Apotheken können Gesundheitskosten senken |
Jennifer Evans |
24.02.2023 09:00 Uhr |
Schon jetzt tragen die Apotheken aktiv zur Dämpfung der Gesundheitskosten bei, könnten ihr Potenzial laut Pharmasuisse aber noch steigern. / Foto: Adobe Stock/Muhammad
Medikamente werden zwar immer teurer, aber die damit verbundenen Mehrausgaben landen nicht in der Kasse der Vor-Ort-Apotheken. Den Schweizer Apothekerverband Pharmasuisse ärgert nach eigenen Angaben die Darstellung, bei der automatisch die Offizinen als Gewinner dieser Entwicklung dastehen. Daher listet er in einer aktuellen Mitteilung zunächst einmal ausführlich auf, welche zwei Parameter die Medikamentenkosten in der Schweiz eigentlich bestimmen.
Da ist zum einen das Volumen, also die Anzahl der Packungen, und zum anderen der Preis. Letzterer setzt sich wiederum aus Fabrikabgabepreis und dem gesetzlich definierten Vertriebsanteil zusammen. Während zwar zuletzt sowohl das Volumen als auch der durchschnittliche Fabrikabgabepreis pro Schachtel gestiegen ist, bleibt der Vertriebsanteil seit mehreren Jahren unverändert. Dieser Anteil müsse aber unter anderem die Kosten für Kapital, Logistik, Infrastruktur sowie Personal der Leistungserbringer wie Apotheken, Versandapotheken und Artzpraxen abdecken, so die Kritik von Pharmasuisse. Trotz steigender Lohnkosten bleibe die Bruttomarge der Apotheken unverändert. »Es ist deshalb nicht korrekt zu sagen, dass die Apotheken überdurchschnittlich vom Kostenwachstum in der Grundversicherung profitieren und noch realitätsfremder ist es zu behaupten, dass die Apotheken dazu beitragen, da ihnen nichts vergütet wird ohne Arztrezept«, heißt es. Zudem verschweige der Verband Santésuisse oft, dass die Apotheken ähnlich wie hier in Deutschland einen Rabatt von 2,5 Prozent, was 60 Millionen Franken (knapp 61 Millionen Euro) pro Jahr entspreche, an die Versicherer gewähre. Santésuisse ist die Branchenorganisation der Schweizer Krankenversicherer im Bereich der sozialen Krankenversicherung.
Und auch unfreiwillig dämpften die Schweizer Vor-Ort-Apotheken derzeit bereits die Ausgaben des Gesundheitssystems, weil sie bei Lieferengpässen für die Suche nach alternativen Präparten kein Geld erhielten, moniert der Apothekerverband. Demnach entspricht der Zusatzaufwand in den mehr 1800 Schweizer Offizinen im Schnitt einem halben Arbeitstag pro Woche, in den Krankenhaus-Apotheken sind es bis zu zwei Tage. Damit nicht genug, argumentiert Pharmasuisse weiter. Die Pharmazeuten berieten und behandelten Patienten mit häufigen Gesundheitsproblemen, für die Versicherungen bei etwaigen Klinikaufhalten sonst tiefer in die Tasche greifen müssten.
Eine Menge einsparen ließe sich außerdem, wenn Apotheken häufiger Generika abgeben dürften. Doch dafür müssen erst einige Steine aus dem Weg geräumt werden: »Leider wird die Abgabe von sehr günstigen Generika wegen den im Art. 38 KLV definierten und seit 2010 nicht indexierten Vertriebsanteilen zurzeit bestraft«, so der Apothekerverband. Würde dies korrigiert, wären direkte Einsparungen in Höhe von 60 Millionen Franken (knapp 61 Millionen Euro) möglich, perspektivisch sogar bis zu 100 Millionen Franken (mehr als 101 Millionen Euro).
Darüber hinaus hält Pharmasuisse den Ausbau der pharmazeutischen Dienstleistungen für eine gute Möglichkeit, in Zukunft weiter Kosten zu sparen. Dazu muss aber erst ein entsprechendes Maßnahmenpaket verabschiedet werden, um kostensenkende pharmazeutische Dienstleistungen zuzulassen. Diese müssen nämlich die Kriterien Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit erfüllen. Beispielsweise könnten sich Apotheker und Ärzte dann besser beim Medikationsmanagement austauschen oder Offizinen Patienten bei der Therapietreue unterstützen. Eine weitere Option wären Medikationsprüfungen für Patienten mit Polymedikation in Alters- und Pflegeheimen.