»Apothekenpersonal ist knapper denn je« |
Carolin Lang |
09.06.2022 17:30 Uhr |
Im Saarland macht sich der Mangel an Apothekenpersonal bemerkbar: Die Kammer erreichen vermehrt Mitteilungen über verkürzte Öffnungszeiten. / Foto: Getty Images/Hemme
»Die Apothekerkammer bemüht sich, dem Personalmangel aktiv entgegenzuwirken«, sagte Saar bei der gestrigen Kammerversammlung. Bisher jedoch mit »bescheidener« Erfolgsbilanz, räumte er ein. Offenbar erhält die Kammer aktuell vermehrt Mitteilungen über Verkürzungen von Öffnungszeiten und zeitweise auch über kurzfristige, vorübergehende Schließungen. »Grund war und ist in der Regel der akute Personalmangel«, machte Saar deutlich. Personal sei »mehr denn je« knapp.
Grundsätzlich seien die Berufsbilder PKA, PTA und Apotheker für viele Jugendliche interessant, meint der Kammerpräsident. Doch liege das Gehalt eines PKA nur knapp über dem Mindestlohn, eine PTA-Ausbildung hingegen werde nicht einmal vergütet. Hier werde sich der Berufsstand bewegen und über eine dreijährige duale Ausbildung mit Vergütung nachdenken müssen. Denn »ohne eine duale Ausbildung ist der PTA-Beruf tot, mausetot«, postulierte er. Auch nach der Ausbildung sei die Vergütung verhältnismäßig gering, was andere Gesundheitsberufe attraktiver erscheinen lasse. »Wenn dennoch ein Apothekenberuf, ob nun PTA oder Apotheker, ergriffen wird, lockt die Industrie oder die Verwaltung«.
Um das Personal also in der Apotheke besser bezahlen zu können, stellt die Apothekerkammer des Saarlandes schon seit Jahren die Forderung nach einer nachhaltigen Erhöhung des Apothekenhonorars. Die ABDA scheine dieses Anliegen »nach langem taktischen Zögern« im Herbst an die Politik tragen zu wollen, berichtete Saar. Doch stünden dann womöglich auch wieder Einsparungen im Gesundheitswesen an, sagte er mit Verweis auf den Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums zu neuen Sparplänen im Rahmen des sogenannten GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes, der vor einigen Wochen offenbar unabgestimmt an die Öffentlichkeit gelang und kurz darauf wieder zurückgezogen wurde.
Eine positive Entwicklung sei hingegen, dass die während der Coronavirus-Pandemie eingeführten Sonderregeln bei der Arzneimittelabgabe bis zum 25. November dieses Jahres verlängert werden sollen. Die ABDA arbeite an einer unbefristeten Verlängerung, berichtete Saar. »Die Befürchtungen der Krankenkassen, wir würden damit die Rabattverträge systematisch aushebeln, haben sich nicht bestätigt«, führte er an.
Als einen »Meilenstein« für die Apotheken bezeichnete er hingegen, dass die Grippeimpfungen nun zur Regelversorgung in Apotheken werden sollen. Im Saarland waren die Modellvorhaben zu Grippeschutzimpfungen bislang ein voller Erfolg, wie der Geschäftsführer der Apothekerkammer des Saarlandes, Carsten Wohlfeil, deutlich machte. Es hätten überdurchschnittlich viele Kollegen teilgenommen und in bislang zwei Grippesaisons insgesamt etwa 1200 Impfungen verabreicht.
Ein weiteres Thema bei der Mitgliederversammlung war die ABDA-Strukturanalyse, die die Standesvertretung kürzlich von dem Beratungsunternehmen B’VM (Beratungsgruppe für Verbandmanagement) hatte durchführen lassen. Die PZ hat bereits über einige Änderungsvorschläge berichtet. Ein zentraler Punkt ist die Auflösung des Gesamtvorstands, in dem bislang alle Präsidentinnen und Präsidenten und Vorsitzenden der 34 Kammern und Verbände zusammenkamen. Zudem soll es nach den Vorstellungen von BV‘M keinen Hauptgeschäftsführer beziehungsweise keine Hauptgeschäftsführerin an der Spitze der Geschäftsstelle mehr geben, stattdessen aber eine gleichberechtigte Doppelspitze. Und: Der ABDA-Präsident beziehungsweise die ABDA-Präsidentin soll künftig keine Doppelfunktion mehr haben dürfen, sprich gleichzeitig einen Verband oder eine Kammer leiten, »um Interessenkonflikten vorzubeugen«, erklärte Wohlfeil.
Saar warf ein, dass er sich nicht vorstellen könne, dass die angedachten Maßnahmen so umgesetzt würden. Ihm zufolge stoßen diese zum Teil auf »erhebliche Widerstände«. »Insbesondere die Frage der gleichberechtigten Doppelspitze – das wird meiner Ansicht nach so nicht kommen«, sagte er. Er glaube nicht, dass sich viel ändern werde, so der Präsident abschließend.