Apotheken als Anker |
Brigitte M. Gensthaler |
16.10.2024 10:00 Uhr |
Apotheken könnten auch zum Verweilen einladen, zeigte Frick ein Beispiel einer Apotheke, die in der Offizin ein buntes Sofa aufgestellt hat. Primärer Zweck einer Offizin sei der Durchgang zum HV-Tisch; neu sei der Auftrag zum Verweilen.
Demenzkranke Menschen spürten oft eine große Unsicherheit und Unruhe, weil sie sich nicht sicher sind, wo sie wohnen, wer sie sind, was sie gerade machen. »Da kann die bekannte Apothekerin oder der Apotheker ein Anker sein.« Einen müden, unsicheren oder hilflosen Kunden zum Hinsetzen einzuladen, könne eine angespannte Situation entschärfen und das Team akut entlasten. Im Sitzen könne man Emotionen wie Ärger, Zorn oder Trauer des Kunden vielleicht besser auffangen als am HV-Tisch.
Apotheken könnten Teil einer »Caring Community« (sorgende Gemeinschaft) werden oder darauf hinweisen, sagte Frick. Dies ist ein neuer Oberbegriff für Initiativen in einer Gemeinde oder einem Ort, die zusammen helfen, damit Menschen sich beheimatet wissen und wohlfühlen. Sie wollen ein Gegengewicht zum Trend zur Vereinzelung, zur Auflösung von Familien und Gemeinschaften bilden.
Im übertragenen Sinn könnten die Berufsangehörigen auch als »Reiseapotheke« hilfreich sein, meinte der Theologe. »Viele Demenzkranke sind auf der Reise, auch medizinisch gesehen, und suchen ihr Zuhause.« Für sie könne die Apotheke als Bezugspunkt oder als Teil der Heimat dienen. Dies gelte umso mehr, wenn sich Demenzfürsorge und Palliativversorgung berühren, wenn es also um die letzte Reise geht.
»Apotheken und ihre Teams helfen bei der Suche nach Sicherheit und Geborgenheit; es sind vertraute Orte mit gesprächsbereiten Menschen.« Oder wie eine Kollegin aus langjähriger Berufserfahrung im Chat resümierend schrieb: Apotheken können niederschwellige Seelsorge für die Menschen bieten.