Apotheken können Bestellungen meist zügig bedienen |
Das Hochdosis-Vakzin ist beim Großhandel nicht immer vorrätig, wird aber zügig nachgeliefert. Insgesamt 10 Millionen Dosen des Impfstoffs sind im Markt. / Foto: Imago Images/Beautiful Sports
Jetzt im November steckt Deutschland mitten drin in der Grippesaison. In diesem Jahr allerdings verläuft sie weit weniger geräuschvoll als noch 2020. Damals waren Impfstoffe vor allem zu Herbstbeginn knapp und die Nachfrage groß. Erst zum Jahresende kamen ausreichend Impfdosen in den Markt, der große Run allerdings war da schon wieder vorbei.
Auch in diesem Jahr hat es ein wenig geruckelt zu Beginn der Saison. Das aber gilt in Fachkreisen schon als normal. Denn wie immer kamen auch in diesem Herbst nicht alle Impfdosen auf einmal in die Apotheken. Vielmehr prüft das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die Vakzine chargenweise und gibt sie anschließend frei. So konnten die Offizinen im Oktober nicht immer sofort alle Vorbestellungen auf einmal ausliefern. Vereinzelt gingen Praxen die Impfstoffe vorübergehend aus. Inzwischen allerdings können die Apotheken in den meisten Fällen auch Nachbestellungen unkompliziert bedienen.
Probleme bereiten wie so häufig eher die Einzeldosen. Die kommen insbesondere bei Privatpatienten zum Einsatz. Hier kann es vereinzelt zu Verzögerungen kommen, weil sie nicht immer sofort verfügbar sind. Einen handfesten Engpass gibt es allem Anschein nach aber nicht. Eine Besonderheit ist in diesem Jahr das Hochdosis-Vakzin Efluelda. Das sollen auf Empfehlung der Ständigen Impfkommission alle Über-60-Jährigen bekommen. Ärzte können allerdings auch auf einen Standardimpfstoff ausweichen, wenn das Mittel etwa nicht lieferbar ist.
Vereinzelt war das in den zurückliegenden Wochen der Fall. Allerdings seien die für Deutschland kalkulierten mehr als 10 Millionen Dosen Efluelda inzwischen im Markt und könnten bestellt werden, das bestätigte eine Sanofi-Sprecherin auf Nachfrage der PZ. Wie es aussieht, hat sich der Großhandel insgesamt aber keine wirklich großen Bestände auf Lager gelegt. So müssen Apotheken mitunter Geduld aufbringen. »Aufgrund hoher Nachfrage kann es gegebenenfalls kurzfristig dazu kommen, dass kein Lagerbestand mehr vorrätig ist«, teilte etwa der Großhändler Gehe gegenüber der PZ mit. »Wir bieten den Apotheken in einem solchen Fall eine verbindlich reservierte Nachlieferung an.« Auch Noweda sieht keinen drohenden Engpass. Efluelda ist allerdings auch hier nicht immer sofort verfügbar, wie Apotheker berichten.
Einen Mangel an Grippeimpfstoffen kann man auch in Nordrhein-Westfalen nicht erkennen. »Es ist davon auszugehen, dass genügend Impfstoffdosen für die aktuelle Grippesaison zur Verfügung stehen«, schreibt Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der SPD. Nachgehakt hatte die Düsseldorfer Landtagsabgeordnete Susana dos Santos Herrmann. Sie hatte in Kölner Haus- und Kinderarztpraxen Impfstoffengpässe beklagt und wollte mehr über die Gründe dafür erfahren.
Weder dem Bundesministerium für Gesundheit noch dem PEI lägen allerdings Hinweise auf fehlende Impfstoffe vor, schreibt Laumann. Stattdessen verweist er auf den schrittweisen Auslieferungsprozess der Grippeimpfstoffe. Das könne »dann im Einzelfall vor Ort den Eindruck erwecken, bestellte Impfstoffe wurden nicht der Bestellung entsprechend an die Arztpraxen ausgeliefert oder es bestünden Engpässe«. Dos Santos Herrmann will sich mit dieser Erklärung nicht zufriedengeben. Am offensichtlichen Engpass zu Beginn der Grippesaison seien offenbar alle möglichen Faktoren schuld, »nur der Herr Gesundheitsminister nicht«, kritisierte sie. Anstatt lediglich die Auslieferungspraxis der Hersteller ins Feld zu führen »wäre es seine Aufgabe, für bessere Abläufe zu sorgen«.
Laumann zufolge werden in dieser Saison allein auf Nordrhein-Westfalen rund 7 Millionen Dosen Grippeimpfstoffe entfallen. Tatsächlich stehen bundesweit deutlich mehr Vakzine zur Verfügung als noch im vergangenen Jahr. So hat das Paul-Ehrlich-Institut bis Mitte November bereits knapp 34 Millionen Impfdosen freigegeben, kalkuliert waren eigentlich nur knapp 27 Millionen. Damit steht Deutschland so gut da wie schon lange nicht mehr. Im vergangenen Jahr haben sich etwa 22 Millionen Menschen gegen die Grippe impfen lassen. Auch für diese Saison rechnet die Bundesregierung mit einer ähnlichen Größenordnung. Gerade in der Gruppe der Über-60-Jährigen hofft die Politik allerdings auf ein gesteigertes Interesse. Hier lag die Impfquote zuletzt bei gerade einmal 30 bis 40 Prozent und damit weit unter den von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen 75 Prozent.