»Apotheken dürfen keine Hamsterkäufe machen!« |
Für Aufregung in den Apotheker-Gruppen der sozialen Medien sorgen auch die Aussagen von Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Institutes der AOK (WIdO). In einem Interview mit dem Deutschlandfunk meint der AOK-Experte zunächst, dass die Lage gar nicht so dramatisch sei. »Knapp 300 verschiedene Arzneimittel fehlen derzeit. Bei über 60.000 verschiedenen Arzneimitteln ist das eine überschaubar kleine Menge. Die Lage ist nicht dramatisch. Schließlich gibt es immer auch die Möglichkeit zu fragen: Gibt es nicht einen anderen Großhändler?«
Und auch auf Herstellerebene gebe es eine »Vielzahl von Alternativen im generischen Segment«. Immerhin: Auch Schröder erkennt an, dass die Hauptursache der Engpässe an der Produktionsverlagerung nach Asien ist. Die Hersteller hätten die Produktion der Wirkstoffe in andere verlegt, »wo man preiswerter produzieren kann«. Wirkstoffe würden beispielsweise in China und Indien produziert, Blister in der Türkei und in Deutschland würden die einzelnen Bestandteile dann zum Endprodukt zusammengefasst. »Ohne Krieg und Pandemie funktionieren die Prozesse. Nun muss man sich fragen, ob sie noch resilient sind.«
Als Lösungsvorschlag sieht Schröder die Idee, die Hersteller zur Lagerhaltung zu verpflichten. Am Rabattvertragssystem will er nichts ändern. Ganz im Gegenteil. Die Rabattverträge hätten einen »Riesenvorteil«. Schröder führt hier die in den Verträgen festgehalten Sanktionen an, also Vertragsstrafen. Diese werden bei Nicht-Lieferbarkeit des Produktes fällig. »Dadurch sind die Hersteller jetzt schon in der Pflicht, sie wollen doch einen Schadenersatz vermeiden.«
Und auch der GKV-Spitzenverband hat sich zur aktuellen Versorgungslage bei Arzneimitteln geäußert und die Apotheken aufgefordert, keine Arzneimittel zu horten. Die Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Doris Pfeiffer, erklärt in einer Pressemitteilung, dass die Kassen nun auf die Hilfe der Apotheken setzen – eine Extra-Vergütung für das Lieferengpass-Management lehnt Pfeiffer aber ab. Wörtlich sagte sie: »In der aktuellen Situation sind die Apotheken und ihre Kompetenzen gefordert. Wir vertrauen darauf, dass in dieser Notsituation das Fachpersonal den Patientinnen und Patienten mit Rat und Tat beiseite steht. Kein Verständnis haben wir, wenn in dieser angespannten Lage für diese ureigene Aufgabe der Apotheken nach zusätzlichem Geld gerufen wird. Wir haben unter anderem ein Verteilungsproblem und rufen, so wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Apotheken und Großhandel auf, dringend benötigte Arzneimittel nicht zu horten.« Zur Erklärung: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hatte zuletzt mehrfach gefordert, dass Apotheken eine Vergütungspauschale für das Management der Defekte erhalten.