Apotheken müssen beharrlich bleiben |
Daniela Hüttemann |
20.11.2023 16:00 Uhr |
»Wir Leistungserbringer sind nicht die Kostentreiber«, erinnerte Overwiening. Hier könne nicht weiter gespart werden. Das System laufe noch, aber nur über Selbstausbeutung. Denn ein Drittel der Apotheken gilt mittlerweile als nicht mehr rentabel; 10 Prozent schreiben sogar rote Zahlen. »Man verlässt sich auf uns, wie auf den Strom aus der Steckdose.« Doch Overwiening warnte: So aufopfernd sich die Apotheken um ihre Patienten kümmerten, ginge doch immer mehr von ihnen die Puste aus.
Während die Bevölkerung, Medien und Regionalpolitiker die Forderungen der Apothekerschaft nachvollziehen können, mache die Politik in Berlin dicht, genau wie der GKV-Spitzenverband bei vielen Verhandlungen mit den Apothekerverbänden. Und doch tut sich langsam etwas. Derzeit gehe es den GKV-Finanzen besser. Die Apothekerschaft fordert daher unter anderem, den erhöhten Abschlag auf das Packungshonorar, der seit Februar 2023 durch das GKV-Finanzstabilisierungs-Gesetz gilt, auf dieses Jahr zu begrenzen. Eines der wichtigsten Ziele sei es zudem, endlich eine Dynamisierung der Apothekenvergütung zu erreichen. Schließlich seien die Apotheken seit 2004 von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt.
»Es ist für mich unvorstellbar, dass eine gesamte Regierung und ein Parlament so ignorant gegen die tatsächlichen Entwicklungen ist«, meinte Overwiening zum Abschluss. Sie ist überzeugt, die Apothekerschaft werde bestimmte Ziele erreichen, wenn sie es schaffe, die Parlamentarier, also Mitglieder des Bundestags, zu sensibilisieren. Dafür braucht es sprichwörtlich betrachtet das ganze, fleißige Hummelvolk.
Beispiel Lieferengpass-Gesetz: Das ALBVVG wäre ursprünglich gut aufgesetzt gewesen, die Parlamentarier hätten dafür gekämpft und seien nun enttäuscht, wie bürokratisch es geworden sei und wie es zum Teil vom GKV-Spitzenverband ausgelegt werde, so Overwiening. »Ich glaube an das Korrektiv des parlamentarischen Verfahrens.«
Dafür müssen die Apotheken in jedem Wahlkreis mit ihren Abgeordneten im Gespräch bleiben, sie zum Blick hinter die Kulissen einladen, die täglichen Schwierigkeiten zeigen, damit sich auch Nicht-Gesundheitspolitiker gegen manche krude Idee des Ministers stellen. »Es ist normal in der Politik und sogar Kalkül, dass die Dinge lange brauchen. Lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen, wir müssen es immer wieder versuchen und auf Kurs bleiben, dann werden wir etwas zusammen schaffen, da bin ich sicher.«
Der AVSH-Vorsitzende Hans-Günter Lund hatte neben der ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening auch noch den gesundheitspolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Hauke Hansen als Zuhörer zu Gast. / Foto: PZ/Daniela Hüttemann