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Prostatamittel bei Covid-19

Alphablocker soll Zytokinsturm stoppen

Bevor ein gefürchteter  Zytokinsturm bei Covid-19-Patienten einsetzen kann, will man das Immunsystem nun mit einem Alpha-Rezeptorblocker bremsen. Eine Studie mit Prazosin ist gestartet.
AutorKontaktSven Siebenand
Datum 22.05.2020  14:10 Uhr

Das Howard Hughes Medical Institute meldet, dass ein Team um Professor Dr. Bert Vogelstein von der Johns Hopkins University in Baltimore in einer klinischen Studie testen will, ob die Einnahme des Alpha-1-Rezeptor-Antagonisten Prazosin die Entwicklung eines Zytokinsturms bei Covid-19-Patienten verhindern kann. 

Die Wissenschaftler hatten sich schon vor der Coronavirus-Pandemie mit dem Einfluss des Alphablockers auf das Immunsystem beschäftigt. Unter anderem beschäftigten sie sich mit dessen Einsatz bei Krebspatienten, die eine Immuntherapie machen. Auch bei dieser Behandlung kann es zum Zytokinsturm kommen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Katecholamine die Freisetzung weiterer Zytokine triggern können und damit einen negativen Einfluss auf die Entwicklung der Immunreaktion ausüben.  Bereits 2018 haben sie in »Nature«  Untersuchungsergebnisse bei Mäusen publiziert. Die Tiere waren mit Bakterien infiziert worden und hatten anschließend ein Medikament erhalten, das die Katecholamin-Synthese hemmte. Das schwächte den Zytokinsturm ab und reduzierte die Todesrate bei den Mäusen. Als die Coronavirus-Pandemie aufkam, entwickelten sie die Idee, bei Covid-19-Patienten einen Alphablocker auszutesten. Bestätigt wurden sie durch eine weitere Beobachtung: Die Forscher hatten nach hospitalisierten Covid-19-Patienten gesucht, die ohnehin einen Alphablocker eingenommen haben, zum Beispiel als Prostatamittel oder als Blutdrucksenker. Tatsächlich fanden sie, dass diese Patienten ein geringes Risiko für einen Tod respiratorischer Ursache hatten. 

Dies allein kann natürlich kein Grund sein, Covid-19-Patienten mit Alphablockern zu behandeln. In einer placebokontrollierten Studie mit 220 Patienten soll nun untersucht werden, ob der Wirkstoff Prazosin einen Nutzen bringt. Eingeschlossen werden Patienten zwischen 45 und 85 Jahren, die bislang nicht beatmet werden und die noch nicht auf einer Intensivstation behandelt werden müssen. Untersucht wird, ob die Patienten in der Verumgruppe im späteren Verlauf ihrer Erkrankung seltener auf Intensivstation verlegt und seltener beatmet werden müssen. Die Wissenschaftler hoffen, dass mithilfe des Alphablockers ein drohender Zytokinsturm gleich zu Beginn ausgebremst werden kann.

Die Dosis des Alphablockers Prazosin soll langsam und abhängig von den Blutdruckwerten gesteigert werden. Zu Beginn erhalten die Patienten dreimal täglich 1 mg Wirkstoff, ab dem dritten Tag dreimal täglich 2 mg Prazosin und ab dem 6. und bis zum 28. Tag dreimal täglich 5 mg, sofern sie diese Dosis vertragen und keine Hypotension entwickeln. 

Prazosin, das vor allem zur Behandlung der arteriellen Hypertonie, aber auch bei benigner Prostatahyperplasie eingesetzt wird, ist in Deutschland nicht im Handel verfügbar. In den USA ist es auf dem Markt. Die Wissenschaftler gehen nicht auf andere Alphablocker wie Doxazosin, Terazosin, Alfuzosin, Silodosin oder Tamsulosin ein. Legt man den postulierten Wirkmechanismus zugrunde, müssten sie ähnlich funktionieren wie Prazosin. Bis es aber so weit ist, Alphablocker in großem Maßstab zur Verhinderung des Zytokinsturms einzusetzen, müssen zunächst die Studienergebnisse abgewartet werden.

Gerade der Einfluss auf den Blutdruck darf nicht unterschätzt werden. Falls die Alphablocker sich doch aus dem Rennen verabschieden, gibt es übrigens weitere Kandidaten, die zur Behandlung des Zytokinsturms schon gute Ergebnisse gezeigt haben, etwa die Interleukin-6-Antikörper Tocilizumab und Sarilumab.

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