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Glioblastome

Alkylanzien-Kombi verlängert Überleben deutlich

Glioblastome sind die häufigsten und aggressivsten Hirntumoren. Die Prognose ist trotz massiver Therapie schlecht. Jetzt melden gleich zwei Forscherteams Erfolge: mit einer Arzneimittelkombination und einer Schwerionen-Bestrahlung.
AutorKontaktBrigitte M. Gensthaler
Datum 20.02.2019  10:22 Uhr

Jährlich erkranken in Deutschland rund 2400 Menschen, meist im Alter zwischen 50 und 70 Jahren, an einem Glioblastom. Der Hirntumor kann operativ zwar zum größten Teil entfernt werden. Aber die Erkrankung ist extrem invasiv: Es wandern immer einige Krebszellen in das gesunde Hirngewebe. Mit einer Radiochemotherapie kann das Fortschreiten verlangsamt werden. Heilbar ist das Glioblastom nicht.

Derzeit erhalten Patienten neben einer Strahlentherapie in der Regel Temozolomid (TMZ). Der Wirkstoff ist peroral bioverfügbar und wirkt als Alkylans. Besonders wirksam ist TMZ bei einer Unterform des Glioblastoms, die gut ein Drittel aller Erkrankten haben. Hier bewirkt eine MGMT-Promotor-Methylierung, dass das von dem Promotor gesteuerte MGMT-Gen seltener abgelesen wird. Dadurch kann das Alkylans den Tumor besser angreifen – und dennoch ist die Wirksamkeit deutlich begrenzt.

In einer Phase-II-Studie hatten Wissenschaftler um Professor Dr. Ulrich Herrlinger von der Klinik für Neurologie und Centrum für Integrierte Onkologie am Universitätsklinikum Bonn vor einigen Jahren Temozolomid zusammen mit dem Nitrosoharnstoff Lomustin (Chlorethyl-Cyclohexyl-Nitroso-Urea, CCNU) verabreicht. Auch Lomustin wirkt als Alkylans. »Wir fanden damals erste Hinweise, dass diese Kombination die Prognose eventuell deutlich verbessern kann«, erklärt Herrlinger in einer Pressemeldung der Uni Bonn. Eine Phase-III-Studie, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, zeigte jetzt, dass die Kombination der Alkylanzien die Überlebenszeit tatsächlich deutlich verlängert.

An der im Fachjournal »The Lancet« veröffentlichten Studie nahmen knapp 130 Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom und methyliertem MGMT-Promoter teil. Sie erhielten entweder eine Standard-TMZ- oder eine Lomustin-TMZ-Therapie, jeweils kombiniert mit Bestrahlung. Aufgrund der unterschiedlichen Therapieschemata war die Studie nicht verblindet.

Die Kombination war deutlich erfolgreicher: Sie verlängerte das mediane Gesamtüberleben (primärer Endpunkt) auf 48,1 Monate gegenüber 31,4 Monaten unter TMZ. Schwere unerwünschte Ereignisse waren aber etwas häufiger (59 versus 51 Prozent der Patienten). Da nur Patienten mit einem methylierten MGMT-Promotor von dem neuen Behandlungsansatz profitieren, handle es sich um eine für diese Untergruppe maßgeschneiderte Therapie, betont Herrlinger. »Letztlich ist das ein erster Schritt hin zu einer personalisierten Krebsmedizin für Glioblastom-Patienten.« Angesichts der kleinen Patientenzahl mahnt der Studienleiter jedoch zur Zurückhaltung.

Mit Strahlen resistente Tumorzellen zerstören

Einen anderen Ansatz verfolgten Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum, vom Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum (HIT) und vom Universitätsklinikum Heidelberg. Sie erprobten die Bestrahlung mit Schwerionen als innovative Lokaltherapie. Der Gedanke dahinter: Die bösartigen Hirntumoren enthalten neben »normalen« Krebszellen auch solche, die besonders widerstandsfähig gegenüber herkömmlichen Therapien sind. Hierzu gehören zum einen Tumorstammzellen, zum anderen sogenannte hypoxische Zellen, die aus dem Tumorinneren stammen, in dem meist Sauerstoffmangel herrscht.

Ein Forscherteam um Sara Chiblak und Amir Abdollahi zeigte nun in In-vitro- und Tierexperimenten, dass eine Schwerionen-Therapie auch die beiden resistenten Krebszellarten zerstört. »Wir verwenden Kohlenstoff-Ionen, die unmittelbar am Erbgut der Krebszellen komplexe Schäden verursachen, die weder Tumorstammzellen noch hypoxische Zellen reparieren können«, erklärt Abdollahi in einer Pressemeldung des DKFZ.

Das hat weitere Folgen: Die Vernichtung der hypoxischen Zellen veränderte das Tumormilieu so, dass das Glioblastom vom Immunsystem eventuell leichter angreifbar wird. Das könnte den Weg für eine Immuntherapie ebnen. »Eine Vorbehandlung mit Kohlenstoff-Ionen könnte den Tumor möglicherweise so verändern, dass Immun-Checkpoint-Inhibitoren oder andere Immuntherapien auch bei Glioblastomen besser wirken«, hofft der HIT-Forscher.

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