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Apothekendemo in Stuttgart

Apotheken sterben jetzt!

Beim Apothekenprotest in Stuttgart demonstrieren heute die Apothekenteams aus Bayern und Baden-Württemberg. Bis zu 5000 Apotheken in beiden Bundesländern haben heute geschlossen, um gemeinsam gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung zu protestieren und sich für eine aus Sicht der Berufsstands längst überfällige Honorarerhöhung einzusetzen.
Alexander Müller
Cornelia Dölger
22.11.2023  13:00 Uhr

Als erste Rednerin forderte Tatjana Zambo, Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden‐Württemberg (LAV), von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD), endlich mit den Apothekern ins Gespräch zu kommen und von seinen Liberalisierungsplänen abzulassen. Ein Alleingang des Ministeriums sei nicht hinnehmbar. »Herr Minister, reden Sie mit uns und nicht über uns«, so Zambo und erntete dafür lautstarken Applaus. Der Platz vor der Bühne auf dem Stuttgarter Schlossplatz glich einem Meer aus weißen Westen, Plakaten und Bannern. Mit Trillerpfeifen und Rasseln machten die Teilnehmenden bei sehr kühlen Temperaturen lautstark auf ihre Belange aufmerksam. »Wir haben kalte Füße, aber heiße Herzen«, rief Moderator Frank Eickmann in die Menge.

Es sei höchste Zeit, dass der Gesundheitsminister schnell und effektiv für die Apotheken tätig werde, fuhr Zambo fort. Lediglich 3 Prozent Honorarzuwachs hätten die Apotheken in 20 Jahren erhalten und müssten seit 11 Jahren sogar Stillstand erdulden. »Es muss Schluss sein mit dem Kaputtsparen, mit dem Raubbau an unseren Apotheken«, so Zambo.

400 Apotheken hätten im vergangenen Jahr geschlossen, in diesem Jahr würden es voraussichtlich 600 Apotheken sein. Als Zambo über die »1000 Apotheken weniger in zwei Jahren« sprach wurde der viel zitierte Slogan »Apotheken stärken. Jetzt!« kurzerhand umgedichtet: »Apotheken sterben jetzt«, skandierten die Demonstrierenden.

Hubmann: »Das kann so nicht weitergehen«

Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV) sowie des Bayerischen Apothekerverbands (BAV), erinnerte daran, wie die Apotheken während der Pandemie die Versorgung gesichert und immer wieder neue Aufgaben übernommen hätten. »Und was ist der Dank? Ein warmer Händedruck, aber kein Geld.«

Dass zu wenig Geld für die Forderungen der Apotheken da sei, bezweifelte Hubmann. Es sei merkwürdig, dass für Kürzungen das Rasenmäherprinzip gelte, »aber zum Wiederaufforsten die Gießkanne angeblich ungeeignet sei«, so Hubmann. Seit der Kassenabschlag im Februar erhöht wurde, sei die Verbitterung und Wut der Apotheken noch einmal gewachsen. »Das kann so nicht weitergehen.«

Als »modernes Raubrittertum« bezeichnete der BAV-Chef die Retax-Praxis der Krankenkassen. Die Apotheken warnten seit Jahren vor Arzneimittellieferengpässen, stellten sich tagtäglich vor neue Herausforderungen. Die eklatante Mangellage sei in einem modernen Land wie Deutschland kaum erklärlich.

Hubmann freut sich über die politische Unterstützung, will die Union aber auch in die Pflicht nehmen, wenn diese künftig wieder in Regierungsverantwortung sein sollte. »Die versprochene Unterstützung haben wir jetzt schwarz auf weiß«, sagte Hubmann  der PZ. Die Bundespolitik müsse endlich aufwachen – wenn nicht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, dann seine Parteigenossen. »Karlchen, mach was anders!«, sollten sie ihm zurufen, forderte Hubmann.

Ein Grußwort als Video-Botschaft schickte Judith Gerlach (CSU), neue Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention. Sie stellte sich hinter die Forderungen der Apothekerschaft. Die Vergütung der Apotheken müsse an die gestiegenen Kosten angepasst werden. Gerlach forderte Lauterbach auf, die Unabhängigkeit der Apotheke zu bewahren. »Bayern steht fest an der Seite der Apothekerinnen und Apotheker«, versprach Gerlach.

Plädoyer auch für die Angestellten

Silke Laubscher, Vizepräsidentin der Landesapothekerkammer Baden‐Württemberg, sprach für die angestellten Approbierten. Auch diese müssten endlich von der Politik wahrgenommen werden. Auch für sie sei die Honorarerhöhung für die Apotheken wichtig, »damit unsere Arbeitsplätze erhalten bleiben und wir endlich besser bezahlt werden können«.

Die Angestellten würden sich auch geschlossen für bessere Arbeitsbedingungen in Apotheken einsetzen. Die überbordende Bürokratie belaste die Teams und bei der Bekämpfung der Lieferengpässe habe das ALBVVG »keinerlei spürbare Erleichterungen gebracht«.

Eigentlich wollten auch die PTA-Schülerinnen der Kerschensteiner Schule kommen. Doch das wurde ihnen von oben verboten, wie LAV-Geschäftsführer Frank Eickmann berichtete. »Das Regierungspräsidium hat gesagt, die Schulpflicht ist wichtiger als für die eigene Zukunft zu kämpfen. Kann man das glauben!?« Und so musste die PTA-Klasse per Videogruß die Demonstrierenden unterstützen. Die Schülerinnen wünschten sich, dass die Forderungen durchgesetzt würden. »Wir sind mit dem Herzen dabei.« Moderator Eickmann rief ihnen zu, sie seien das Rückgrat der deutschen Apotheken. »Ohne euch geht Versorgung nicht!«, worauf erneut Applaus aufbrandete.

Absage der PTA und PKA an »Apotheke light«

Stellvertretend für die PTA sprach Eva Bahn aus der Ost‐Apotheke in Nackarhausen und Technische Lehrkraft an einer PTA‐Schule in Mannheim. Die Angst vor Retaxationen habe dazu geführt, dass die Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten leide. Statt sich der Beratung zu widmen, müssten PTA alle Abgabevorschriften beachten und nach legalen Alternativen bei der Abgabe suchen. Dabei hätten die Krankenkassen mit ihrer Sparpolitik die Engpässe selbst verursacht.

Den Liberalisierungsplänen aus dem BMG, die unter anderem PTA-Vertretung ohne anwesende Approbierte vorsehen, erteilte Bahn eine Absage: »Wir PTA und PKA, wir wollen keine Apotheke light. Wir wollen nicht arbeiten, wo es keine Rezeptur gibt, kein Labor und keinen Notdienst, das ist keine Apotheke.« Die vom Ministerium als Bürokratieabbau vorgesehenen Maßnahmen bezeichnete Bahn als »Lauterbach‘sche Mogelpackung, in der faktisch eine Leistungskürzung steckt«.

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