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Sprunghafter Anstieg von Betrugsfällen
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AOK Nordost warnt vor Rezeptfälschungen

Erst kürzlich warnte die die Münchener Staatsanwaltschaft vor zunehmenden Rezeptfälschungen und rief Apotheken zu erhöhter Wachsamkeit auf. Nun weist auch die AOK Nordost auf einen sprunghaften Anstieg von Fälschungen bei onkologischen Präparaten und einem Allergie-Medikament hin.
AutorKontaktMelanie Höhn
Datum 18.12.2025  17:00 Uhr

91 Apotheken im Bundesgebiet betroffen

Rezeptfälschungen können schnell hohe finanzielle Verluste bei den Krankenkassen verursachen: So liegen die Kosten für Caprelsa 300 mg bei rund 4760 Euro, bei Ragwizax bei rund 350 Euro pro Packung. Der AOK Nordost ist allein von Januar bis Oktober 2025 bereits ein Verlust von 755.000 Euro durch Rezeptfälschungen entstanden. »Wenn wir die aktuelle Fälschungswelle nicht stoppen, kann daraus schnell eine Million werden«, fügte Julia Goldmann hinzu. »Und das betrifft nur die AOK Nordost. Man kann sich vorstellen, welchen finanziellen Schaden Rezeptfälscher der Gesamtgemeinschaft der gesetzlich Krankenversicherten jährlich zufügen.«

Die größten finanziellen Verluste haben dabei gefälschte Rezepte für folgende Präparate verursacht: Alecensa, Braftovi, Caprelsa, Fentanyl, Lenvima, Lonsurf, Mekinist, Mektovi, Mounjaro, Orserdu, Ozempic, Ragwizax und Tukysa.

Achtsamkeit bei Papierrezepten

Rezeptfälschungen treten bundesweit auf, daher sei in allen Apotheken bei Vorlage von Papierrezepten besondere Wachsamkeit erforderlich. Apothekenmitarbeitende sollten sich vor der Abgabe folgende Fragen stellen: Ist die Verordnungsmenge plausibel oder ungewöhnlich hoch? Beliefert die Apotheke regelmäßig solche Rezepte aus dieser Praxis oder handelt es sich um besonders ungewöhnliche, hochpreisige Arzneimittel, die die Apotheke noch nie beliefert hat? Ist die Apotheke mit dem Kunden vertraut?

»Bei ihnen unbekannten Kunden sollten sich Apothekenmitarbeitende außerdem immer die Versichertenkarte zeigen lassen, wenn diese mit Papierrezepten kommen. Insbesondere, wenn auf diesen Rezepten hochpreisige Präparate oder Medikamente wie Ozempic® und Mounjaro® verordnet sind«, empfiehlt Goldmann. Rezeptfälscher würden Medikamente häufig telefonisch vorbestellen. »Bei einer telefonischen Vorbestellung sollte die Apotheke darauf hinweisen, dass sie bei Abholung die Versichertenkarte prüfen wird«.

Polizei und Krankenkasse informieren Vermuten Apotheken eine Fälschung, sollten sie sich bei der Arztpraxis rückversichern, ob der Patient oder die Patientin bekannt ist. Sei dies nicht der Fall, sollten sie direkt die Polizei informieren und sich unmittelbar mit der zuständigen Krankenkasse in Verbindung setzen. Im Gesundheitspartner-Portal der AOK Nordost würden Informationen zu Rezeptfälschungen für Apotheken bereitgestellt sowie Rezeptfälschungsmerkmale regelmäßig aktualisiert.

 

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