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Bevacizumab ausgezeichnet

26.09.2005  00:00 Uhr

Deutscher Apothekertag 2005

PZ-Innovationspreis

Bevacizumab ausgezeichnet

Zum elften Mal verlieh PZ-Chefredakteur Professor Dr. Hartmut Morck den PZ-Innovationspreis für einen neuen, hoch innovativen Arzneistoff. Unter etlichen Bewerbern machte der monoklonale Antikörper Bevacizumab das Rennen. Dr. Karl H. Schlingensief, Vorstandsvorsitzender der Hoffmann-La Roche AG, nahm die Trophäe beim Deutschen Apothekertag entgegen.

Mit Bevacizumab, das als Avastin® Injektion seit Januar dieses Jahres in Deutschland zur Erstlinien-Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Dickdarm- und Enddarmkarzinom (kombiniert mit einer Chemotherapie) zur Verfügung steht, wird zum fünften Mal ein monoklonaler Antikörper ausgezeichnet. Ebenfalls zum fünften Mal geht der Innovationspreis an das Pharmaunternehmen in Grenzach-Wyhlen ­ ein deutliches Zeichen der innovationsfreundlichen Firmenstrategie, hob Morck vor Journalisten hervor.

Dennoch gab es auch eine Premiere: Erstmals sei sich die sechsköpfige Jury unter Leitung des Heidelberger Pharmakologen Professor Dr. Ulrich Schwabe von vorneherein einig gewesen, welcher der insgesamt 29 Arzneistoffe, die vom 1. Juli 2004 bis zum 30. Juni 2005 auf den deutschen Markt kamen, ausgezeichnet werden sollte.

Maßgeblich für die Entscheidung der Jury waren die Tatsachen, dass mit Bevacizumab der erste Antiangiogenese-Wirkstoff zugelassen wurde, dieser ein neues Therapieprinzip für solide Tumoren eröffnet und den Patienten eine neue Hoffnung auf ein längeres Überleben bietet, sagte Morck. Wahrscheinlich sei der Arzneistoff auch für weitere Indikationen geeignet, zum Beispiel für Patienten mit nicht kleinzelligem Lungenkrebs, Pankreas- und Nierenzellkarzinom.

Überleben verlängert

Bevacizumab ist heute zugelassen in Kombination mit intravenös appliziertem 5-Fluorouracil/Folinsäure (5-FU/FS) oder 5-FU/FS/Irinotecan. Diese Zulassung beruht auf zwei Studien. Die Studie von Hurwitz belegte erstmals, dass die Angiogenese-Hemmung eine wirksame Tumortherapie darstellt. 813 Patienten mit nicht vorbehandeltem metastasierten Darmkrebs erhielten zusätzlich zu 5-FU, Leukovorin und Irinotecan entweder Bevacizumab oder Placebo. Im Verum-Arm überlebten die Patienten fünf Monate länger und die progressionsfreie Überlebenszeit verlängerte sich hoch signifikant. Auch in der zweiten Zulassungsstudie mit 209 Patienten lebten die Patienten, die 5-FU/Leucovorin plus Bevacizumab erhalten hatten, signifikant länger als die Gruppe ohne Antikörper-Zusatz. Dabei war der neue Arzneistoff relativ gut verträglich. Eine auftretende Hypertonie (Grad 3, 4) konnte meist mit gängigen Antihypertonika beherrscht werden.

Als Hauptwirkungsmechanismus von Bevacizumab wird dessen Bindung an den Wachstumsfaktor VEGF (Vaskular Endothelial Growth Factor) angesehen, der die Angioneogenese maßgeblich anregt. Unter VEGF-Blockade bilden sich neue, unreife Gefäße zurück, während ausdifferenzierte Gefäße erhalten bleiben. Daher sei die Kombination von Bevacizumab mit Zytostatika möglich und sinnvoll, erklärte Dr. Karl Matussek, Leiter Marketing und Medical Management Avastin.

Da VEGF ein Schlüsselmolekül der für den Krebs lebenswichtigen Gefäßneubildung ist und von vielen Tumortypen exprimiert wird, sei der monoklonale Antikörper bei diversen soliden Tumoren viel versprechend. Auch die Kombination mit anderen Zytostatika wie Oxaliplatin wird geprüft. Derzeit befänden sich etwa 17.000 Krebspatienten in Studienprogrammen.

Erfolge bei Lungentumoren

Nach neuesten Studien verlängert Bevacizumab nicht nur das Überleben von Patienten mit kolorektalem Krebs, sondern auch mit Lungenkrebs, berichtete Professor Dr. Jürgen Wolf vom Centrum für Integrierte Onkologie an der Universität Köln. In einer Studie, die im Mai dieses Jahres bei der ASCO-Jahrestagung (American Society of Clinical Oncology) vorgestellt wurde, erhielten 878 Patienten mit fortgeschrittenem, nicht kleinzelligen Bronchialkarzinom die Standardchemotherapie aus Carbo- und Paclitaxel mit oder ohne Bevacizumab. Ausgeschlossen waren Patienten mit Plattenepithelkarzinom, da bei diesen das Blutungsrisiko stark erhöht ist. Die mittlere Überlebenszeit stieg von 10,2 auf 12,5 Monate mit der Dreifach-Kombination. »Damit konnte erstmals seit zehn Jahren eine Verlängerung der Überlebenszeit bei diesen Patienten erreicht werden«, hob der Onkologe hervor. Die Kombination sei nun neuer Standard der US-amerikanischen Studiengruppe ECOG.

Auch Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs könnten von dem neuen Medikament profitieren, sagte Wolf. In einer Studie mit 715 Frauen, die auf der gleichen Tagung vorgestellt wurde, verlängerte sich die Zeit bis zum Progress deutlich, wenn der Antikörper zusätzlich zu Paclitaxel gegeben wurde. Für eine Aussage zum Gesamtüberleben sei es aber noch zu früh.

Die Firma erwartet die Zulassung von Bevacizumab für Patienten mit Mamma- und Bronchialkrebs für 2007. Für andere Erkrankungen, denen eine pathologische Gefäßneubildung zu Grunde liegt, zum Beispiel die feuchte Makuladegeneration, gebe es positive Einzelfallberichte mit dem Antikörper. Dies werde derzeit aber nicht weiterentwickelt.

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