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XBB.1.5-Booster
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»Alte« Antikörper durch neuen Coronaimpfstoff

Seit Kurzem sind an die Omikron-Subvariante XBB.1.5 angepasste Impfstoffe verfügbar, die sehr wirksam sind. Allerdings zeigt sich auch für diese Impfstoffe, dass sie in erster Linie vorhandene B-Zellen aktivieren, ein Phänomen, das als Immunprägung bezeichnet wird.
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 04.12.2023  09:00 Uhr
Kaum neue XBB.1.5-spezifische Antikörper durch XBB.1.5-Booster

Kaum neue XBB.1.5-spezifische Antikörper durch XBB.1.5-Booster

Allerdings zeigten die Daten der Gruppe auch, dass der XBB.1.5-Booster eine höhere Neutralisierungskraft gegen die Wildtyp-Pseudoviren im Vergleich zu den XBB.1.5-Pseudoviren hervorriefen. Das ist ein deutlicher serologischer Hinweis auf eine Immunprägung.

Im nächsten Schritt entfernten die Forschenden die Fraktion der polyklonalen Plasma-Antikörper gegen das Wildtyp-Virus. Mit Ausnahme der Plasmaproben von zwei Personen ließ sich mit den verbleibenden Antikörper-Fraktionen keine Neutralisation von XBB.1.5-Pseudoviren mehr nachweisen. Das wiederum zeigt, dass praktisch alle Plasma-Antikörper, die an das Spike-Protein der XBB.1.5-Variante binden, auch mit dem Spike-Protein des Wildtyp-Virus interagieren.

Auf Basis dieser Daten kann man annehmen, dass eine Booster-Impfung mit dem XBB.1.5-Impfstoff kreuzreaktive Plasma-Antikörpertiter induziert, die bereits durch eine Exposition mit dem Spike-Protein des Wildtyp-Virus – entweder durch eine Infektion oder durch Impfungen mit den alten Covid-19-Impfstoffen – gebildet worden waren. Neue, hochspezifische, gegen die XBB.1.5-Varianten gerichtete, Antikörper werden nach diesen Daten durch die Auffrischimpfung nicht gebildet.

Durch Booster neu gebildete Gedächtnis-B-Zellen in der Minderheit

Schließlich analysierten die Forschenden mithilfe der Durchflusszytometrie die Gedächtnis-B-Zell-Populationen (MBC) nach einer XBB.1.5-Auffrischimpfung. In diesen Experimenten sollte die Häufigkeit der MCBs ermittelt werden, die mit der XBB.1.5-Rezeptorbindungsdomäne (RBD) interagieren und gleichzeitig auch an die RBD des Wildtyp-Virus binden.

Nur fünf der zwölf untersuchten Plasmaproben enthielten MBCs, die mit der XBB.1.5-RBD, nicht aber an die RBD des Wildtyp-Virus interagierten. Zudem war der Anteil dieser MBCs sehr gering (0,4 bis 13,3 Prozent). Dies bedeutet, dass praktisch alle an die RBD der XBB.1.5-Variante bindenden MBCs auch mit dem Wildtyp-Virus kreuzreagierten. Eine De-novo-Induktion von B-Gedächtniszellen durch variantenspezifische mRNA-Booster scheint zwar möglich, aber aufgrund der immunologischen Prägung eher selten.

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