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Vom Untertan zum Bürger

04.10.2004  00:00 Uhr

Deutscher Apothekertag 2004

Vom Untertan zum Bürger

Nicht zuletzt angesichts der Nähe zum Tag der Deutschen Einheit ließ Dr. Joachim Gauck, Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR von 1990 bis 2000, vierzehn Jahre Wiedervereinigung Revue passieren.

»Deutschland – einig Jammerland?«, Gauck lag es am Herzen, »Sie verstehen zu lassen, was die Menschen im Osten, die Unzufriedenheit als Nationalbefindlichkeit etabliert haben, so anders macht.« Dass der »Ossi« wirklich anders ist, zeige sich nicht nur in seinem Wahlverhalten. In Umfrageergebnissen demonstriere er, dass zentrale Werte wie Freiheit oder Rechtsstaatsprinzip für ihn nicht im Fokus stehen.

Gauck führte aus, dass die hohe PDS-Wählerschaft auch auf die große Verunsicherung der ehemaligen DDR-»Staatsinsassen« zurückzuführen sei. Die PDS als »Milieupartei« biete das Gefühl von Geborgenheit und Heimat. Gauck sprach von politischen Entscheidungen der PDS-Wähler nicht aus dem Kopf oder einer Ideologie, sondern aus einem von Unbehagen geprägten Lebensgefühl heraus.

»Die Wähler kennen diese Partei. Sie ist ihnen vertrauter als die anderen«. Und: »56 Jahre Diktatur, das prägt.« Alle Ostdeutschen hätten das Angst-Anpassungssyndrom perfektioniert und sich über Jahre auf zwei Kommunikationsebenen bewegt - »eine für die Öffentlichkeit und eine für zu Haus«. Notwendig für das Überleben waren Gehorsam und Unterwerfung; Eigeninitiative und Verantwortung waren nicht gefragt, so der ehemalige Pastor. Gauck prognostizierte, dass der Mentalitätswandel so lange anhalten wird, wie die Prägung gedauert hat. Er sprach von einer »zweiten Ohnmacht, die die Menschen im Osten derzeit erleben«.

Die Befremdung und Irritiertheit des »Wessis« sei nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass der »Ossi« ihn an die eigene Dumpfheit und Verdrängungsleistung der Nachkriegszeit erinnert. Auch tappe er in Bezug auf seine Werte im Dunkeln. »Das Manko an Selbstbewusstsein ist ein deutsches Markenzeichen«, registrierte Gauck. Dabei könne der Westdeutsche durchaus stolz sein auf die Zivilgesellschaft und die Zeit der Freiheit und Menschenrechte, die er geschaffen hatte. Gauck plädierte für »mehr Stolz und Freude sowie mehr Bewusstheit dessen, was diese Zivilgesellschaft ausmacht.«

Gauck forderte den offenen Diskurs zwischen Ost und West, um voneinander zu lernen. Nur »im Abschied von der Ohnmacht und der Ermächtigung zum Handeln verwandelt sich der Untertan zum Bürger.«

 

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