Apotheken schreiben erneut an Olaf Scholz – und alle Abgeordneten |
Anschließend erläutert der MVDA die aktuelle Situation den Apotheken und weist darauf hin, dass den Angestellten nicht die notwendigen Lohnerhöhungen gewährt werden können – und fragt, wieso eine Lohnerhöhung von 12 Prozent über die nächsten zwei Jahre für die Verwaltungsangestellten der Krankenkasse aus Versichertengeldern drin ist, aber kein Geld für die Apotheken. »Auch hier verspielen Sie Vertrauen, wenn offenkundig mit zweierlei Maß gemessen wird und verschärfen gleichzeitig aktiv durch Ihr Nichtstun den Fachkräftemangel in den Vor-Ort-Apotheken!«
Die wirtschaftlich aussichtslose Situation der Apotheken eskaliere durch die Inflation immer weiter. »Wir sind eingezwängt in ein Korsett, welches geschnürt ist mit maßlosen bürokratischen Prozessen, die nur auf Kontrollzwang und nicht auf Vertrauen in die ausführenden Personen beruhen, bei denen sowohl Einkaufs- als auch Verkaufspreise vom Gesetzgeber bestimmt werden und die wirtschaftlich erforderliche Handelsspanne durch immer mehr zusätzliche Servicegebühren unserer Dienstleister belastet wird.«
Der MVDA weist auch darauf hin, dass die Apotheken mittlerweile nach Zahlen der Treuhand sogar bei jeder zulasten der GKV abgegeben Medikamentenpackung ein Minus von 46 Cent einfahren. »Die Steuerberater müssten den Kolleginnen und Kollegen betriebswirtschaftlich zu einer Ablehnung jedes einzelnen GKV-Rezeptes raten. Dies ist ein untragbarer Missstand.«
Zudem wehrt auch der MVDA sich gegen die Umverteilungspläne Lauterbachs von vermeintlich großen Stadtapotheken zu kleinen Landapotheken anhand des Umsatzes, der bekanntermaßen nicht gleich Ertrag ist. Bestenfalls sei es ein Nullsummenspiel, viel wahrscheinlicher sei dadurch jedoch eine Verschlechterung der Gesamtsituation. Allein der Gedanke einer Honorarumverteilung sei mehr als leistungsfeindlich und ein gefährlicher Schritt in Richtung Planwirtschaft bei vollem Haftungsrisiko der Apothekeninhabenden.
Die Pläne zu Light-Apotheken würden dem Stellenwert der Vor-Ort-Apotheken für die Bevölkerung und dem Berufsbild des Apothekers nicht gerecht. Es brauche vielmehr eine Stärkung der Kompetenzen und Planungssicherheit, auch um junge Apothekerinnen und Apotheker zu finden, die noch Betriebe übernehmen oder gründen wollen.
»Viele Apothekerinnen und Apotheker wandern in die Industrie ab und auch PTA sowie PKA sind immer schwieriger zu finden«, betont Vongehr in der begleitenden Pressemitteilung. Das habe zur Folge, dass es keinen Nachwuchs mehr gebe und auch nahezu keine neuen Apotheken mehr gegründet werden. »Gründe dafür sind unter anderem die große Perspektivlosigkeit und ein zu hohes Haftungsrisiko bei zu geringer Vergütung.«
»Wo bleibt hier Ihr deutliches Bekenntnis zur Stärkung des Mittelstands und gegen das Ausbluten von wohnortnaher Infrastruktur und unwiederbringlichem Ladensterben?«, appelliert der MVDA an den sozialdemokratischen Bundeskanzler. »Apotheken sind unverzichtbare soziale Begegnungsstätten, die auch einen großen Beitrag gegen zunehmende Vereinsamung und Isolation leisten.«