Apotheken geben deutlich mehr Grippe-Impfdosen ab |
Zum Start der Grippesaison im Herbst 2020 waren Vakzine vielerorts Mangelware. / Foto: Imago Images/Rolf Poss
Die Grippesaison 2020/2021 haben vielen Apotheken als eine Art Desaster verbucht. Pandemie-bedingt hatten sich besonders viele Menschen eine Influenza-Impfung gewünscht. Doch Impfstoffe fehlten gleich zu Beginn der Saison. Bis Mitte November war dieser Engpass ein handfestes Problem, erst dann war ausreichend Vakzine im Markt. Zu diesem Zeitpunkt allerdings ließ auch der Andrang in den Praxen schon wieder spürbar nach. Am Ende blieben viele Impfdosen unverbraucht in den Apotheken zurück.
Trotz allem haben die Offizinen in der Grippesaison 2020/2021 deutlich mehr Impfstoffe mit der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) abgerechnet als im Vorjahreszeitraum. Das geht aus aktuellen Auswertungen des DAPI hervor. Demnach gaben die Apotheken zwischen Juli 2020 und Juni 2021 insgesamt 265 Dosen Influenzaimpfsoff pro 1000 GKV-Versicherte ab – und damit 37 Prozent mehr als in der Grippesaison 2019/2020 (194 Dosen).
Am deutlichsten fiel die Steigerung bei Fluenz® Tetra von Astra-Zeneca (plus 546 Prozent) und dem Seqirus-Präparat Flucelvax® Tetra (plus 476 Prozent) aus. Aber auch Vaxigrip® Tetra (Sanofi-Pasteur) gaben die Apotheken deutlich öfter ab als in der Vorsaison (plus 47 Prozent). Influsplit® Tetra (Glaxo-Smith-Kline) und Influvac® Tetra (Mylan) legten mit 23 beziehungsweise 16 Prozent ebenfalls zweistellig zu.
Auch im Herbst 2021 war die Nachfrage nach Grippeimpfstoffen groß. Einen handfesten Engpass hat es bislang allerdings nicht gegeben. Tatsächlich stehen für diese Saison besonders viele Impfdosen bereit. Mehr als 34 Millionen Dosen hat das Paul-Ehrlich-Institut bis Ende November freigegeben. Ganz besonders das Hochdosis-Vakzin Efluelda® (Sanofi-Pasteur) ist gefragt, das zeigen erste DAPI-Zahlen für die laufende Saison. Stolze 83,2 Efluelda-Dosen pro 1000 GKV-Versicherte gaben die Apotheken zwischen Anfang Juli und Ende Oktober 2021 demnach ab, so viele wie von keiner anderen Grippevakzine.
Auch im Herbst 2020 war das speziell für Senioren entwickelte Präparat als Import aus den USA auf dem Markt (Fluzone®) gewesen. Damals hatten die Ärzte den vergleichsweise teuren Impfstoff allerdings nur recht zögerlich ausgewählt. Gerade einmal 4,1 Dosen pro 1000 Versicherte rechneten die Apotheken in der gesamten Grippesaison 2020/2021 mit den Krankenkassen ab.
Inzwischen wird der Impfstoff offiziell für Menschen ab 60 Jahren empfohlen. Verpflichtend ist der Einsatz zwar nicht, trotzdem scheint Efluelda für die meisten Praxen das Mittel der Wahl. Das hatten zuletzt auch aktuelle Daten zu den Impfstoffausgaben der Krankenkassen nahegelegt. Die Hersteller regulärer Grippevakzine bekommen diese Entwicklung recht deutlich zu spüren: Zwischen Juli und Oktober brach der Absatz fast aller Influenza-Impfstoffe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40 bis 50 Prozent ein.
Lediglich Flucelvax (5,3 Dosen pro 1000 GKV-Versicherte beziehungsweise plus 25 Prozent) und das Seqirus-Präparat Afluria® Tetra (3,5 Dosen pro 1000 GKV-Versicherte beziehungsweise plus 106 Prozent) gaben die Apotheken häufiger ab. Zu einem Teil könnte das allerdings auch auf die bessere Verfügbarkeit dieser Präparate im Vergleich zum Saisonstart im Herbst 2020 zurückzuführen sein. Insgesamt rechneten die Apotheken zwischen Juli und Oktober 2021 5 Prozent mehr Grippeimpfstoffe ab als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.