| Melanie Höhn |
| 18.12.2025 17:00 Uhr |
Bei der AOK Nordost ist allein von Januar bis Oktober 2025 bereits ein Verlust von 755.000 Euro durch Rezeptfälschungen entstanden. / © Imago/Westend61
Vor wenigen Wochen informierte die Staatsanwaltschaft München, dass Betrugsfälle mit Rezepten in Apotheken seit Ende 2023 immer mehr zunehmen. Nun schlägt auch die AOK Nordost Alarm und rät Apotheken zu besonderer Achtsamkeit während der bevorstehenden Feiertage.
Betrüger könnten die schlechtere Erreichbarkeit von Arztpraxen um den Jahreswechsel nutzen und wieder verstärkt Papierrezept-Fälschungen in Umlauf bringen. An die Arztpraxen appelliert die AOK Nordost, wo es möglich ist, auf E-Rezept zu verordnen und Papierrezepte diebstahlsicher zu lagern.
»Apotheken sollten insbesondere Verordnungen auf das onkologische Präparat Caprelsa® 300 mg und auf das Allergie-Medikament Ragwizax® sorgfältig prüfen«, rät Julia Goldmann, Beratungsapothekerin bei der AOK Nordost. »Hier beträgt die Fälschungsquote 100 Prozent, das heißt, jedes der bisher bei uns abgerechneten Papierrezepte war eine Fälschung.«
Bei Caprelsa konnten bisher 20 Rezeptfälschungen aufgedeckt werden, sagte Dirk Becker, Pressesprecher der AOK Nordost auf Nachfrage der PZ. Die meisten davon seien in Apotheken in Baden-Württemberg eingelöst worden. Aber auch in Hessen, Berlin, Schleswig-Holstein und Hamburg wurden gefälschte Rezepte eingereicht und mit der AOK Nordost abgerechnet.
Bei Ragwizax PZN 15408379 (N1 Packung) seien bisher 56 Rezeptfälschungen verzeichnet worden, von denen die meisten in Berliner Apotheken eingelöst wurden, einige wenige aber auch in Apotheken in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Bei Ragwizax PZN 15408362 (N3 Packung) seien 25 Rezeptfälschungen aufgedeckt worden. Auch seien die meisten in Berliner Apotheken, vereinzelt aber auch in Brandenburg und Sachsen, eingelöst worden, so Becker.
Insgesamt betreffe das Problem 91 verschiedene Apotheken im Bundesgebiet. Der allein durch die Rezeptfälschungen bei diesen beiden Präparaten verursachte Schaden liegt laut Dirk Becker bei der AOK Nordost momentan bei 140.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft und polizeiliche Ermittlungsbehörden seien eingebunden. Die Ermittlungen laufen und erstrecken sich auf mehrere Bundesländer.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.