Alternativen für Azithromycin |
Daniela Hüttemann |
23.08.2024 15:30 Uhr |
Mittel der Wahl bei vielen Infektionen, doch derzeit nur schwer zu bekommen: Azithromycin in oraler Form. / Foto: Adobe Stock/Soni's
Angesichts eines Versorgungsengpasses bei oral anwendbarem Azithromycin hat die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) eine neue Handlungsempfehlung mit Alternativen herausgegeben. Azithromycin gilt in mehreren Leitlinien als Mittel der Wahl, insbesondere bei Infektionen der Atemwege, im HNO-Bereich und bei sexuell übertragbaren Krankheiten (STD).
Es wird gegenüber anderen Makroliden wie Clarithroymycin, Roxithromycin und Erythromycin bevorzugt, da die lange Halbwertzeit die Einmalgabe oder kurzfristige Therapie ermöglicht und auch das Interaktionspotenzial geringer ist. Muss eine Alternative gefunden werden, sind grundsätzlich die Kontraindikationen und Risiken der einzelnen Substanzen zu beachten, mahnt die DGI und erinnert vor allem an eine QT-Zeit-Verlängerung, die durch alle Makrolid-Antibiotika verursacht werden kann.
Da sich das Spektrum der von Azithromycin erfassten Erreger großteils mit dem von Clarithromycin deckt, empfehlen die Infektiologen, primär auf dieses auszuweichen. Zu beachten ist, dass Clarithromycin zweimal täglich und über einen längeren Zeitpunkt als Azithromycin gegeben werden muss. Die Standarddosierung für Erwachsene beträgt zweimal täglich 500 mg, bei leichteren Infektionen auch zweimal 250 mg pro Tag. Die Therapiedauer hängt von der Indikation und Schwere der Erkrankung ab und ist den jeweiligen Leitlinien zu entnehmen.
Bei STD kommt Clarithromycin nur bei Infektionen mit Ureoplasma urealyticum als Alternative infrage (zweimal täglich 500 mg für sieben Tage). Bei allen anderen Infektionen wird in den Therapieempfehlungen aus der Gruppe der Makrolid-Antibiotika ausschließlich Azithromycin aufgeführt. Es gebe keine belastbaren Daten für die Wirksamkeit von Clarithromycin bei Chlamydien oder Gonokokken. Hier nennt die DGI als Alternative Doxycyclin (zweimal täglich 100 mg über sieben Tage). Allerdings bestehen auch für Doxycyclin Lieferengpässe.
»Bei Nicht- Verfügbarkeit von Azithromycin und Doxycyclin ist der Einsatz von Clarithromycin (zweimal täglich 500 mg für sieben bis 14 Tage) als Einzelfallentscheidung anzusehen«, heißt es in der DGI-Empfehlung. Bei nachgewiesener Gonokokken-Infektion sei eine Monotherapie mit Ceftriaxon (einmalig 1 bis 2 g intramuskulär oder intravenös) ausreichend.
»Diese Anleitung versteht sich als pragmatische Empfehlung, die nur dann angewendet werden soll, wenn tatsächlich kein Azithromycin in oraler Form lieferbar ist und eine Behandlung nach den entsprechenden Leitlinien nicht möglich ist«, heißt es seitens der DGI.
Die AMK bittet Apothekerinnen und Apotheker, Verdachtsfälle von Arzneimittelrisiken im Zusammenhang mit dem bestehenden Lieferengpass von Azithromycin sowie beim Einsatz entsprechender therapeutischer Alternativen unter www.arzneimittelkommission.de zu melden.