Ampelfraktionen für Cannabis-Abgabe in Apotheken |
Cornelia Dölger |
02.05.2023 15:30 Uhr |
Einen solchen Konflikt kann Dirk Heidenblut, apothekenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und obendrein Berichterstatter für das Legalisierungsvorhaben, nicht nachvollziehen. Er erklärte der PZ auf Anfrage, dass die SPD-Bundestagsfraktion es für richtig halte, die Apotheken mit einzubeziehen. »Hier besteht bereits die sicherlich von Abgabestellen geforderte fachliche Expertise«, betonte er. »Aufklärung und Beratung spielen für uns eine große Rolle, gerade an diesem Punkt sind Apotheken bestens gerüstet.« Wo in diesem Zusammenhang ein Konflikt mit dem apothekerlichen Heilberuf sei, sehe er nicht, so Heidenblut. »Eine Abgabe mit guter Beratung vor möglichen Risiken ist doch ganz im Interesse heilberuflicher Tätigkeit, die vor Schäden schützen soll.«
Allerdings, so räumte er ein, müsse jede Apothekerin und jeder Apotheker für sich entscheiden, »ob der Verkauf von Produkten, die (zumindest in dieser Form) nicht der medizinischen Anwendung dienen, ganz grundsätzlich im Interesse der Apotheke liegt«. Letztlich gehe es ja nicht darum, dass Apothekerinnen und Apotheker möglich machten, das Produkt auf den Markt zu bringen, sondern, »dass sie sich daran beteiligen, dass eine risikogerechte Abgabe erfolgen kann«, argumentierte er.
Vor einer Verpflichtung für Apotheken, sich an der kontrollierten Abgabe zu beteiligen, warnten auch Stimmen aus den beiden anderen Ampelfraktionen. Einer möglichen Beteiligung stimmten sie gegenüber der PZ gleichwohl zu. So stellte Kristine Lütke, sucht- und drogenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, heraus, für ihre Fraktion sei klar, dass sich »Apotheken bereits in der Phase der Modellprojekte um Lizenzen zum Verkauf von Cannabis zu Genusszwecken bewerben können sollten – aber nicht müssen!«.
Um eine flächendeckende Versorgung mit Cannabis zu Genusszwecken zu garantieren, könnten Apotheken eine wichtige Rolle spielen, so Lütke weiter, »auch durch ihre einzigartige Vertriebsstruktur gerade im ländlichen Raum«. Außerdem hätten Apotheken bereits Erfahrung mit gesundheitlicher Beratung, »das ist auf jeden Fall ein Pluspunkt«.
Die grüne Gesundheitsexpertin Kirsten Kappert-Gonther, die für das Thema Cannabis in ihrer Fraktion zuständig ist, argumentierte ähnlich. Bei der kontrollierten Abgabe im Rahmen von Modellprojekten »könnten auch Apotheken ihre Expertise einbringen, um zum Beispiel im ländlichen Raum den Bedarf zu decken«, so Kappert-Gonther zur PZ. Die Abgabe von medizinischem Cannabis sowie die Beratung von Patienten und Patientinnen sollten dabei klar getrennt sein von der Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken. Regeln zum Jugendschutz müssten eingehalten werden. Klar sei, dass die Abgabe von Genusscannabis nicht die Hauptaufgabe von Apotheken sei und keine Apotheke verpflichtet werden sollte, sich daran zu beteiligen.
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