen Zwischenfällen führt, wenn die wöchentliche Dosis täglich eingenommen wird.« Er sehe nur eine Lösung: »Apotheker müssen die Patienten bei jeder Abgabe auf die korrekte Einnahme hinweisen und klarstellen, an welchem Wochentag sie das Medikament einnehmen müssen.« Bei Patienten in Pflegeheimen müsse dies mit der Pflege abgeklärt werden.
Die Abgrenzung von Produktmängeln zu Medikationsfehlern erfordere unbedingt die pharmazeutische Expertise. »Es gibt nichts, was es nicht gibt«: Feuchtigkeitseffekte, Fremdkörper in Tabletten, Ausfällungen, verbogene Kanülen, nicht zu öffnende Flaschen oder Auskristallisationen am Flaschenhals.